Beim Karpfenangeln überlassen Maurice Willms und Danny Schaltin nichts dem Zufall. Hier die Erfolgsmontagen der Experten. Von Christian Hoch
Der Teufel steckt im Detail. Eine Redewendung, die sich gerade beim Karpfenangeln schon häufig bewahrheitet hat. In erster Linie trifft dies für die Montagen zu. Sind sie nicht richtig durchdacht, ist der Ansitz womöglich von vornherein zum Scheitern verurteilt. Doch das muss nicht sein, denn bestimmte Rigs sind nicht nur äußerst fängig, sondern zudem universell einsetzbar und vergleichsweise einfach zu binden.
Dies demonstrieren mir Maurice Willms und Danny Schaltin an einem holländischen Polder. Zwar setzt jeder der beiden Spezis auf eine andere Strategie, doch beide fangen auf Ansage ihre Fische, was ja beim Karpfenangeln oftmals leider nicht gelingt. Ich bin jedenfalls schwer beeindruckt. Während einer kleinen Beißflaute bitte ich die Jungs, mir ihre Montagen ein wenig näher zu erklären.
Helicopter Rig
Maurice macht den Anfang. Er setzt unter anderem auf das so genannte Helicopter Rig. Dieses verdankt seinen Namen der Tatsache, dass sich das Vorfach samt Köder während des Werfens wie der Propeller eines Hubschraubers dreht. Vorteil: Der Angler kann auch große Distanzen überbrücken, ohne dass die Montage im Flug verheddert oder verdrallt. Zudem lässt sie sich sowohl im Fließ- als auch im Stillwasser prima einsetzen.
Damit sich das Vorfach drehen kann, wird es mit einem Tönnchenwirbel am Ende der Hauptschnur oder, wie bei Maurice, an einem Bleischlauch beziehungsweise einer speziellen Schnur mit Bleikern (engl. Leadcore) befestigt. Das Ganze legt sich flach auf den Grund, so dass es deutlich weniger Schnurschwimmer gibt. Gerade, wenn sich viele Fische auf dem Futterplatz tummeln, ist dies ein großer Vorteil.
Chod Rig
Eine abgewandelte Form des Helicopter Rigs stellt das so genannte Chod Rig dar (siehe Zeichnung 2). Maurice erklärt dazu: „Die verbesserte Flugeigenschaft ist in diesem Fall gar nicht das Entscheidende. Der eigentliche Vorteil liegt darin, dass man durch die besondere Anordnung des Ganzen verhindert, dass der Köder in den Schlamm gezogen wird.“ Zwei Sachen sind dafür in erster Linie verantwortlich: Zum einen benutzt Maurice einen auftreibenden Pop-Up-Boilie, zum anderen ein fünf bis sechs Zentimeter langes, steifes Monovorfach, auch als Stiff Rig bezeichnet. Dieses ragt aufgrund des Pop-Up-Auftriebs auf kompletter Länge vom Grund nach oben. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass der Köder nicht im weichen Untergrund versinkt. Maurice steigert die Auffälligkeit noch, indem er einen Fluo-Pop-Up anbietet. Welcher Karpfen kann da schon widerstehen?
Zum Thema Haken merkt der Spezi an: „Man sagt zwar immer, dass größere Modelle besser sitzen, aber diese Erfahrung habe ich nicht gemacht. Ich bevorzuge eher kleine Haken. Denn die schlitzen meiner Meinung nach nicht so schnell aus, weil sie sich besser mit Fleisch füllen und dadurch besser sitzen.“ Da in dem für heute ausgewählten Polder eher mit kleinen bis mittleren Fischen zu rechnen ist, geht Maurice bei einer Montage sogar auf Größe 8 herunter. In der Regel vertraut er aber auf 4er oder 6er Modelle.
Wegen des schlammigen Gewässergrunds benutzt Maurice als Vorfachmaterial unter anderem das Magic Link von Hot Stuff in Grün. Seine Begründung: „Ich hoffe, dass es sich den Bodenverhältnissen besser anpasst und dadurch unauffälliger wird. Da die Karpfen hier im Drill häufiger ins Schilf flüchten, wähle ich das Vorfach knapp 20 Zentimeter lang. Das ist ein guter Kompromiss zwischen kurz genug, um sauber haken zu können, und lang genug, damit es nicht im Schlamm einsinkt.“
Shot on the Hook Rig
Auch Danny legt beim Karpfen-Ansitz größten Wert auf die Details. Dies wird schon bei seiner ersten Montage deutlich, die er mir präsentiert: das so genannte Shot on the Hook Rig. Hört sich ziemlich kompliziert an, ist es aber gar nicht, im Gegenteil. Denn der Name will einfach sagen, dass im Hakenbogen ein Bleischrot fixiert ist (siehe Zeichnung ). Dahinter steckt folgende pfiffige Idee: Normalerweise werden bei klassischen Pop-Up-Montagen die Köder samt Haken angehoben. Dies hat zur Folge, dass Kraut oder Unrat eingesammelt wird. Fehlbisse sind die Folge. In diesem Fall jedoch wird der Haken durch das Bleischrot stets nach unten gezogen. Benny beschreibt den Effekt beim Biss folgendermaßen: „Wenn der Karpfen den Boilie einsaugt, fasst der Haken grundsätzlich in der Unterlippe. Genau dort soll er auch sitzen, denn die Unterlippe ist besonders hart und fleischig. Es passiert mir so gut wie nie, dass ein Haken ausschlitzt.“
Ein weiterer Vorteil der Montage: Oftmals werden beim Fischen mit Pop-Ups Weißfische von außen gehakt, die neugierig gegen den Haken stupsen. Da jener jedoch in diesem Fall künstlich schwerer gemacht wird, kann er sich nicht so flexibel bewegen. Das Ergebnis sind weniger ungewollt gehakte Weißfische.
Sein Bleischrot klemmt Danny nicht direkt auf den Hakenbogen. Vielmehr benutzt er dafür ein Stück dünnes Monofil, das er um den Schenkel legt. Nun wird das Bleischrot bündig angequetscht, so dass es noch ein wenig Spiel hat. Dann die Schnurenden abschneiden, fertig.
Genau wie Maurice schwört auch Danny auf kleine Haken. In erster Linie handelt es sich dabei um qualitativ hoch-wertige Modelle aus der Hot-Stuff-Serie. Beispielsweise fischt er gern mit dem Teflon Hook CT 03.
Headset Rig
Zum Schluss hat Danny noch eine Eigenkreation auf Lager, die in holländischen Karpfenanglerkreisen für Furore gesorgt hat: das so genannte Headset Rig (siehe Zeichnung). Die Idee dafür kam ihm beim Musikhören mit dem MP3-Player. So haben viele dazugehörige Kopfhörer am Ende einen Silikonschlauch, aus dem seitlich die Ohrstecker herausragen. Dieser gekrümmte Schlauch brachte Danny dazu, ihn einfach über das Hakenöhr und das Vorfach zu schieben. Das Ganze stellt quasi eine banenenförmige Verlängerung des Hakens dar. Dieser kann sich auf diese Weise bei einem Biss durch die Hebelwirkung leichter ins Fischmaul drehen. Zudem fällt es dem Verdacht schöpfenden Karpfen deutlich schwerer, den Köder wieder auszublasen.
Damit das Haar mehr Spiel hat, führt es Danny durch einen kleinen Ring, der auf dem Hakenschenkel sitzt. So kann es sich bei Zug frei in jede Richtung bewegen. Und dass die Rechnung voll aufgeht, zeigt sich schon wenig später, als der nächste Fisch den Bissanzeiger aufheulen lässt…