Zielfische Hecht Zielfisch Hecht: So fängt man regelmäßig

Zielfisch Hecht: So fängt man regelmäßig


Zwei Meterhechte auf einen Streich! Sternstunden, die der Tüchtige öfter erlebt als der Glückliche.

Jürgen Haese verrät seine persönliche Top 10 der Maßnahmen, die ihn zu einem der erfolgreichsten Raubfischangler Deutschlands machten.

1. Gut vorbereiten

Ein Angeltag beginnt nicht erst am Wasser. Wir machen uns besser schon vorher Gedanken über Köder, Montagen bis hin zum Wetter. Kontrollieren Sie beim Zusammenstellen des Geräts stets auch die vermeintlichen Kleinteile, denn sie haben einen großen Einfluss auf den Ausgang eines Drills. Ausgeleierte Einhänger können Ihren Erfolg genauso zunichte machen wie stumpfe Haken, aufgeraute Schnüre und ramponierte Stahlvorfächer. Immer wieder passiert es, dass das Material während des Transports beschädigt wird, und dann ist das Staunen groß, wenn es beim Anhieb plötzlich „Peng“ macht. Eine Vorbereitung inklusive ein paar Minuten Kleinteile-TÜV ist also eine gute Investition.

2. Heiße Reviere wählen

Der vermeintlich banale Ratschlag „Dort angeln, wo es Hechte gibt“, ist streng genommen der wichtigste Rat überhaupt. Keiner von uns hat Lust und Zeit, seine Angelausflüge an „toten Gewässern“ zu verbringen. Die Ursachen für dauerhaft(!) ausbleibende Fangerfolge können vielfältiger Natur sein. Eventuell bestehen biologisch keine Voraussetzungen für einen guten Hechtbestand, oder das Gewässer ist schlicht und ergreifend „platt gefischt“ worden. Und zu starker Angeldruck kann gerade für den Spinnfischer extrem problematisch sein. In jedem Fall würde ich nicht auf die Wahrscheinlichkeit setzen, dass sich der letzte beißwillige Hecht auf meinen Kunstköder stürzt, sondern schon frühzeitig nach Alternativen suchen.

Die meisten herausragenden Hechtreviere haben auffällige Gemeinsamkeiten: Das kühle Nass ist von guter Qualität, und die Raubfische finden das ganze Jahr über genügend Futter. Es gibt ausreichend Ruhezonen und Unterstände. Schonbezirke garantieren ein ungestörtes Laichgeschäft und fungieren als Rückzugsgebiete, wenn der Angeldruck zu groß wird. Unsere Nachbarn haben zudem allerbeste Erfahrungen mit konsequentem Catch and Release gemacht und freuen sich inzwischen über sehr gesunde Hechtpopulationen. Die Fachzeitschriften publizieren regelmäßig lohnende Ziele, und die Hitparaden in den Magazinen deuten an, wo es richtig rund geht. Empfehlen möchte ich allen Hechtanglern insbesondere die Insel Rügen, Dreh- und Angelpunkt für die vorbildlich geführten Bootstouren vom Team Bodden-Angeln (Tel. 0177/ 3392272, Internet: www.bodden-angeln.de). Es müssen aber nicht immer die großen Gewässer oder die weit entfernten Ziele sein. Ruhig auch mal auf „Lücke“ setzen und die unscheinbaren Seen und Teiche in der nächsten Umgebung in Augenschein nehmen. Wie sagt Jan Eggers es doch so treffend: „Hechte gedeihen dort, wo sie vernachlässigt werden.“ In diesem Sinne sollte jeder auch mal das eigene Verhalten am Vereinssee überprüfen. Oft führt schon ein Stellenwechsel an der Haus- und Hofstrecke zu neuen Erfolgen. Die leicht erreichbaren Angelplätze, an denen man am besten gleich noch den PKW gut abstellen kann, gehören mit Sicherheit nicht zu den heißesten Spots. Trampelpfade am Ufer unterstreichen die Intensität, mit der eine bestimmte Stelle beangelt wird; frische Trittspuren sind ein Indiz dafür, ob der Platz kürzlich beharkt wurde.

 

Trotz des stiefeltiefen und recht sichtigen Wassers zog die auffällige gelbe Farbe.

3. Infos sammeln

Habe ich mich für ein neues Gewässer entschieden, besorge ich mir im Vorfeld so viele Infos, wie man nur bekommen kann. Wo liegen die Stellen, die nach Hecht riechen? Einläufe, Brücken, Buhnen, Fähranleger und Häfen sind immer einen Versuch wert. Wie komme ich dahin, und wo liegen Ausweichstellen? Angelkollegen, Bootsverleiher und ortsansässige Fachhändler werden ausgiebig interviewt; Gewässerkarten auf enge Verbindungsstellen und Landzungen, die sich unter Wasser fortsetzen, durchforstet. Saisonabhängig prüfe ich, wo Krautfelder wachsen, und wo die ufernahen Laichplätze der Weißfische liegen. Dort stehen auch unsere Kunden. Bin ich als Uferangler unterwegs, habe ich meine Wathose dabei. Nicht nur einmal bin ich damit die entscheidenden Meter vorwärts gekommen.

Ab einer gewissen Gewässergröße kann man offen darüber nachdenken, ob es nicht sinnvoll ist, die Dienste eines professionellen Guides in Anspruch zu nehmen. Das hat nichts Anrüchiges im Sinne von „Der fängt seine Fische nicht alleine!“ an sich. Auch der Angelführer hängt Ihnen den Hecht nicht an den Haken. Aber von den Profis können Sie in kürzester Zeit jede Menge über ein bestimmtes Gewässer lernen und die nächsten Ausflüge dorthin besonders effektiv gestalten. Und machen wir uns nichts vor: Kein Guide wird Ihnen alle Details „seines“ Gewässers ins Fangbuch schreiben.

4. Technik nutzen

Apropos professionell: Schon mal über die inzwischen durchaus bezahlbare Anschaffung eines Echolotes oder eines GPS nachgedacht? Beide Hilfsmittel sind weder Teufelszeug, noch kann man damit Fische ins Boot springen lassen. Wohl aber ist die Technik sehr hilfreich, um schnell ein klares Bild von einem Revier zu bekommen, Hot Spots zu entdecken und die auf Knopfdruck wiederzufinden. Auf großen Gewässern stellt ein modernes GPS zudem einen unschätzbaren Sicherheitsfaktor dar, mit dessen Hilfe man auch bei Nacht und Nebel sicher in den Heimathafen findet. Stichwort Sicherheit: Kein Hecht ist es wert, unkalkulierbare Risiken einzugehen! Gerade Bootsangler sollten nicht nur in unbekanntem Terrain folgende Regeln dringend beherzigen: Wettervorhersagen einholen und Experimente bei starkem Wind und Nebel unterlassen. Informationen hinterlegen (zum Beispiel bei Unterkunft, Hafenmeister, Angelfreunden), wo Sie angeln werden. Dem Wetter angepasste Bekleidung tragen und Schwimmwesten nicht vergessen! Sicher stellen, dass ein aufgeladenes Handy an Bord ist.

5. Augen auf am Wasser!

Am Wasser angekommen, bringt es nichts, sofort loszulegen und am besten noch so zu angeln, wie man es die letzten 25 Male auch gemacht hat. Nehmen Sie sich einen kurzen Moment Zeit, um mit offenen Augen zu beobachten, was tatsächlich gerade geschieht. Prüfen Sie die Faktoren, die Ihre Fangaussichten beeinflussen, und treffen Sie die richtigen Entscheidungen, bevor der erste Köder in die Fluten saust. Stehe ich auf der Seite, auf die der Wind bläst? Fließt die Strömung stark oder schwach? Ist das Wasser klar oder trüb? Mit welcher Farbe beginne ich? Wo ist die Sonne, und können Schatten meine Anwesenheit verraten? Suchen Sie die gefiederten Kollegen. Haubentaucher und Kormorane halten sich nicht aus Langeweile an bestimmten Plätzen auf. Planmäßiges Vorgehen erhöht die Erfolgsaussichten ungemein.

Es ist immer besser, erst die Region vor den eigenen Füßen sauber abzufischen und erst dann auf große Fahrt zu gehen. In den Dämmerungsphasen sind die Raubfische der Brut ins Flachwasser gefolgt und stehen dann flacher, als man denkt. Kanäle werden zunächst parallel zur Böschung bearbeitet. Hier suchen die Hechte regelmäßig ihre Unterstände und sind natürlich vergrault, wenn wir ihnen erst mal aufs Dach gestiegen sind.

An bekannt guten Ecken lohnt es sich, zu unterschiedlichen Tageszeiten aufzutauchen. Produktive Angelplätze sind deshalb gut, weil es dort etwas Besonderes gibt. Das kann von einem außergewöhnlichen Nahrungsangebot bis hin zu einem hohen Sauerstoffgehalt reichen. An solchen Spots ist immer was los, und ein paar Würfe dort sind nie verkehrt. An stark befischten Gewässern kann es Sinn machen, erst in der Dunkelheit beziehungsweise nachts anzugreifen. Haben die Hechte keine andere Alternative, dem Angeldruck auszuweichen, dann verlagern sie ihre Aktivitäten. Wollen wir unter diesen Umständen erfolgreich sein, müssen wir ihnen zwangsläufig folgen.

Beißen die Hechte tagsüber schlecht, sollte man es mal in der Abenddämmerung probieren.

6. Durchhalten!

Was nutzt der schönste Plan, wenn die Hechte nicht mitspielen. Jeder von uns kennt die Situationen, in denen alle herkömmlichen Köder versagen, und in denen man sich ernsthaft fragt: „Was mache ich hier eigentlich?“ In solchen Fällen tun wir stets gut daran, noch ein Ass im Ärmel zu haben. Läuft es mal nicht so gut, gilt es zunächst, Ruhe zu bewahren und an sich selber zu glauben. Grundlegend falsch wäre es, die Flinte zu früh ins Korn zu werfen. Gab es ernsthafte Gründe dafür, an einer bestimmten Stelle zu angeln, und liegen keine Anhaltspunkte dafür vor, dass man in der Beurteilung grob daneben gelegen hat, dann gibt es auch keinen Grund, das Revier Hals über Kopf zu verlassen. Auch dann nicht, wenn sich seit geraumer Zeit nichts getan hat, oder wenn der Nachbar hundert Meter weiter gerade drillt. Ziehen Sie Ihr Programm konsequent und vor allen Dingen konzentriert durch. „Durchhalte-Papst“ für mich persönlich ist Mathias Fuhrmann vom Team Bodden-Angeln. Wie oft hat der Bursche uns nach Stunden auf zehn Quadratmetern noch motivieren können, und am Ende des Tages mit einem Mega-Fisch Recht bekommen.

7. Flexibel sein

Anders sieht die Sache aus, wenn bei erneuter Analyse heraus kommt, dass sich an unserem Platz grundlegende Dinge geändert haben. Sei es der Wasserstand oder die Trübung, die Fließgeschwindigkeit oder die Temperatur. Spricht alles dafür, dass sich die Bedingungen verschlechtert haben, dann gibt es auch keinen Grund dafür, an der Top-Stelle von gestern krampfhaft festzuhalten. Auf zu neuen Ufern!

Erhärten sich die Anzeichen dafür, dass etwas gar nicht im grünen Bereich liegt, ist Flexibilität gefragt. Es bringt rein gar nichts, unter schwierigen Bedingungen einen ganzen Tag lang auf einen einzigen Köder zu bauen, nur weil doch gerade „dieser“ Wobbler letztes Jahr in Schweden so erfolgreich war. Jetzt sind rigorose Wechsel angesagt. Ich muss mit Formen und Farben spielen und notfalls sogar mal die alte Köder-Regel „Klares Wasser – natürliche Farben“ über Bord werfen. Das Kunststoffstück muss die Hechte beeindrucken, nicht mich.

Lassen Sie sich auf Experimente ein, zeigen Sie Mut zum Risiko! Was kann man schon verlieren, wenn alle Joker an diesem Tag nichts gebracht haben? Trauen Sie sich genau das Gegenteil von dem zu machen, was die Angelkollegen schon den ganzen Morgen praktizieren und dabei auch nichts fangen. Fischen die mit kleinen Ködern, nehme ich große; holen die langsam ein, kurbele ich zügig und flach statt tief. Wenn Sie es nicht vorher schon mal getan haben, dann greifen Sie jetzt doch auch mal auf Farben zurück, die nicht unbedingt zu den „Verkaufsschlagern“ gehören. Braun ist zum Beispiel eine exzellente Farbe, die für mich allererste Wahl bei der Großhechtpirsch ist. Lila ist ebenso ein Reißer. Kapitale Hechte stehen auf ungewöhnliche Köder und auf ausgefallene Führungsstile. Exemplare der oberen Gewichtsklassen haben so ihre Erfahrungen gemacht, geben sich teils sehr misstrauisch. Zeigen Sie den Mut und die Disziplin zu ausgefallenen Techniken und Variationen in der Köderführung. Jede Form des Extremen kann jetzt punkten. Ein Mega-Zeitlupentempo beim Wobbeln oder Jerken kann genauso der Trumpf des Tages sein wie unter anderen Bedingungen der rasend schnell geführte Spinner. Es gehört schon einiges dazu, so einen Stil über einen repräsentativen Zeitraum hinweg durchzufischen. Doch auf einmal macht es „Rums“, und der Erfolg zeitigt die Mittel. Was mich dabei immer wieder fasziniert, ist der Umstand, dass plötzlich alle Hechte genau diese Technik toll finden. Hat man einmal den richtigen Rhythmus gefunden, sind weitere Fänge keine Seltenheit. An manchen Tagen gibt es durchaus erklärbare Gründe dafür; an anderen Tagen erscheint es ziemlich mysteriös.

Wer wagt, gewinnt: großer, ungewöhnlicher Köder am Kleingewässer.

8. Ruhig Blut!

Wer mental die Themen Fehlattacke, Biss, Drill und Landung durchgespielt hat, der kann in der konkreten Situation seinen Plan abspulen, und der kommt auch nicht so schnell in Verlegenheit, wenn mal etwas nicht nach Drehbuch läuft. Eigentlich banale Dinge. Aber ich habe mit eigenen Augen Leute gesehen, die beim Hechtangeln mit allem rechnen, nur nicht damit, dass ein Hecht beißt! Dann gibt’s große Augen und noch größere Hektik.

Bemerken wir während des Einholens, dass ein Hecht an unserem Köder vorbeigeschossen ist, dann versuchen wir es direkt noch einmal. Der Entenschnabel ist noch in Jagdlaune und nutzt nicht selten die zweite Chance. Ein direktes Anpeilen ist dabei allerdings tabu. Vielmehr überwerfen wir den vermuteten Standort und geben dem Fisch die Möglichkeit, sich auf einen neuen Angriff vorzubereiten. Genauso wird verfahren, wenn wir einen raubenden Hecht beobachten. Auch hier gilt: Niemals direkt anwerfen! Der Köder sollte deutlich hinter dem Jäger landen und kontrolliert in die „rote Zone“ marschieren. Hat Esox den Köder bereits im Maul gehabt, wird es schwieriger. Ganz schlechte Karten haben wir meist, wenn der Hecht den Haken gespürt und den Braten gerochen hat. Jetzt kann vielleicht noch ein Köderwechsel helfen. Bleibt der Erfolg nach einigen Würfen weiterhin aus, dann bleibt uns nichts anderes übrig, als es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal zu versuchen.

Kracht es endlich, und hängt der Hecht schließlich am Haken, gilt es, Ruhe zu bewahren. Es gibt keinen Grund, hektisch zu werden, auch wenn der Pulsschlag dramatisch ansteigt. Das gilt auch und insbesondere dann, wenn Sie spüren, dass ein außergewöhnliches Kaliber zugepackt hat. Üben Sie einen konstanten, aber kontrollierten Druck auf den Fisch aus, und sorgen Sie dafür, dass die Leine nicht schlaff durchhängt. Lassen Sie nun das teuer erworbene Material arbeiten. Eine sauber eingestellte Bremse und eine Rute, die jede Flucht pariert, ermüden selbst den größten Hecht. Denken Sie immer dran: Sitzen die Haken sauber, und sind keine Hindernisse in Sicht, dann kann nichts passieren. Schon im Interesse des Tiers sollte der Drill dann aber auch nicht unnötig in die Länge gezogen werden. Kurz und knackig ausdrillen schont den Fisch und verhindert vermeidbare Aussteiger durch „Time-out-Entscheidung“.

Bewahren Sie auch noch aus einem anderen Grund Ruhe am Angelplatz: Häufig lohnt es sich nämlich, an genau dieser Stelle weiterzufischen. Nicht selten gelingt es dann, hier gleich noch einen Vertreter der Art Esox lucius einzusammeln. Das kann natürlich nur funktionieren, wenn die Fische vorher nicht durch übermäßigen Radau verscheucht wurden.

9. Ordnung halten

Wer als Einzelkämpfer kurz vor der Landung sicherstellt, dass sein Kescher, Hakenlöser und Maßband griffbereit liegen, der ist klar im Vorteil. Noch glücklicher kann sich derjenige schätzen, der sich blind auf den Angelkollegen verlassen kann. In jedem Fall gilt: Eine gewisse Ordnung gewährleistet nicht nur eine unkomplizierte Landung, sondern auch einen professionellen und schonenden Umgang mit dem gefangenen Fisch.

10. Fangbuch führen

Last but not least gilt es, das Erlebte festzuhalten und zu bewerten. Dabei interessieren alle Faktoren, die zum Erfolg geführt haben genauso wie jene Umstände, unter denen wir Schneider geblieben sind. Werden die Aufzeichnungen über einen repräsentativen Zeitraum geführt, können wir feststellen, dass sich die Ereignisse am Wasser sehr ähneln und katalogisieren lassen. Die wertvollste Erkenntnis: Unsere Ausflüge und die Erfolge werden planbarer.

Wer ein Fangbuch führt, gewinnt wertvolle Erkenntnisse, die auf zukünftige Touren übertragen werden können.

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