Zielfische Sonstige Mit Andy Little auf listige Döbel

Mit Andy Little auf listige Döbel


Geduldspiel: Solche Stillwasser-Döbel lassen sich nicht immer leicht verführen.
Ende gut…: Andy Little hat schließlich doch noch einen Dickkopf überlistet.
Sardine

Ein Köder mit Überraschungs-Effekt: Selektives Angeln auf eine Fischart bringt nicht immer den gewünschten Erfolg. Andy Little wurde beim Ansitz auf Stillwasser-Döbel von der ungeahnten Anziehungskraft seines Köders überrascht.

By Andy Little

Das Revier

Obwohl der Döbel eigentlich ein Flussfisch ist gelangen bei Hochwasser immer wieder Exemplare in angrenzende Seen und Kiesgruben. Dort wachsen sie im allgemeinen besser ab und erreichen Größen bis zu acht Pfund. Einen dieser kapitalen Stillwasser-Dickköpfe will ich dieses Mal in einer Kiesgrube überlisten.

Das Revier hat eine Wasserfläche von etwa drei Hektar die Tiefe schwankt zwischen 30 Zentimetern und vier Metern. Neben Döbeln tummeln sich zahlreiche Karpfen Schleien und einige Barsche im Gewässer.

Wind und Wetter

An diesem milden Frühsommertag lacht die Sonne; nur vereinzelt zieht eine Wolke vorüber. Es weht eine Brise aus Südwest und die Tagestemperaturen sollen 20 Grad erreichen. Die Trübung des Wassers nimmt seit einigen Wochen ständig zu – ein Hinweis darauf dass hungrige Karpfen auf der Suche nach Zuckmückenlarven den Grund aufwühlen. Trotz des angenehmen Wetters sind die Bedingungen für den Ansitz auf Stillwasser-Döbel nicht optimal. Mir wären eine dichte Wolkendecke und klares Wasser lieber.

Köder und Gerät

Als Köder verwende ich Sardinenstücke. Nach meinen Erfahrungen scheinen die Döbel eine Vorliebe für Geschmack und Beschaffenheit dieser Meeresfische zu haben.

Ich versuche die scheuen Flossenträger mit möglichst leichtem Angelgerät zu überlisten. Dazu gehören Allround-Ruten mit einer Länge von 360 Metern und einer Testkurve von etwas über einem Pfund. Als Hauptschnur dient Monofil mit drei Kilogramm Tragkraft das Vorfach trägt zwei Kilo. Die Ruten werden in langen Haltern mindestens 50 Zentimeter hoch abgelegt. Da ein Döbel den Köder sofort wieder loslässt wenn er zuviel Widerstand spürt verwende ich tief eingeschnittene Rutenablagen. So kann die Schnur ungehindert hindurchgleiten. Meine Bissanzeiger bestehen aus zu Ringen zusammengesteckten Silikonschläuchen die zwischen dem ersten und zweiten Rutenring in die Schnur gehängt werden. Diesen optischen Bissanzeiger ziehe ich nun ganz bis zum Boden damit die Döbel bei der Köderaufnahme viel Spielraum haben.

Meine Montagen

Ich fische mit zwei Grundruten und jeweils einem 30 Gramm schweren Laufblei. Eine Rute bestücke ich mit der hinteren Hälfte einer Sardine der ich die Schwanzflosse abgeschnitten habe. Das hat zwei Vorteile: Das Hinterteil verdrallt beim Einholen nicht mehr die Schnur und der Happen lässt sich zielgenauer auswerfen. Mit einer langen Ködernadel ziehe ich das Vorfach durch das Fischstück und lasse den 2er Haken am dickeren Ende der Sardine herausragen. Nach meiner Erfahrung nehmen die Döbel den Köderfisch immer mit dem dicken Ende voran.

Die zweite Rute beködere ich mit einem Sardinen-Mittelstück. Dazu steche ich einen 4er Haken leicht durch die Fischhaut.

Noch ein Tip: Wenn Sie die Sardinen in gefrorenem Zustand mit ans Fischwasser nehmen sind sie besser zu portionieren. Halbgefroren auf das Vorfach gezogen lassen sie sich problemlos auswerfen. Denn sie fallen nicht ab und der Haken wird nicht in den Köderfisch hineingezogen.

Wie pack ich´s an?

Im Gegensatz zu vielen anderen Stillwasser-Fischarten mögen Döbel merkwürdigerweise keinen Wind. Daher stelle ich ihnen auf der windstillen Seite der Insel nach. Ich vermute sie in der Uferzone in Wassertiefen von weniger als einem Meter. Das bedeutet die Köder möglichst dicht vor der ufernahen Schilfregion zu präsentieren. Die meisten meiner bisherigen Stillwasser-Döbel erbeutete ich in derartigen Bereichen.

Und so läuft´s

Nach Auslegen der Köder werfe ich als Lockmittel noch einige Sardinenstücke in den Angelbereich. Da das Fischen auf Stillwasser-Dickköpfe viel Geduld erfordert rechne ich bestenfalls mit ein oder zwei Bisse während meines Ansitzes. Häufig nehmen Döbel den Köder auf und lassen ihn mehrmals wieder los bis sie sich ihrer Sache sicher sind. Daher ignoriere ich kleinere Bewegungen des Bissanzeigers und warte mit dem Anschlag bis der Silikonring zügig zum Rutenring aufsteigt. Dann stehen die Chancen sehr gut dass der Haken nach dem Anhieb direkt im Maul sitzt.

Entgegen meiner eher skeptischen Erwartung erfolgt bereits eine halbe Stunde nach dem ersten Auswerfen eine stürmische Attacke auf den Köder. Sofort ist jedoch klar dass dies kein Döbel sein kann. Der Fisch flüchtet viel zu schnell und erscheint mir ziemlich schwer. Nach gut zehnminütigem Drill gibt sich der „Übeltäter“ zu erkennen: ein Karpfen von etwa acht Pfund.

In den nächsten vier Stunden nehmen zwei weitere Exemplare die Sardinen – nie zuvor ist mir dies bei einer einzigen Angelsitzung mit Fischstücken passiert. Dann folgen sogar noch zwei schöne Schleien und mir wird klar dass der Köder längst nicht so selektiv ist wie erwartet.

Ich ködere nun größere Fischstücke an und hake am späten Nachmittag mit einer dreiviertel Sardine endlich einen Fisch dessen Drill auf einen Döbel hindeutet. Der Kämpfer wälzt sich an der Wasseroberfläche und gibt sich tatsächlich als Dickkopf von etwa sechs Pfund zu erkennen.

Als er die Wasseroberfläche durchbricht schlitzt jedoch der Haken aus. Der Fisch entschwindet langsam in die Tiefe und ich habe das Nachsehen.

In den letzten beiden Stunden rührt sich nichts bis kurz vor Schluss plötzlich doch noch ein typischer Döbelbiss folgt: Zuerst hebt sich der Bissanzeiger mehrmals um etwa zehn Zentimeter dann steigt er zügig in Richtung Rute auf. Ich setze einen festen Anhieb. Die Kampfkraft meines Gegners lässt auf ein gutes Kaliber schließen. Nach vorsichtigem Drill kann ich einen schönen dreipfündigen Stillwasser-Döbel landen.

Mein Fazit

Schließlich habe ich also doch noch meinen Döbel gefangen, wenn auch keinen kapitalen. Es war schon ein seltsamer Angeltag: Denn statt der erwarteten Dickköpfe konnten mehrere kleinere Karpfen und zwei Schleien den Fischstücken nicht widerstehen. Ich vermute, dass die Karpfen wegen der milden Temperaturen in einen Fressrausch gerieten und sich aufgrund des sehr trüben Wassers derart ungestüm auf den Sardinen-Köder stürzten. Möglicherweise haben sie dabei sogar die Döbel aus dem Angelbereich verdrängt.

Am Ende stand wieder einmal die Erkenntnis, dass es noch viel über das Fressverhalten und die Vorlieben der Fische zu lernen gibt. Vielleicht sollte ich einmal gezielt mit Sardinen auf Karpfen angeln?!

Foto: Verfasser

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