Trolly, Schirmzelt, Rutenbatterie, Wattwürmer, Sitzfleisch – braucht es alles nicht, um Flunder & Co. zu fangen! Einfacher, schneller und aktiver geht‘s mit Gummi. FISCH & FANG-Experte Birger Domeyer erklärr den Trend an Nord- und Ostsee.
Der Dorsch kämpft aber komisch, denke ich während des Drills und pumpe den Fisch weiter nach oben. Eigentlich sollten die Ostseeleoparden das Ziel der Begierde sein, doch hier hat etwas Anderes den Gummiköder geschnappt. Der Widersacher macht sich einfach nur schwer, gelegentlich rüttelt er energisch mit dem Kopf, das kann kein Dorsch sein. Und tatsächlich: Zum Vorschein kommt eine bestimmt 40 Zentimeter lange Flunder, die es geschafft hat, den acht Zentimeter langen Gummikrebs samt 3/0er Jighaken zu inhalieren. Zufall? Das nehme ich zunächst an, aber bei mehreren Ausflügen zum Dorschangeln vergreifen sich regelmäßig Flundern und sogar kleine Steinbutts an meinen Gummifischen. Das kann kein Zufall sein. Ein Plan muss her. Wenn Flundern tatsächlich kleine Fische fressen, lassen sie sich auch mit Kunstködern überlisten.
Vertikal auf Platte
Im darauf folgenden Frühjahr mache ich mich zusammen mit Steffen Schulz auf den Weg nach Langeland. Hier gibt es meiner Erfahrung nach reichlich gute Plätze, an denen sich Flundern und Co. aufhalten sollten. Die erste Idee ist zunächst, vertikal auf Plattfische zu angeln. Der Köder lässt sich dabei schön langsam präsentieren, und die Platten haben genug Zeit, diesen einzusaugen. Durch das kleine Maul wird es ihnen schwer fallen, große Köder und große Haken zu schlucken, also beschränke ich mich zunächst auf schlanke Köder bis acht Zentimeter Länge. Dazu 2/0er Jigköpfe mit zehn bis 20 Gramm Gewicht.
Ich habe es mir, ehrlich gesagt, erst schwierig vorgestellt, in der Ostsee mit entsprechender Drift und Strömung den kleinen Köder am Grund zu kontrollieren und wähle deshalb einen 20 Gramm schweren Jigkopf aus. Die erste viel versprechende Stelle mit reinem Sandboden ist schnell gefunden. Motor abstellen, Driftsack auslegen und schnell den Köder ablassen. Kurz anjiggen, halten und wieder ablassen. Genau so, wie ich es vom Zanderangeln her gewohnt bin. Keine fünf Minuten vergehen, als der erste Biss erfolgt, der sich durch leichtes Genuckel verrät. Ich setze einen blitzschnellen Anhieb, jedoch ist kein Widerstand am anderen Ende spürbar. Also lasse ich den Köder wieder zum Sandboden zurücktaumeln. Sofort fasst der Plattfisch nach und attackiert den Gummi erneut. Anhieb, nix! Das geht eine ganze Weile so. Die Bissspuren sind im kleinen Schaufelschwanz zwar deutlich zu sehen, gefangen habe ich aber immer noch keine Platte. Fehlbiss über Fehlbiss, und ich stehe da mit einem zerkratzten Gummifisch. Schließlich greift Steffen zur Wurfrute. Er wählt einen noch kleineren Köder, in diesem Fall einen fünf Zentimeter langen Twister in Dunkelrot/Goldglitter am sieben Gramm leichten Bleikopf der Hakengröße 1. Direkt beim ersten Wurf erhält er einen Biss, der Fisch hängt, und eine kleine Flunder kommt nach kurzem Drill zum Vorschein. Der Bann ist gebrochen, ich greife ebenfalls zur Wurfangel, montiere einen leichteren Jigkopf mit kleinem Haken. Diesen jigge ich wie für unsere Räuber im Süßwasser auch mit kleinen Sprüngen über den Grund zu mir zurück. Wenige Würfe später zappelt auch bei mir nach einem leichten Biss die erste Flunder am Haken.
Jiggen ist Trumpf
Jetzt geht es Schlag auf Schlag, alle paar Würfe gibt es einen Anfasser oder sogar rabiaten Biss, das erinnert ans Barschangeln. In einer Rinne in 4,30 Metern Wassertiefe beißen auch größere Plattfische. Flundern bis 46 Zentimetern und sogar ein kleiner Steinbutt attackieren gierig die Gummiköder. Aber warum klappt es nun beim Wurfangeln wie am Schnürchen? Die beim Vertikalangeln verwendeten Jigköpfe waren zu schwer, die Haken zu groß. Die Plattfische schaffen es nicht, die angebotenen Köder einzusaugen. Fehlbisse sind die Konsequenz. Beim Wurfangeln dagegen kann man mit deutlich leichteren Bleiköpfen fischen. Fünf bis sieben Gramm reichen völlig aus, um auch noch in acht Metern Wassertiefe Grundkontakt halten zu können. Selbst wenn der Köder zwischenzeitlich über den Sand schleift und nicht in den schönsten Sprüngen hüpft: kein Problem. Flundern mögen das anscheinend, nehmen auch gerne den kurz am Grund liegenden Twister. Ein Jighaken der Größe 1 macht den Gummihappen endgültig „maulgerecht“.
Die Bisse fallen unterschiedlich aus. Mal sind sie recht rabiat, und der Twister verschwindet sofort im Plattfischmaul. Dann wiederum „nuckeln“ die Flundern regelrecht am Gummischwanz und verfolgen diesen über mehrere Meter. Davon darf man sich nicht beirren lassen, einfach weiter angeln. Spätestens nach vier bis fünf Metern Verfolgungsjagd erfolgt die
endgültige Attacke.
Die Köderführung ist einfach, vom Jiggen über das Faulenzen bis zum Schleifen am Grund: Bisse erhält man mit jeder Methode. Ich bevorzuge jedoch aktives Jiggen mit kleinen Sprüngen über den Boden, dabei erfolgen die meisten Attacken. Die besten Köder sind kleine Gummifische, Twister und Fransenjigs. Wichtig ist, dass die potenzielle Beute ein schlankes Design hat, wie etwa der Turbotail von Profi-Blinker. No-Action Shads dagegen brachten wenig Bisse, etwas auffälliger darf es anscheinend doch sein. Bei der Farbwahl halte ich mich an ein grobes Muster: klares Wasser und heller Sandboden verlangen förmlich nach einem dunklen Köder. Braun, Schwarz und dunkle Rottöne sowie Goldglitter haben gut gefangen. Plattfische gelten zwar als sehr neugierig, aber die grellen Farben, wie sie gerne an Plattfischpaternostern verwendet werden, fingen deutlich schlechter.