Schären-Zander


Der Drill eines Stachelritters im klaren Wasser ist jedes Mal ein spannendes Erlebnis.
Gefangener Zander
In den schwedischen Schären werden immer mehr und immer größere Zander gefangen.

Der Schärengarten in Schweden genießt seit Jahrzehnten einen hervorragenden Ruf bei Hecht- und Barschanglern. Zunehmend lassen sich jedoch auch prächtige Zander verführen.

01/1999

Von Christoph Feige

Endlich mal wieder so richtig entspannt im Boot sitzen, die roten Posen beobachten und hoffen, dass eine von ihnen untergeht, während man die Natur ringsum beobachtet… Pustekuchen! Statt dessen stehe ich im Boot und habe alle Hände voll zu tun. Kaum ist der Köderfisch ausgeworfen, erfolgt auch schon der Biss. An Angeln mit zwei Ruten ist nicht zu denken. Ein schöner Barsch nach dem anderen landet im Boot. Es sind wunderschön gezeichnete, wohlgenährte Fische zwischen einem und drei Pfund.

Der nächste Biss jedoch ist anders als die vorhergehenden. Nicht zögernd und mit dem Köder spielend, nein, dieses Mal verschwindet die Pose ruckartig und bleibt unter Wasser. Ich warte nicht lange mit dem Anschlag, schließlich fische ich mit einem Doppelhakensystem. Das dumpfe Schlagen am anderen Ende der Schnur verrät mir schon bald, dass ein anderes Mitglied aus der Familie der Stachelritter den Köder genommen hat. Im klaren Wasser unter dem Boot ist der dunkle Rücken eines Zanders zu erkennen.

Nur mühsam pumpe ich den Fisch zur Oberfläche und erkenne, dass es sich um einen Zander von etwa acht Pfund handelt. Meter um Meter wird die Schnur erneut von der Rolle gezogen, dann jedoch gelingt es mir, den Fisch zu stoppen. Es dauert einige Zeit, bis ich zwei Finger hinter den Kiemendeckel schieben und den Stachelritter ins Boot heben kann. Ein typisches Männchen während des Frühjahrs. Tiefdunkel, fast schwarz ist der Rücken, und auch die Seiten lassen das Grünbraun bis Silber, das sonst beim Zander üblich ist, vermissen.

Mit frischen Heringen

Schnell wird der Fisch versorgt und der nächste Hering am System ausgeworfen. Frisch gefangen sind Heringe jetzt im Frühjahr der beste Köder für alle Arten von Raubfischen in den schwedischen Schären. War ich während der vergangenen Jahre immer im zeitigen Frühjahr mit Wobblern hinter den großen Hechten her habe ich mich dieses Mal von meinem Freund Hans überreden lassen das Fischen mit Naturködern zu wagen. Immer wieder hatte er mir von seinen Erfolgen erzählt und so bedurfte es nicht viel Überredung auf sein Angebot einzugehen eine Woche gemeinsam den Räubern der Schären nachzustellen.

Jetzt wenn der Frühling auch im Norden Europas den Durchbruch endgültig geschafft hat zeigt sich der Schärengarten von seiner schönsten Seite. Während die Bäume und Büsche nur ein erstes zartes Grün erkennen lassen breitet sich zu ihren Füßen ein Meer von Buschwindröschen aus unterbrochen von Wiesenschlüsselblumen und Holunderkuckucksblumen einer seltenen Orchideenart. Eiderenten lassen ihr charakteristisches Tröten über die weiten Wasserflächen klingen die Kanadagänse ziehen ihre Jungen auf und die Hechte haben bereits abgelaicht – sind wieder hungrig.

Riesige Schwärme

Da kommen ihnen die Heringe gerade recht. Die Fische auch Strömlinge genannt ziehen ab Mitte Mai in riesigen Schwärmen tief hinein in die Schärenbereiche um abzulaichen. Für viele Schweden ist es beinahe ein Volkssport den Heringen vom Boot aus nachzustellen. Es ist zwar nicht verboten mit lebenden Fischen zu angeln – insbesondere Barsche bevorzugen diese Köder – aber den Zandern ist auch ein toter Hering recht solange er frisch ist. Jeder Angeltag beginnt also mit dem Fang dieser Superköder. Meerforellen halten sich ebenfalls in der Nähe der Heringsschwärme auf. Eines Tages sehe ich wie ein größerer silberner Fisch aus der Tiefe auftaucht und den Hering an meinem Paternoster attackiert. Eine Meerforelle von mindestens zehn Pfund! Allerdings verfehlte sie den Hering und auch sofortige Versuche mit Blinker und Spinnrute blieben erfolglos.

Immer wieder stelle ich fest daß die meisten Zanderbisse einige Meter über dem Boden erfolgen. Die beste Tiefe liegt bei drei bis vier Metern. Manchmal dauert es einige Zeit bis die Zander kommen doch die Wartezeit wird immer von den Barschen verkürzt.

Unsere Ausrüstung besteht aus konventionellem Gerät. Während Hans mit drei Meter langen recht weichen Ruten fischt versuche ich mein Glück mit längeren Karpfenruten. Ich kann meine Hechtanglerseele nicht verleugnen und hoffe einen großen Esox erwischen zu können.

Bei den Rollen verlassen wir uns auf qualitativ hochwertige Stationärrollen bespult mit 035er Schnur. Die Posen sind nicht allzu klein gewählt vor allem wenn wir mit lebenden Heringen fischen.

Am besten ein Stahlvorfach

Was das Vorfach betrifft kommen Hans und ich allerdings absolut nicht auf einen Nenner. Während er von seinen Montagen mit 050er Schnur und Drilling überzeugt ist will ich kein Risiko eingehen. Für den Fall dass ein Hecht beißt fische ich mit einem Dopeldrilling-Sofortanschlagsystem und Stahlvorfach. Ole ein Freund von Hans hat uns erzählt dass sich einige Tage zuvor ein Hecht von mindestens 15 Kilogramm auf seinen Heringsköder stürzte. Es gelang Ole den Riesen bis ans Boot zu bekommen. Beim Versuch ihn zu landen riss jedoch das monofile Vorfach…

Wir wohnen in einer einfachen Hütte direkt am Meer und sind begeistert von der Aussicht auf den Schärengarten der trotz hervorragender Angelmöglichkeiten für den Touristen immer noch wenig erschlossen ist. Campingplätze finden sich nur im Süden und auch das Angebot an Ferienhäusern ist begrenzt. Es ist auf jeden Fall zu empfehlen ein eigenes Boot mitzunehmen oder zumindest einen Außenbordmotor. Die zu den Ferienhäusern gehörenden Boote haben oft keinen Motor. Selbst Mitte Mai kann es noch empfindlich kalt sein. Richten Sie sich bei der Wahl der Bekleidung darauf ein. Ich bin wirklich froh meinen Overall mitgenommen zu haben.

Das Angeln in den Schären kostet nichts. Schleppen allerdings ist verboten beziehungsweise erfordert die Erlaubnis des Fischereirechtsinhabers. Die Stockholmer Schären sind sehr weitläufig und das Gewimmel kleiner und größerer Inseln macht es gelegentlich schwer den richtigen Angelplatz zu finden. Ich jedenfalls hatte das große Glück mit einem Ortskundigen fischen zu dürfen und kann Neulingen nur raten einen Guide zu buchen. Sie sparen nicht nur viel Zeit sondern erhöhen darüber hinaus auch Ihre Fangaussichten.

Info

Informationen über Unterkünfte, Boote, Guides etc. bekommen Sie bei: Schweden-Werbung für Reisen und Touristik, Lilienstr. 19, 20095 Hamburg, Tel.040/ 325513-55. In Schweden bei: Stockholm Information Service, Sverigehuset Hamngatan 27, Box 7542, S-10393 Stockholm, Tel. ab Deutschland 00468/7892/495, Fax 00468/7892/49 und Destination Roslagen, Box 79, S-74221 Östhammar, Tel. und Fax 0046/173/21580.

Foto: Verfasser

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