Opas Eisen

Auch alte Eisen fangen! Autor Felix Schwarte mit einem schönen Nordsee-Kabeljau.

Ein Frühsommertag auf der Nordsee. Mit einem alten Eichenholzkutter, der MS Muddi, sind wir über drei Stunden bis zu einem großen Steinriff, dem „Jyske Rev“ weit draußen auf der Nordsee, getuckert.

Das Schiff schaukelt und kränkt von rechts nach links und von hinten nach vorne, die Wellen sind kabbelig. Die Strömung läuft gegen Wellen und Wind und so baut sich eine ungemütliche Wasserbewegung auf. Die MS Muddi steht so auch fast auf der Stelle, nur die Schnüre mit den Ködern im Wasser laufen im schrägen Winkel weg, sobald sie von der Strömung erfasst werden. Skipper Birger verzieht die Mundwinkel leicht nach unten. Er weiß, dass diese Wetter-Wasserkonstellation bei den Dorschen nicht gerade zu einem Beißrausch führt.

Jetzt ist irgendetwas aus der Trickkiste angesagt

Mittlerweile habe ich an den Wracks der Nordsee einige Pilker eingebüßt, eigentlich hängen nur noch Köder bis 200 oder über 300 Gramm im Eimer, so 250 Gramm sollten jetzt aber goldrichtig sein. Und am besten noch schön taumeln, blitzend und blinkend, um die beißfaulen Dorsche zum Biss zu überreden.

Tief unten im Eimer finde ich aber noch etwas, ein altes Eisenrohr, an den Enden plattgehämmert. Ich schaue es mir genauer an: Wo kommt das denn nochmal her? Vielleicht aus irgendeiner uralten Köderkiste, vielleicht von Opa?

Meinem Mitfahrer Robert zeige ich das silbern verchromte Rohr, noch mit etwas Reflektionsfolie beklebt. Da hat sich mal jemand Mühe gegeben. Sogar das Gewicht ist eingeschlagen. „250“ – perfekt. Leicht gebogen ist das Eisen auch noch. Also schnell einen Gummimakk in die obere Öse eingehangen und dann geht es an den Wirbel meiner Hauptschnur. Beim nächsten gedehnten Hupen aus dem Nebelhorn des Kutters verschwindet, taumelnd natürlich, der Köder im dunkelblauen, rund 24 Meter tiefen Wasser der Nordsee.

Opas Erfolgsköder. Aus einem Stück Rohr gedengelt.
Opas Erfolgsköder. Aus einem Stück Rohr gedengelt.

Robert schaut etwas skeptisch

Doch es scheint den Dorschen zu gefallen. Kurz vor der ersten Grundberührung bekomme ich einen Biss, dann zupfe ich das Rohr noch einmal hoch, lasse es wieder ein, zwei Meter hinab taumeln. Wieder ein Biss und diesmal hängt der Fisch. Nach zähem Widerstand erscheint ein prächtiger Nordsee-Kabeljau an Deck und es wird nicht der Einzige bleiben.

Opas Eisen hat es also gebracht. Vielleicht ist der Köder genau so alt wie der 1949 vom Stapel gelaufene Kutter?

Ich freue mich auf jeden Fall nicht nur über die Fische, sondern auch darüber, dass auch die alten selbstgemachten Köder immer noch ihre Berechtigung haben. Wer weiß, vielleicht hatte Opa damals auch gar nicht die Möglichkeit, teure Pilker zu kaufen und musste erfinderisch werden? Schön, wenn man dann mit dem alten Eisen fängt!

Spannende Touren, nicht nur im Frühsommer, auf die raue Nordsee vor der dänischen Westküste lassen sich z.B. auf der MS Muddi mit Skipper Birger von Thyborøn aus erleben. Berichte und Kontaktmöglichkeiten auf www.abenteuer-meeresangeln.de

-pm-

Die MS Muddi im dänischen Heimathafen Thyborøn.
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