Kann man mit den modernen Finesse-Rigs erfolgreich auf Flundern angeln? BIRGER DOMEYER hat es ausprobiert.
Die angesagte Windflaute ist tatsächlich auch eingetreten, herrlich. Vor mir liegt die spiegelglatte Ostsee, nur ganz kleine Wellen schlüpfen auf den Sandstrand und produzieren das typische Hintergrundrauschen, das ich beim Meeresangeln so liebe. Genau auf diese Bedingungen habe ich die ganze Woche gewartet, um meine Idee zu realisieren. Das Belly-Boot habe ich schon gestern Abend aufgepustet, jetzt nur noch die Flossen an die sandigen Watschuhe schnallen und los geht‘s. Der Plan: Plattfische angeln.
Hier an der Ostküste Langelands eigentlich kein Problem. Nur will ich den räuberischen Flundern nicht mit Würmern nachstellen, sondern mit leichtem Barschgeschirr und Gummiködern.
Welche Montage?
Mein letztes Experiment, mit Twistern am Bleikopf zu fischen, hatte schon zwar schon gut geklappt. Doch so ganz war ich mit der Bissausbeute noch nicht zufrieden. Viele Flundern mussten damals mehrfach zuschnappen, um den Köder schlucken zu können. Das muss sich doch verbessern lassen. Also habe ich mir die amerikanischen Finesse-Rigs einmal gedanklich vorgenommen und bin beim Carolina-Rig stehen geblieben. Ein Laufblei mit einer klickenden Glasperle sorgen für Aufmerksamkeit und stetigen Grundkontakt, das anschließende Vorfach mit dem unbeschwerten Köder dafür, dass dieser problemlos von den Platten inhaliert werden kann. Soweit die Theorie. Das Dropshot hat mir nicht gefallen, weil der Köder insgesamt zu langsam ist, Meeresfische mögen es gerne schnell. Und beim Texas-Rig befürchte ich zu viele Fehlbisse, wenn die Flundern das absinkende Blei samt Köder attackieren. So viel Saugkraft wie bei Zandern und Barschen ist eben nicht vorhanden.
Praxistest auf Sand
Immer noch in Gedanken versunken, paddel ich mit meinem fertig montierten Carolina-Rig langsam hinaus. Unter meinen Füßen breiten sich große Sandflächen aus, die immer spärlicher mit Kraut durchzogen sind. Eigentlich schon ein guter Platz, um die ersten Würfe zu machen. Die Strömung drückt mich jedoch recht zügig in Richtung Krautfeld, also muss ich bereits nach kurzer Zeit kräftig das Paddeln in Richtung Sandboden beginnen, denn hier liegen die Plattfische.
Zügig jiggend fische ich die Sandfläche ab. Unter dem Belly-Boot ist es maximal vier Meter tief, so meine Schätzung, da ruckt es auch schon ganz ordentlich in der Rute. Ein Fisch hat meinen Twister in der Farbe Motoroil gepackt und setzt sich am leichten Spinngeschirr zur Wehr. Ich staune nicht schlecht, als ein Steinbutt die Oberfläche durchbricht. Ich hatte zwar eher mit Flundern gerechnet, aber der schmackhafte Butt ist mir natürlich auch recht. Nach diesem Start folgen zwei Fehlbisse. Zwar hatte ich gehofft, diese durch das Carolina-Rig ausmerzen zu können, aber irgendwie klappt das nicht ganz.
Der unbeschwerte Köder sollte eigentlich leicht ansaugbar sein, das Durchlaufblei bietet ebenfalls kaum Widerstand. Vielleicht liegt es an der Ködergröße? Zugegeben, der knapp zehn Zentimeter lange Twister ist auch optimistisch ausgewählt. Ich wechsle also auf ein fünf Zentimeter kurzes Modell in Rot-Goldglitter. Das brachte schon am Jigkopf die meisten Bisse und soll sich auch jetzt wieder beweisen.
Es dauert keine zwei Würfe, da hängt der nächste Fisch. Diesmal eine Flunder, die den Köder komplett inhaliert hat. Zwei weitere folgen, dann frischt der Wind zunehmend auf, und ich suche das sichere Ufer auf.
Trotz des kurzen Tests bin ich sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Zwei der vier Plattfische hatten den Köder tatsächlich recht tief inhaliert, was zeigt, dass das Carolina-Rig dem Gummi einen wesentlichen Ansaug-Vorteil gegenüber dem Jigkopf bietet. Dieser saß grundsätzlich sehr weit vorne im Maul. Zwar sind Plattfische grundsätzlich recht gierig, wenn man sie mit Naturködern überlisten möchte, beim Kunstköderangeln sieht das aber etwas anders aus. Hier sind kleine Köder bis fünf Zentimeter in Kombination mit recht kleinen Haken Trumpf. Diese Minis sind allerdings recht schwer zu präsentieren, zumal im Meer oft recht raue Bedingungen herrschen. Damals fischten wir maximal sieben Gramm schwere Bleiköpfe, besser waren aber nur fünf Gramm. Das wird bei Strömung, Wind und Wassertiefen über sechs Meter jedoch recht schwierig, oft geht der Grundkontakt verloren.
Das Carolina-Rig hat den Vorteil, dass das Blei durchlaufend montiert ist und den Fisch bei der Köderaufnahme nicht stört. Man könnte also ohne Weiteres 20 Gramm und mehr fischen, um den Grundkontakt sicher zu halten. Die Bisse sind recht rabiat und ähneln denen von Barschen. Ein klares „Tock“, und die Flunder hat den Köder inhaliert. Manche Fische nehmen den Twister jedoch auch, während dieser einfach am Grund liegt. In dem Fall hängt dann nach einer kurzen Pause beim nächsten Anjiggen ein Fisch, und der Drillspaß beginnt.
Versteckter Haken
In der Regel wird das Carolina-Rig mit einem Köder am Offsethaken angeboten (siehe Skizze). Beim Angeln auf Plattfische hätte dieser definitiv den Vorteil, dass kein Kraut am Köder hängen bleiben kann. Allerdings haben Flundern nur recht kleine Mäuler, ein normaler Widegap-Haken (mit einem runden Hakenschenkel) ist etwas zu sperrig und eher für Räuber mit großen Mäulern geeignet. Besser funktionieren Offsethaken, die einen geraden Schenkel besitzen, ähnlich wie ein Plattfischhaken zum Naturköderangeln.