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Nushagak River/Alaska: Lachse ohne Ende


Starker Keta im prächtigen Hochzeitskleid: Ein Fisch, über den sich selbst so „alte, graue Wölfe“ wie Wolf-Rüdiger Kremkus und Joachim Eilts noch freuen können.

Der Nushagak River in Alaska gehört zweifellos zu den besten Lachsflüssen der Welt. JOACHIM EILTS ist jedoch nicht nur von der exzellenten Fischwaid auf King & Co begeistert, sondern ganz besonders auch von der vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt der urwüchsigen Tundra.

Von Joachim Eilts

Und wieder schlägt es in der Rute. Diesmal jedoch wesentlich heftiger als bei den drei Ketas zuvor. Nicht ruckartig erfolgen die Attacken des Fisches – gleichmäßig stark zieht der König der Lachse Schnur von der Rolle. Ein Gefühl, als wäre der Köder von einem U-Boot erfasst worden. Mit krummer Rute stehe ich im fest verankerten Boot, und es dauert fast 45 Minuten, bis der prächtige King in Bootsnähe kommt. Als ich ihn keschern will, geht er mit einem gewaltigen Schwanzschlag wieder auf Tauchstation – und das Spiel in die Verlängerung.

Die Schnur ist bis zum Äußersten gespannt, singt in den höchsten Tönen. Mehrmals springt der Fisch aus dem Wasser, scheint unbändige Kraft zu haben. Endlich jedoch ist es geschafft: Ein wunderschöner blanker King, dessen kaltgeräucherte Riesenfilets drei Wochen später in Deutschland hervorragend schmecken werden.

Der Nushagak River liegt im Südwesten Alaskas und hat eine Länge von 560 Kilometern. Etwa 500 Kilometer nordwestlich von Anchorage mündet er in die Bristol Bay. Neun Stunden dauert der Flug von Köln nach Anchorage, weitere eineinhalb nach King Salmon und dann noch eine Stunde mit dem Wasserflugzeug zum Hausboot „Fisherman’s Dream“ oder zur von dort nur neun Kilometer entfernten Ekwok Lodge.

Schon vom Buschflugzeug aus zieht uns die Tundra in ihren Bann. Überall brütende Schwäne, hier und da führt eine Elchkuh ihre Kälber, mäandernde Bäche, Tümpel, eine phantastische Vegetation… Das Abenteuer beginnt.

Zur rechten Zeit am rechten Ort

Vom 25. Juni bis zum 9. Juli werden wir – eine Gruppe deutscher Angler – im Nushagak den Lachsen nachstellen. Während dieser Zeit wohne ich sowohl in der Ekwok Lodge als auch im Hausboot und fange so viele Lachse wie nie zuvor. Der vom Reiseveranstalter Hans Wolf vorgeschlagene Termin erweist sich als goldrichtig. Tagelang ziehen Hunderttausende von Ketas zigtausend Königslachse stromaufwärts. Sie alle haben nur ein Ziel streben zum Laichen ihren Hochzeitsplätzen entgegen: Wir sind zur rechten Zeit am rechten Ort.

Egal mit wem ich das Boot teile – ob mit Silke aus Hamburg, Karl aus der Schweiz oder mit Hermann und Wolf-Rüdiger aus Nordhorn – immer und überall fangen wir unsere Lachse. Und zwar mit Hot shots – Spezialwobbler mit besonders langer Schaufel – oder kleinen und großen Spin n‘ glows. Faszinierend dass die Ketas ausnahmslos in den flacheren Bereichen in Ufernähe ziehen die Kings mehr im Tiefen: wie auf einer zweispurigen „Autobahn“. Das geht so weit dass wir nachdem die besten Stellen ausgekundschaftet sind morgens festlegen was wir zuerst fangen wollen. Drei Meter vom Ufer entfernt wird geankert und ein Keta nach dem anderen nimmt den Köder. Wir liegen genau in der Spur die wild kämpfenden rot-schwarz-getigerten Fische sind sehr beißfreudig.

Drei Angler drei Bisse

Ich erinnere mich an einen Morgen an dem Wolf-Rüdiger Hermann und ich die Ketas förmlich „stippen“. Zeitweise sitzen wir alle drei mit krummen Ruten im Boot. Einer links einer rechts einer vorne im Bug. Und obwohl viele der Lachse bereits ihr buntes Hochzeitskleid angelegt haben erwischen wir doch problemlos mehrere blanke Fische zum Räuchern.

Da wir pro Tag fünf Lachse – davon einen King – entnehmen dürfen heißt es nach einigen Stunden „Fahrbahnwechsel“. Wir ankern drei Meter weiter zur Mitte hin und erbeuten jetzt nur noch Kings! Kleinere oder verfärbte Königslachse werden – genau wie die Ketas – ausgedrillt und dann außerhalb des Bootes im Wasser mit einer stabilen Zange schonend vom Köder befreit ohne dass wir sie mit den Händen berühren. „Alles Gute laicht mal schön!“

Phantastisch wie der Aufstieg sind auch die Fänge und wir geben es auf die Königslachse in Gewichten zwischen 30 und 40 Pfund sowie die Ketas von weit mehr als zehn Pfund zu zählen. Kings die zwischen 50 und 70 Pfund auf die Waage bringen werden zwar nicht so oft erbeutet sind aber jederzeit möglich.

Einer der erfolgreichsten Angler ist der 76jährige „Karli“ Hürlimann aus der Schweiz. Mit viel Gefühl präsentiert er die Köder und „pflückt“ die Lachse wie reife Früchte aus dem Nushagak. Er kennt sich aus war bereits des öfteren hier und jeder freut sich mit ihm rausfahren zu können.

Er gilt als sicherer „Fischfinder“ was er drei Tage hintereinander eindrucksvoll unter Beweis stellt. – Karl ist querschnittgelähmt scheint das jedoch zu ignorieren. Dreimal täglich wird er nach dem Essen ins Boot getragen und jedes Mal leuchten seine Augen ob der Dinge die da kommen sollen. Selten habe ich einen Angler mit solch ausgeprägter Passion erlebt.

Die ersten Rotlachse

Vier Tage vor unserer Abreise stellen sich auch die Rotlachse ein – erst vereinzelt dann zu Tausenden. Sie versammeln sich auf flachen Kiesbänken wo sie ausruhen. Dann – wie auf ein geheimes Komando – ziehen sie urplötzlich weiter große Bugwellen vor sich herschiebend. Ein grandioses Schauspiel.

Wer an oder auf diesen Kiesbänken hartnäckig genug mit der Fliegenrute fischt wird sich am Ende eines Angeltages über mehrere dieser Lachse freuen können. Kaltgeräuchert schmecken sie wunderbar. An ihren grün-schimmernden Köpfen sind sie leicht von noch blanken Ketas zu unterscheiden.

Selbst Neulinge die noch nie einen Lachs mit der Fliege erbeutet haben dürften hier ihren ersten Fisch fangen. Detlef Walter der Betreuer vom Hausboot ist ein hervorragender Fliegenfischer und jederzeit gern mit Rat und Tat behilflich.

Aber nicht nur Lachse gehen im Nushagak an den Köder. Auch Äschen, Renken, Barben, Dolly Varden, Regenbogenforellen, Hechte und Quappen in zum Teil kapitalen Größen werden erbeutet.

Was die Tierwelt betrifft verwöhnt uns die Tundra täglich aufs neue: Ein junger Elchbulle durchschwimmt den Fluss, am gegenüberliegenden Ufer sucht ein kräftiger Braunbär nach Nahrung, in unmittelbarer Nähe schlägt ein Biber mit seinem platten Schwanz Alarm. Zauberhaft die fünfköpfige Fischotterfamilie, die zwei jungen Schnee-Eulen in einer alten Kiefer, eine Augenweide in der Dämmerung dem schnürenden Jungfuchs bei der Nahrungssuche am flachen Ufer zuzuschauen. Wer besonderes Glück hat bekommt gar einen Wolf oder Luchs zu sehen.

Adlerspezies im Dreierpack

Als ich den Fluss eines Morgens mit dem Fernglas „ableuchte“ kann ich drei verschiedene Adlerspezies ausmachen: Weißkopf-, See- und Fischadler. Eine leichte Brise hält mir die Mücken vom Leib während ich mich satt sehe an den Königen der Lüfte. Immer mehr Adler fliegen den Nushagak an der sie jetzt so üppig mit Futter versorgt. 30 Minuten später zähle ich 14 elegante Greife.

Der Trip in die Wildnis Alaskas ist anglerisch hochinteressant, die Natur ein absoluter Traum und es macht Spaß hier 14 Tage zu verbringen. Nicht zuletzt deshalb weil sich so viele unterschiedliche Charaktere zusammenfinden. Die Angler in der Ekwok Lodge und auf dem Hausboot kommen von überall her: aus Amerika, Skandinavien, Frankreich, Italien, Polen und natürlich aus Deutschland. Eine kunterbunte und vergnügliche Mischung.

Sicher ein wenig anstrengend ist es schon morgens um sechs Uhr aufzustehen, nach dem Frühstück bis zum Mittagessen zu angeln, dann wieder bis zum Abendbrot zu fischen und danach noch einmal den Lachsen nachzustellen. Aber schlafen können wir schließlich zu Hause.

Absoluter Höhepunkt – neben der Fischwaid – ist für mich ein Sonderflug zu den Braunbären in den Brooks im Katmai-Nationalpark. Ein Trip den ich jedem Alaska-Angler nur empfehlen kann. Acht Braunbären stehen am Wasserfall und fangen Lachse. Zwar geht ihnen mancher Fisch durch die Lappen aber sie sind äußerst geschickt. Als der stärkste Bär, der natürlich an der besten Stelle steht, einen Rotlachs fängt und sich in die Büsche schlägt um die Beute in Ruhe fressen zu können, besetzt der zweitstärkste seinen Platz. Aber nur so lange bis der „Herr der Brooks“ zurückkommt. Demütig wird die Plattform geräumt.

Interessant und einen Besuch wert ist auch das weltbekannte 120 Seelen zählende Eskimo-Dorf Ekwok in unmittelbarer Nähe der gleichnamigen Lodge. Schon von weitem sind die leuchtendroten zum Trocknen aufgehängten Lachsfilets und die Huskies vor den Hütten zu erkennen. Als der Trip über den großen Teich zu Ende geht sind wir uns alle einig: Alaska war ein Riesenerlebnis.

Info

Alaska-Wolf-Fishing-Tours, Weimarer Str. 17, 35759 Driedorf ,Tel. 02775/7717, Fax 02775/7243.

Stand 1998

Foto: Verfasser

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