„War das nicht gerade ein Biss?“ – Des Taylor hat seine Ruten genau im Blick. Auch im Herbst haben die Moosgrünen noch Appetit auf seine Köder. |
Schleien mögen’s warm. Das heißt aber noch lange nicht, dass sie ab Herbst ihren Appetit verlieren.
By Des Taylor
Glück für Schleien, Pech für Karpfen: Mit Beginn der ersten kühlen Nächte geht’s in vielen Gewässern hauptsächlich den Spieglern an die Schuppen. Auf die Moosgrünen hingegen wird dann kaum noch gezielt gefischt. Eigentlich jammerschade. Denn sie sind meiner Meinung nach auch während der Herbstzeit in bester Beißlaune. Vorausgesetzt, der Köder wird am richtigen Platz serviert.
Im Gegensatz zu den Sommermonaten verlassen Schleien im Oktober und November die seichten Uferzonen. Die Musik spielt dann weiter draußen. Wo genau, lässt sich durch Beobachten des Gewässers in der Morgen- und Abenddämmerung ausmachen. Die Fische verraten ihren Standort durch Wälzen an der Wasseroberfläche. Und sich rollende Schleien werden – anders als Karpfen – mit ziemlicher Sicherheit fressen. Zudem liebt es Tinca gesellig. Ein glücklicher Umstand, weil man gleich mehrere packende Drills pro Ansitz erleben kann.
Zwar ist das Finden des Schleien-Platzes der Schlüssel zum Erfolg. Aber ohne den richtigen Angel-Dreh geht nichts. Und der besteht aus drei Montagen, speziell für weite Distanzen.
1. Mit Waggler Boilie und Haar
In Gewässern in denen viel mit Boilies auf Karpfen geangelt wird werden auch Schleien die Proteinkugeln kennen und einsaugen. Für diesen Fall greife ich allerdings zu einer ungewöhnlichen Methode: dem Ansitz mit Boilies an einer Posenmontage Zeichnung 1.
Der Waggler soll nicht etwa Bisse sondern die Position des Haar-Rigs anzeigen. So bekomme ich einen Anhaltspunkt um genau anzufüttern. Als Bissanzeiger dient eine kleine Freilauf- oder Stationärrolle mit geöffneter Bremse.
Für Schleien sind 14-Millimeter-Kugeln in den Geschmacksrichtungen Erdbeere Pfirsich Tutti Frutti und Fisch die richtigen Muntermacher.
Die Posen/Boilie-Kombination arbeitet zwar – wie beim Karpfenangeln – nach dem Prinzip der Selbsthakmontage. Aber als Blei kommt für mich nicht das übliche Einzel-Kompaktgewicht in Frage. Besser ist eine Schrotkette am Monofil-Seitenarm. Das kurze Schnurstück dient als Sollbruchstelle wenn die gehakte Tinca durchs Kraut flüchtet. Falls der Seitenarm hängenbleibt reißt nur er ab. Doch der Drill geht nicht in die Binsen.
2. Mit Kringel im Vorfach
An Gewässern in denen Standardköder wie Brot Tauwurm und Caster besser ziehen ist eine spezielle Feeder-Montage mit Draht-Futterkorb (Zeichnung 2) die bessere Wahl. Zumal dann wenn die Schleien vorsichtig beißen. In das Vorfach praktiziere ich nämlich einige kleine Schlingen übereinander und fixiere sie mit wasserlöslicher PVA-Schnur. Nach dem Auswerfen der Montage und dem Straffen der Leine bleiben die Kringel zunächst an Ort und Stelle. Erst dann löst sich die PVA-Schnur auf. Die Folge: Das Vorfach liegt nicht – wie sonst beim Feeder-Angeln üblich – gestreckt sondern locker am Grund. Dadurch bekommt der Fisch deutlich mehr Spiel beim Nehmen des Köders.
Bevor die Leckerbissen badengehen verpasse ich ihnen allerdings noch eine besondere Duft-Kur: Brotkrume und Caster werden mit Ahorn- Erdbeer- oder Pfirsich-Flavour besprüht. Für den Tauwurm halte ich eine Spritze parat um die Aromen zu injizieren.
Heißer Bonus-Tipp für „Wurmbader“: Fisch-Öl. Dessen verblüffende Wirkung habe ich beim Aal-Ansitz entdeckt. Schleien und auch Brassen waren so vernarrt in diesen Duft dass ich schließlich die Spritze einpacken musste. Die Fische haben den Tauwurm mit Fisch-Geschmack schneller gefressen als die Aale ihn finden konnten.
Den Draht-Feeder fülle ich mit Grundfutter – explosives allerdings. Es gibt verschiedene Fertig-Mixe die sich sprudelnd auflösen. Alternativ bringt auch untergemischtes Brausepuler das Futter zur Explosion. Ein spektakulärer Effekt der Schleien rasch an den „Mittagstisch“ lockt.
3. Mit Maden geladen
Am liebsten jedoch fische ich mit einer Seitenarm-Montage samt Madenkörbchen Zeichnung 3. Schleien bis neun Pfund sprechen für den Erfolg dieser Methode.
Das Vorfach knüpfe ich als Seitenarm über den Futterkorb der als Endgewicht montiert ist. Die vorgeschaltete Plastiktube beugt Schnurverwicklungen beim Auswerfen vor. Und der Stopper darüber bewirkt dass sich beißende Fische selbst haken. Einziger Nachteil bei solcher Technik: Man bekommt derart viel zu tun dass der Feeder ständig mit Maden nachgeladen und der Haken neu beködert werden muß.
Zwar gilt das Fischen mit Futterkorb als ziemlich einfach. Aber es gibt wie bei jeder anderen Methode auch gute und schlechte Feeder-Angler. Drei Faktoren machen den fangentscheidenden Unterschied aus:
Der Korb muß immer an der selben Stelle im Wasser landen. Entfernungen an einem See genau abzuschätzen ist eine durchaus heikle Angelegenheit: Ich habe schon etliche Feeder-Fans beobachtet die meinten stets auf gleicher Distanz zu servieren. Tatsächlich betrugen die Unterschiede in der Wurfweite teilweise bis zu 20 Meter! Daher markiere ich meine Schnur mit einem Filzstift oder Tipp-Ex nachdem der erste Service an einer günstigen Stelle gelandet ist. So finde ich selbst bei Dunkelheit die richtige Stelle wieder.
Auch beim Feeder-Angeln entscheidet die nötige Portion Geduld über die Ausbeute. Oft harre ich ein bis zwei Stunden ohne Biss aus bis die Schleien richtig in Fahrt kommen.
Das Madenkörbchen muß stets nachgeladen werden auch wenn schon ein Schleienschwarm am Futterplatz patrouilliert. Ansonsten bekommt man nur anfangs Bisse weil die Fischschule bald weiterziehen wird. Konzentriertes Nachfüttern hingegen hält die Schleien bei der Stange – selbst wenn durch vorangegangene Drills viel Unruhe am Platz herrscht. Auf fünf Stunden Ansitz rechne ich zwei Liter Maden.
Für welche der drei Methoden Sie sich auch entscheiden: Sicher ist dass die Moosgrünen in der Goldenen Jahreszeit besonders gut beißen.
Extra-Tipp: „Aufgepumpte“ Maden
Um Maden schwimmfähig zu machen, lege ich sie in eine Plastikdose, deren Boden mit Wasser bedeckt ist. Die Krabbler werden sich mit Luft vollpumpen – schwebende Happen, die Schleien besonders leicht einsaugen können. Durch die herausgeschnittene Deckelmitte kann ich die Maden problemlos greifen, ohne dass sie herauskriechen können.
Foto: Verfasser
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