Zielfische Karpfen Mais-Tricks

Mais-Tricks

Matze im Mais. Dorthin hat er sich aber nur fürs Foto gestellt - die goldenen Körner kauft er nämlich so billig ein, dass er sie nicht stibitzen muss.

Da kann kein Karpfen widerstehen: MATZE KOCH zeigt, wie man Gold veredelt.

Früher kaufte ich palettenweise Dosenmais beim Discounter, bis die Kassiererinnen mich fragten, ob ich denn eine Quittung bräuchte. Die goldenen Körner zählen zwar bis heute zu meinen absoluten Lieblingsködern, doch der weiche Dosenmais ist bestenfalls für den Kurzansitz oder die Tour mit der Matchrute geeignet. Allzu schnell wird er nämlich vom Haken genuckelt.

Man muss daher ständig die Montagen kontrollieren. Das ist nicht gerade ein Vorteil beim Karpfenansitz. Aber auch bei der Großbrassenjagd oder dem gezielten Fischen auf kapitale Rotaugen ist es eher nachteilig, ständig einholen zu müssen.

Der Boilie beseitigte all diese Nachteile mit einem Schlag. Die Eiweißkugel darf auch ohne Übertreibung als einer der besten Köder aller Zeiten bezeichnet werden. Doch der Haken an der Sache ist das unentbehrliche Vorfüttern beim Karpfenansitz. Das muss sein und geht gewaltig ins Geld, wenn man voll und ganz auf Boilies setzt. Futtermais hingegen ist besonders preisgünstig und bietet eine wahre Fülle an Variationsmöglichkeiten. Einige davon möchte ich Ihnen nachfolgend vorstellen.

Ob Chilli-Pfeffer, Paprika, Salz oder Maggi - Futtermais lässt sich mit unterschiedlichen Zusätzen fängig verfeinern.
Ob Chilli-Pfeffer, Paprika, Salz oder Maggi - Futtermais lässt sich mit unterschiedlichen Zusätzen fängig verfeinern.

Qualität und Quantität

Um die 16 Euro kostet ein Zentner Futtermais, allerdings gibt es deutliche Qualitätsunterschiede. Reiner Bruchmais ist weniger gut geeignet. Wenn der ganze Mais aber lediglich einen Anteil der Bruchstücke enthält, muss das nicht von Nachteil sein. Denn sie erzeugen, nachdem sie gekocht sind, im Wasser einen feinen Futterbrei und locken Kleinfische an. Das macht ebenfalls die Karpfen neugierig und lädt sie zum Fressen ein. Das Ganze basiert auf dem Prinzip Futterneid, ich bezeichne es gern auch als Futterpyramide. Dieses auszunutzen, macht besonders dann Mais-Tricks Sinn, wenn man nur kurz oder gar nicht vorfüttern kann.

Sind andere Futter-Interessenten wie Brassen, Alande oder große Plötzen zu erwarten, setzt man besser auf Mais ohne Bruchstücke. So ein Zentnersack hat bereits ordentlich Volumen. Bedenken Sie aber, dass der Mais noch quellen sollte. Dabei wächst das Volumen locker um 50 Prozent an. Darum reicht so ein Sack in der Regel für eine ganze Saison, wenn man in etwa einmal die Woche ans Wasser kommt und alle zwei bis drei Tage etwas Futter einbringt.

In Fließgewässern wird meist deutlich mehr vertilgt, weil der Energiebedarf der Fische um einiges höher ist. Daher ist es besonders an Stillgewässern wichtig, dass man täglich kontrolliert, ob auch wirklich alles gefressen wurde. Denn wenn etwas Mais am Grund zurückbleibt, werden die Fische weitere eingebrachte Futtermengen natürlich ebenfalls liegen lassen. Am besten testet man dies, indem auch im seichten Wasser etwas gefüttert wird.

Maggi-Mais: Wer anders fischt als die anderen Angler, kommt oft schneller zum Erfolg.

Abgebrüht

Der einfachste und zugleich einer der attraktivsten Wege, Futtermais für die Fische interessant zu machen, ist das Aufkochen. Der entstehende Duft lässt mich jedes Mal fast selber zugreifen. Mit der Kochdauer kann man genau bestimmen, wie weich der Mais werden soll. Bis zur unkenntlichen Pampe lässt er sich verkochen. Leider hat die Sache einen kostspieligen Haken: die Strom- beziehungsweise Gasrechnung. Da ein Vorfüttern grundsätzlich empfehlenswert ist, schlägt es stark auf die Haushaltskasse, wenn man munter jeden Tag zwei Stunden lang die Herdplatten fordert. Sollten Sie trotzdem so vorgehen wollen, empfiehlt es sich, den Mais 24 Stunden lang in doppelter Wassermenge einzuweichen und ihn anschließend nur kurz aufzukochen. Die Körner haben die richtige Konsistenz bereits während der Einweichzeit erreicht, den verführerischen Duft erhalten sie schon nach kurzer Kochzeit.

Eingeweicht

Kochen ist aber nicht zwangsläufig nötig. Wenn der Mais nur eingeweicht wird, ist er schon bestens geeignet, um ihn den Karpfen zu servieren. 24 Stunden reichen völlig aus. Vergessen Sie übrigens das Märchen, dass ungequollener Mais den Karpfen schadet. In Fischzuchten wird tagtäglich damit gefüttert. Ungequollener Mais ist zwar etwas schwerer verdaulich, aber Probleme bekommt kein Karpfen da mit. Denn sie fressen sogar Muscheln samt Schale, und ihr Verdauungssystem arbeitet sehr schnell. Mais, der lediglich eingeweicht wurde, quillt nicht ganz so gut auf, platzt aber auch nicht auf und lässt sich so bestens aufs Haar ziehen.  Kleinfische können diesen Mais nicht fressen, und selbst Brassen haben ihre Schwierigkeiten damit. Die Muschel knackenden Karpfen dagegen sind davon begeistert. Für das selektive Fischen ist diese Methode daher die bessere Wahl. Leider fehlt beim bloßen Einweichen der verlockende Duft. Dem kann man aber leicht mit den folgenden Verfeinerungsmethoden auf die Sprünge helfen.

Matze Koch mit schönem Spiegler, der einen Maisköder zum Fressen gern hatte.

Gegorener Extrakt

Lassen Sie Ihren Mais doch einmal länger als 24 Stunden gären. Schon nach 48 Stunden beginnt er säuerlich zu riechen. Der belgische Karpfenprofi Luc de Baets drückt es so aus: „Gären lassen …, bis man den Gestank nicht mehr aushält!“ An heißen Sommertagen erlebte ich genau solche Szenarien. Bei 30 Grad Hitze auf einer mehrtägigen Karpfentour vergor der Mais, bis der Eimerdeckel abzuspringen drohte. Sowohl Grasfische als auch Karpfen liebten ihn umso mehr. Wir dürfen unsere Riechorgane eben nicht mit denen der Fische vergleichen.

Nebenbei bemerkt, entstand die Idee für die ersten Scopex-Boilies genau nach der fängigen Erkenntnis dieser Milchsäuregärung. Wichtig ist, dass der Mais keinesfalls zu schimmeln beginnt. Das mag selbst ein Karpfen nicht und ist außerdem ungesund für Mensch und Tier. Solange es säuerlich riecht, ist alles okay. Grober Anhaltspunkt: Nach vier Tagen bei normaler, nach zwei Tagen bei heißer oder schwüler Witterung sollte Schluss sein mit der Gärung.

Süß oder herb?

In den Regalen Ihres Angelshops finden Sie jede Menge Wundermittel, um das Futter zu süßen. Doch gibt es sehr viel günstigere Wege, um den Maisduft auch ohne lange Kochzeit attraktiver zu machen. Beispiel: Schütten Sie mal eine Flasche abgestandene Limonade mit hinein. Oder geben Sie einfach eine Menge Zucker hinzu. Das ist allerdings eine recht klebrige Angelegenheit!

Um der Milchsäuregärung auf die Sprünge zu helfen, kann auch ein Schuss Sahne oder ein guter Anteil Milch im Kochwasser Wunder wirken. Später im Wasser bilden sich intensive Wolken. Jeder Angler kennt den Grundsatz: Wenn ein Gewässer viel befischt wird, ist es wichtig, sich von anderen Anglern abzuheben. Doch wie soll man das mit dem Allerweltsköder Mais machen? Verpassen Sie ihm doch mal eine völlig andere Duftnote.

Maggi im Kochwasser beispielsweise lässt Karpfen schwach werden. Eine ganze Flasche davon ist immer noch kaum halb so teuer wie jeder Zusatz der Angelindustrie, macht aus Ihrem Köder aber eine Besonderheit, die kaum jemand anwendet. Ich mag diesen herben Duft ehrlich gesagt nicht sonderlich, aber er fängt, und der Mais nimmt den Geschmack hervorragend an.

Perfekt austariert: Bei der „stehenden“ Maiskette sorgt ein Auftriebsteil dafür, dass die Körner im Wasser „schweben“ und auch der Hakenbogen leicht angehoben wird. Die Karpfen lieben es.

Salzen und färben?

Sie mögen Salzkartoffeln? Klar, wer mag sie nicht. Besonders Fischesser wissen sie zu schätzen. Salz ist in gewisser Hinsicht auch ein Geschmacksverstärker. Rein sachlich gesehen, trifft das zwar nicht zu, weil Geschmacksverstärker laut deutschem Lebensmittelgesetz keinen Eigengeschmack haben dürfen. Subjektiv verstärkt Salz dennoch den Geschmack. Denken Sie nur an ein schönes Vierminuten-Frühstücksei. Ohne Salz würde ich es stehen lassen. Karpfen mögen es ebenfalls salzig. Mein Kollege Peter testete mal völlig versalzene Boilies und fing prima. Auch machen manche Boiliehersteller ihre Kugeln mit Salz lange haltbar, um auf schädliche Konservierer zu verzichten. Das hat aber den Nachteil, dass die Kugeln sehr hart werden. Mais dagegen lässt sich prima mit Salz aufpeppen. Probieren Sie mal 1.000 Gramm auf einen Zehnlitereimer mit Futter. Der Mais nimmt den Salzgeschmack ausreichend an, und die Karpfen werden Sie dafür lieben.

Natürlich können Sie dem Mais auch andere Farben verpassen. Vor allem in klaren Gewässern und bei starkem Angeldruck kann es wieder Sinn machen, seinen Köder in diesem Fall optisch von denen der anderen Petrijünger abzuheben. In der kalten Jahreszeit hilft es mitunter, den Mais der Farbe des Gewässergrunds etwas mehr anzupassen. Prinzipiell bin ich aber der Meinung, dass sich dieser Aufwand des Färbens nicht wirklich lohnt.

Etwas Hartschaum oder Kork am Haar lässt die Hartmaiskörner auftreiben und neutralisiert das Hakengewicht.

Der Müsli-Effekt

Mais ist nicht nur ein sehr fängiger, sondern auch ein ausgesprochen gut sättigender Karpfenköder. Das ist nicht gerade ideal, um die Fische dazu zu bewegen, dass sie kontinuierlich weiter fressen. Während einer Reportage über die Karpfenaufzucht lernte ich, dass in den ersten Monaten ausschließlich Weizen gefüttert wird. Später, wenn man zu Mais übergeht, wird ebenfalls immer Weizen beigemischt. Der Vorteil liegt darin, dass Weizen, wie auch im Müsli für uns Menschen, die Verdauung anregt.

So kommen die Fische umso schneller zurück an den Futterplatz und „mampfen“ weiter. Daher gebe ich etwa ein Drittel der Maismenge noch einmal an Weizen hinzu. Der muss weder quellen noch gekocht werden, man kann ihn also dem fertigen Mais einfach  untermischen und loslegen. Diesen Mix verwende ich auch gerne, wenn ich mit Boilies fischen möchte, aber auf ein Vorfüttern mit den teuren Kugeln verzichten will. Vorteil: Ich kann am Angeltag schon vor dem Ausbringen der Montagen die gesamte Futtermenge einbringen und errege so nicht das Misstrauen der Fische. Sie fressen munter los, werden aber sehr schnell merken, dass die leckeren Kugeln auf dem Mais-Weizenteppich es wert sind, zuerst herausgepickt zu werden.

Die Montage

Eine einfache Haarmontage ist bestens geeignet, um Mais aller Varianten anzubieten. Der Haken hat bei mir meist die Größe vier oder zwei. Das Haar sollte so lang sein, dass  mindestens vier bis fünf Maiskörner darauf passen. Für das vorletzte Teil der Kette benutze ich gern statt des Maiskorns ein Auftriebsteil. Das soll keinesfalls bewirken, dass die ganze Kette auftreibt, sondern lediglich dafür sorgen, dass sie sich am Gewässergrund hinstellt. Nicht nur Grasfische, auch Karpfen kriegen den Köder so noch besser zu packen und wählen ihn nicht selten zuerst aus. Ich bekam jedenfalls auf mittelgroßen Maisteppichen mit der „stehenden“ Kette die ersten Bisse schon kurz nach dem Ausbringen der Montagen.

Wenn Sie Beifänge vermeiden möchten, können Sie die Kette einfach verlängern – auf sieben oder acht Körner. Wir haben in Ostfriesland oft Probleme mit Wollhandkrabben, die sich Mais ebenfalls gerne schmecken lassen. Das kann dazu führen, dass einige oder sogar alle Maiskörner fehlen, denn die werden kurzerhand vom Haar geknipst. Dabei fiel mir auf, dass ich oft Fische auf verkürzte Ketten fing. Manchmal biss ein Karpfen auf eine Kette, die nur noch aus Auftriebsteil und einem Maiskornbruchstück bestand. Das brachte mich auf die Idee, das Ganze mal gezielt zu testen.

Wenn Sie in die Schlaufe des Haars einen dicken Knoten machen, schieben Sie ein Maiskorn darüber, das andere bleibt am Ende. So eine lückenhafte Kette ist ausgesprochen unauffällig, und der erfahrene Großkarpfen wird nicht so misstrauisch, als wenn dort eine sauber aneinandergereihte Kette von fünf oder mehr Maiskörnern am Grund liegt. Zudem kann der  Fisch das Ganze leichter einsaugen. Probieren Sie also auch ruhig mal ungewöhnliche Varianten aus.

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