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Faszination Forggensee


Fischer mit Hecht
25pfündiger und 1,25 Meter langer Prachthecht aus dem Hochsommer: Diese Kapitalen hausen meist im alten Flußbett.
Wolkenverhangenes Alpen-Panorama – solche Pracht-Zander schwimmen im Forggensee: Alf Lolacher aus Biesenhofen und sein Rekordfisch von 11,1 Kilogramm, erbeutet am 28.6.1998.

Türkisblaues Wasser, wolkenverhangene Berge und jede Menge Fisch – der Forggensee im Ostallgäu ist ein Geheim-Tipp für Raubfisch-Angler. Doch auch die großen Brassen und Karpfen sind eine Reise wert.

Von Manfred Lüer

Der Forggensee ist das viertgrößte Stillgewässer Bayerns: Ein riesiger Wasserspeicher, wo Fische ausgezeichnete Lebensbedingungen vorfinden. Unter Insidern galt er lange Zeit als Großbrassen- und Hechtparadies. Doch inzwischen sind auch die Zander stark vertreten (Seerekord 11,3 Kilogramm!).

Die durchschnittliche Wassertiefe beträgt bei Vollstau zehn, die tiefste Stelle misst etwa 39 Meter. Fachkundig bewirtschaftet und besetzt wird der Forggensee vom Kreisfischereiverein Füssen.

Allerdings hat dieser Aufstau des Lechs auch seine Launen und ist nicht leicht zu befischen. Doch selbst dann, wenn mal nichts geht: Erholung und die Gewissheit, dass jederzeit ein Kapitaler beißen kann, sind garantiert. Ich habe wohl an keinem faszinierenderen Revier meine Angel ausgepackt. Die herrliche Voralpenlandschaft samt einmaliger Wolkenkulisse sind überwältigend.

Die Aufstauphase nutzen

Wie in allen Talsperren richtet sich auch hier die jeweilige Angelart nach dem Wasserstand. Anfang Oktober wird der Stau abgelassen weshalb der See im Winter nur zu einem Drittel gefüllt ist. Ab 1. Mai steigt der Pegel dann wieder permanent bis zum Vollstau im Frühsommer.

Im Frühjahr liegen noch viele Kiesbetten trocken und der Uferangler hat seine Chancen. Frisch überflutete Bereiche spenden im Mai und Juni reichlich Nahrung. Riesige Laubenschwärme ziehen nun in die Füssener Ache hinauf. Eine prima Gelegenheit sich mit diesem Top-Köder einzudecken.

Beim Pirschangeln auf Forelle vom Ufer aus muss möglichst tiefes Wasser angeworfen werden. Eine kleine weiche Spinnrute 023er Monofil und Mini-Spinner – das sind die Zutaten um am südlichen Ende des Sees feine Salmoniden-Fischerei zu erleben. Das stärkste Forellenaufkommen findet sich unmittelbar beim Lech-Einfluß. Dort muss aber ein Schongebiet beachtet werden.

Bei niedrigem Wasserstand erreicht man nahe der Verbotszone – Wurfgeschick vorausgesetzt – selbst mit leichten Ködern das alte Flussbett. Auf Spinner fallen in einer Sternstunde sogar mehrpfündige Salmoniden herein. Extratipp: Würmer oder Fischstückchen am Tiroler Hölzl knapp über Grund geführt.

An diesen Spots lauern auch die großen Hechte. Falls jedoch der Lech im Frühjahr trübes Schmelzwasser führt zieht Meister Esox in eher klarsichtigere Bereiche.

Der Köder muss ins alte Bett

Bei Vollstau im Sommer ist für den Raubfischfreak Bootsangeln Trumpf. Kein Problem denn ein schwimmender Untersatz kann vor Ort ausgeliehen werden. Allerdings ist der Einsatz von Echoloten nur zum Aufspüren der besten Stellen erlaubt nicht jedoch beim Angeln selbst.

Doch auch anhand einer Tiefenkarte kann man sich grob über den Verlauf des Lechs orientieren. Dessen kühles Wasser ist ein Sauerstoffspender und viele Fischarten bevorzugen seine Strömung – gerade bei Bruthitze.

Auch für den Fan von Brassen und Karpfen gibt es einiges zu entdecken. Besonders der Bereich zwischen der Füssener Ache und dem südlichen See-Ende ist flach und bietet sich für die Boiliefischerei auf Karpfen an. 20pfündige Schlammrüssler winken als Fang. Eine besondere Herausforderung ist die Pirsch auf Großbrassen die zu prächtigen Formaten heranwachsen. Allerdings erzählen die Einheimischen dass vor einigen Jahren noch messingfarbene Giganten über sechs Pfund weitaus besser gebissen haben sollen.

Tolle Fänge zur T-Shirt-Zeit

Welcher Sommermonat am fängigsten ist lässt sich nicht sicher sagen. Denn der Forggensee liegt am Fuße der Alpen eingebettet zwischen Gebirgsketten und ein Mikroklima sorgt häufig für Wetterkapriolen. Dies muss einkalkuliert werden. So ist von einem Tag zum anderen ein jäher Temperatursturz um zehn bis 15 Grad mit Schneefall im Gefolge durchaus möglich. Darunter leidet natürlich auch die Beißlust der Fische.

Grundsätzlich aber bietet der Sommer ausgezeichnete Chancen auf gute Fänge. Zum einen sorgt der Lech für ständige Zufuhr von kühlem Wasser. Zum anderen erwärmt sich witterungsbedingt das Wasser in der Voralpenregion später als in anderen Landschaften Deutschlands und erreicht kaum über 20 Grad. So ist das Wasser selbst an heißen Sommertagen für die Fische angenehm temperiert.

Forggensee-Raubfische kommen deshalb oft erst im August so richtig in Fahrt: 1997 wurden zum Beispiel in der besten Urlaubszeit binnen weniger Tage mehrere zweistellige Hechte bis zu 27 Pfund und kapitale Zander erbeutet.

Die erfolgreichsten Raubfisch-Köder sind tote Lauben sowie Wobbler. Beim stationären Zanderangeln – ob vom Ufer oder Boot aus – wird die Ukelei auf einen Einzelhaken gezogen und am leichten Grundblei bodennah angeboten. Doch auch das Schleppen auf Kammschupper lohnt: entweder mit „Ukel“ am System oder Wobblern in Grundnähe.

Abschleppen auf Forggensee-Art

Damit der Köder immer knapp über dem Boden läuft bebleie ich einen flach laufenden Schwimmwobbler. So geht’s: An die Hauptschnur knote ich einen Dreiwegewirbel in die gegenüberliegende Öse ein 15 Meter langes Vorfach. In die untere freie Wirbelöse wird ein ein Meter langes Monofil samt einem 40-Gramm-Wirbelblei gebunden.

Mit dieser Montage fische ich im alten Flussbett auch auf Großhechte dann allerdings mit größeren Beute-Imitaten. Kleine bis mittelgroße gefleckte Jäger stehen dagegen flacher zum Beispiel in der Brunner Bucht. Dort sind drei bis vier Meter tief laufende Wobbler Blinker oder Gummifische die bessere Köderwahl.

Wer es dagegen zur besten Urlaubszeit bei einem gemütlichen Abendansitz auf Aale probieren möchte der ist am Einmündungsgebiet der Füssener Ache richtig.

Zanderspezialisten sollten die tote Laube am 40 bis 60 Gramm schweren Grundblei vor der Landspitze am Campingplatz Brunnen in Richtung altes Flussbett servieren. Hier wurde schon so mancher Fisch jenseits der Zehn-Pfund-Marke erbeutet. Allerdings herrscht meistens ein reger Angler-Andrang.

Ein wichtiger Hinweis für Grundangler: Große Zander nehmen bei einem Biss oft nur im Zeitlupentempo Schnur. Dann Ruhe bewahren und den Anhieb erst setzen wenn die Leine schneller abläuft.

Raubfischfreaks bietet der nördliche Teil des Sees – auch vom Ufer aus – in Höhe der Grenze für Ruderboote manche Überraschung. Beim Grundangeln mit toten Lauben auf Zander ist ein unauffälliges Stahlvorfach Pflicht denn es beißen immer wieder Hechte. Dieser Platz mit dem dort steil abfallenden Grund ist auch im Herbst topp wenn sich die Fische ins tiefere Wasser zurückziehen.

Aber auch an etlichen weiteren Seeteilen schlägt zur goldenen Herbsteszeit wieder die Stunden des Uferanglers. Denn aufgrund des kiesigen Grundes sind viele zuvor überflutete Bereiche begehbar und somit ausgezeichnet befischbar.

Info

Fischarten Mindestmaß in Zentimeter/Schonzeit:

Hecht (55/15.2.-30.4.); Zander (45/15.3.-30.4.); Barsch; Forelle (30/1.10.-28.2.); Aal (40/keine); Schleie (30/keine); Karpfen (30/keine); Huchen (70/15.2.-31.5.)

Angelkarten und Boote:

Kreisfischereiverein Füssen, Postfach 1420, 87620 Füssen Fischerhütte, Tel. 08362/7540, Wochenkarten und Leihboote schriftlich vorbestellen; Bootssaison vom 15. Juni bis 30. September. Wer mit eigenem Außenborder anreist muss diesen frühzeitig anmelden. Für E-Motoren wird die Genehmigung kurzfristig erteilt.Im Fischerheim kann bei einem gemütlichen Plausch mit ortsansässigen Anglern der eine oder andere Fangtipp ergattert werden. Hier gibt’s auch günstige Mahlzeiten.

Gebühren:

Tageskarte 15 DM, Woche 60 DM, zwei Wochen 85 DM, drei Wochen 105 DM; vier Wochen kosten 120 DM.

Gesetzliche Bestimmungen:

Angelsaison: 1. Mai bis 31. Dezember. Fanglimit: 2 Edelfische pro Tag. Schleppangeln mit einer Rute oder zwei Handangeln erlaubt. Nachtangeln verboten.

Unterkunft:

Felix Greis, Tel. 08362/37569, An der Achmühle 10, 87629 Füssen. Kurverwaltung Füssen, Kaiser-Maximilian-Platz 1, 87629 Füssen, Tel. 08362/93850.

Lage:

Zirka 90 Kilometer südlich von Augsburg nahe der Grenze zu Österreich.

Stand 1999

Foto: Verfasser

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