Zielfische Karpfen Zielfisch Karpfen: Ab ins Kraut!

Zielfisch Karpfen: Ab ins Kraut!


Michael Köster hält selbst der dichteste Pflanzendschungel nicht von einem Karpfenansitz ab. Der Erfolg gibt ihm Recht.

Junge, da kannst Du doch nicht fischen, höchstens übers Wasser laufen!“ Solche Sprüche bekam ich an einem von mir befischten Gewässer des Öfteren zu hören, als ich es mitten im Kraut auf Karpfen probieren wollte. Da ich aber ein Dickkopf bin und mich nicht leicht von meinen Ideen abbringen lasse, habe ich mir die Situation einmal genauer angeschaut. Die von mir ins Auge gefasste Stelle war tatsächlich vom Ufer aus bis weit in den See hinein extrem verkrautet. Einen Hakenköder hätte ich dort nicht sinnvoll präsentieren können. Ganz zu schweigen davon, einen Karpfen in dem Dschungel zu drillen. Da sich die Fische aber gerade in diesem Teil des Sees aufhielten und die krautfreien Stellen mittlerweile mieden, musste ich mir etwas einfallen lassen.

Die zündende Idee

Ich hatte folgende Idee: Weil sich im Gewässer neben Karpfen auch jede Menge Brassen, Rotaugen und andere Friedfische tummeln, begann ich, mit Bruchmais und Weizen einen zirka zehn mal zehn Meter großen Spot anzufüttern. Meine Theorie war, dass Plötzen und Co. durch das Futter angelockt werden und nebenbei nach und nach auch das Grünzeug vertilgen. Meine Rechnung ging auf, denn nach zwei- bis dreimaligem Vorfüttern konnte ich mithilfe meiner Polbrille erkennen, dass der Unterwasserdschungel schon deutlich lichter wurde. Bevor ich an dieser Stelle zum ersten Mal angelte, nahm ich zusätzlich eine spezielle Krautharke zur Hilfe, mit der ich noch vorhandene Krautbüschel auf ein erträgliches Maß dezimierte. Den Futterplatz legte ich übrigens zwei bis drei Meter vom Ufer entfernt an, denn ich wollte nicht, dass die anderen Vereinsmitglieder auf Anhieb erkennen, dass es dort eine krautfreie Stelle gibt.

Wenn die Montagen ständig komplett von Grünzeug umhüllt werden (li.), hilft meist nur noch eine spezielle Krautharke (re.), sofern am jeweiligen Gewässer erlaubt.

Gefischt habe ich mit einem so genannten Safety Bolt Rig, also einer halbfest montierten Fluchtmontage. Der Clou dahinter: Wenn sich das Blei festsetzt, löst es sich aus dem Clip und somit von der Montage. Der Fisch kann auf diese Weise ohne das Gewicht gedrillt werden, und zwar an der Oberfläche. Wenn man die Lippe des Clips ein wenig kürzt, wird das Blei schon bei leichtestem Widerstand freigegeben.

Meine Erfolge waren von Beginn an einfach nur genial. So konnte ich beispielsweise in nur einer Nacht drei Karpfen von über 15 Kilo überlisten. Im Laufe der Zeit gingen die Fänge zwar zurück, aber ich hatte trotzdem einen neuen Hot Spot im See gefunden.

Auch diesen 30-Pfünder zog Michael Köster direkt aus dem „Dschungel“.

Kraut im Kommen

Nach meinen Erfahrungen hat sich das Krautproblem hierzulande in den letzten Jahren immer mehr verstärkt. Dies hängt sicher auch damit zusammen, dass das Wasser klarer geworden ist. Eine Ursache dafür sind die vermehrt vorkommenden Dreikantmuscheln, die als Filtrierer für ein klareres Wasser sorgen. So verwundert es nicht, dass durch die besseren Lichtverhältnisse das Grünzeug entsprechend gut gedeihen kann. Auch die jahrzehntelange Düngung der Äcker trägt ihren Teil zum Wachstum des Krauts bei.

Da ich aber mein Hauptaugenmerk auf die Karpfenangelei lege, finde ich das Kraut gar nicht so schlimm, ganz im Gegenteil. Es beinhaltet nämlich auch viel Nahrung, so dass es durchaus Sinn macht, seine Köder ganz in der Nähe oder sogar mittendrin anzubieten. Selbst wenn das Fischen auf den ersten Blick unmöglich erscheint, so sind solche Spots meine absoluten Lieblinge. Denn sie werden von den Karpfen sehr gerne aufgesucht – sei es zum Fressen oder als Ruhezone.

Meist beginne ich im Spätsommer damit, die entsprechenden Stellen auszukundschaften, die ich mir auf einer Karte markiere. Im Spätherbst, selbst im Winter, sind dies meine absoluten Geheimstellen, da das Kraut in dieser Zeit abstirbt und zum Grund sinkt. Dort präsentiere ich gerne meine Hakenköder und fange auch in den kalten Wintermonaten meine Fische.

Auftreibende Köder

Im Sommer ist es wichtig, dass man seine Köder über dem Kraut anbietet. Dies funktioniert am besten mit auftreibenden Pop-Up-Boilies. Ich setze auf Kugeln in Durchmessern von 16 bis 20 Millimetern am 6er bis 8er Haken. Das Vorfach sollte maximal 15 Zentimeter lang sein und eine Tragkraft von 20 lb aufweisen. Damit das Ganze nicht verheddert, empfehle ich ein so genanntes Helikopter-Rig, bei dem das Vorfach über dem Blei montiert wird und während des Wurfs um seine eigene Achse rotiert.

Die Montage ist simpel: ein Helikopter-Rig von Korda, das es schon fertig zu kaufen gibt. Da der Köder über dem Kraut präsentiert werden muss, sind Pop-Ups ideal.

Tendenziell haben sich im Sommer herbe/fischige Boiliesorten bewährt, während ich in der kalten Jahreszeit eher mit fruchtigen Aromen erfolgreich war. Dies ist jedoch auch immer abhängig vom jeweiligen Gewässer. So kenne ich Reviere, an denen laufen Fischmehl-Boilies ganzjährig gut.

Michael Köster setzt beim Angeln im Kraut auf einen Futtermix. Dieser besteht unter anderem aus Pellets, Mais, Hanf, Lockstoff sowie Grundfutter.

Mit Rute und Blei testen

Wenn Sie nun zum ersten Mal eine krautreiche Stelle befischen möchten, empfehle ich Ihnen, den Bereich mit der Rute und nur mit einem Blei (ohne Haken) systematisch abzusuchen. Auf diese Weise merken Sie schnell, wo sich wie viel Kraut befindet. Gegebenenfalls setzen Sie, wenn erlaubt, eine Krautharke ein und füttern zwei- bis dreimal großflächig an. Dann können Sie wieder mit Rute und Blei testen. Ich empfehle Ihnen auch, eine zweite Stelle als Alternative anzulegen, falls der andere Platz mal besetzt ist, beziehungsweise um ihn nicht zu verangeln.

Gewusst wie: Mit einem solchen Ice Crusher (Eiswürfel-Zerkleinerer) lassen sich auch prima Boilies zerhäckseln. Alternative: der neue Korda Krusha.

Probieren Sie meine Methode doch einfach mal aus. Sicherlich bedarf es der einen oder anderen Stunde an Vorbereitung, aber wenn der Bissanzeiger den schönsten Dauerton der Welt abgibt, ist der Aufwand schnell vergessen. In diesem Sinne: Petri Heil!

10 Tipps für den Krautansitz

1) Eine geeignete Stelle im Hochsommer aussuchen. Möglichst nicht zu nah am Parkplatz, sondern dort, wo sonst nicht oder kaum gefischt wird.

2) Futterkampagne im Frühjahr starten, wenn das Kraut schon da ist.

3) Immer hinter einem Krautgürtel fischen. Es muss für Außenstehende so aussehen, als ob man dort nicht angeln könne.

4) Mit preisgünstigen Partikeln wie Weizen, Mais oder Pellets füttern.

5) Vor dem eigentlichen Fischen Boilies einwerfen.

6) Geflochtene Schnur, die auftreibt, benutzen, beispielsweise die Fireline XDS.

7) Die Köder stets über dem Kraut anbieten.

8) Ein Helikopter-Rig und auftreibende Pop-Ups benutzen.

9) Ruhe im Uferbereich bewahren, also in der Nähe des Angelplatzes kein Zelt aufbauen oder Heringe einschlagen.

10) Bei Bedarf mechanische Hilfen wie Krautharke einsetzen. Dies ist aber unbedingt mit dem Vorstand des Vereins abzusprechen.

Fängiger Mix

Die folgende Mischung können Sie ohne Vorfüttern direkt am Angeltag benutzen, weil die einzelnen Bestandteile sehr stimulierend auf Karpfen wirken:

• 1 Dose Hanf

• 1 Dose Partikelmix

• 1 kleine Dose Mais

• ca. 1/2 Packung Pellets

• ca. 1/2 Packung Grundfutter, zum Beispiel Mojo

• 2 Hand voll zerkleinerte Boilies

• 2 Hand voll ganze Boilies

Zu Beginn des Angelns werfe ich fünf bis sechs Futterballen aus diesem Mix ein, nach jeder zusätzlichen Stunde einen weiteren.

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