In der Vechte-Aue östlich von Emlichheim (Grafschaft Bentheim, Niedersachsen) hat das erste Kiebitzpaar erfolgreich an einem neu angelegten Tümpel gebrütet.
Die auf der Roten Liste stehenden Wiesenvögel profitieren schon jetzt vom neuen Tümpel, der im Rahmen des BiotopVerbund-Projekts erst im März 2023 fertiggestellt worden ist.
Wie die Naturschutzstiftung Grafschaft Bentheim kürzlich mitteilte, hatten im April letzten Jahres die Kiebitze (Vanellus vanellus) bei dem neu angelegten Tümpel – in Norddeutschland auch Blänke genannt – mehrere Eier ausgebrütet und Jungtiere großgezogen. „Aus naturschutzfachlicher Sicht ist das ein großer Erfolg“, sagt Christian Kerperin, Projektleiter des Teilprojekts „BioGraf – Biotopverbund im Grafschafter Vechte- und Dinkeltal“ bei der Naturschutzstiftung Grafschaft Bentheim. „Wir sind natürlich begeistert, dass unsere Biotopverbundmaßnahmen so schnell positive Auswirkungen zeigen. Das ist eine sehr wichtige Bestätigung für unsere Arbeit.“
Tümpel anlegen: Geringer Aufwand, großer Erfolg
„Kiebitze sind unter anderem für die Nahrungssuche auf offene, besonders feuchte Flächen mit niedrigem Bewuchs angewiesen. Daher siedeln die Vögel oft in direkter Nähe von Blänken, wie wir sie schaffen“, erklärt Cornelia Riechert, Mitarbeiterin bei dem BioGraf-Teilprojekt. „Unser Projekt zielt darauf ab, den Biotopverbund im Auenbereich von Vechte und Dinkel allgemein zu stärken. Davon profitieren sowohl Tier- als auch Pflanzenarten gleichermaßen. Der Kiebitz ist dabei nur eine von vielen Arten, für uns aber eine wichtige Zeigerart für die ökologische Qualität einer Fläche.“
Dabei waren die Arbeiten zum Anlegen der bis zu 1,4 Meter tiefen und 1250 Quadratmeter großen Blänke wie Ausbaggern, Abtransport des Erdreichs und Glätten des Ufers in nur wenigen Tagen abgeschlossen. Seitdem haben sich bereits standorttypische Pflanzen an dem so geschaffenen und mit Wasser gefüllten Tümpel angesiedelt.
90 Prozent weniger Kiebitze
Der Kiebitz ist ein sogenannter Kulturfolger, der in Deutschland landwirtschaftliche Nutzflächen bevorzugt. Allerdings gehen deutschlandweit die Bestandszahlen des Wiesenbrüters sehr stark zurück; vor allem aufgrund von Lebensraumverlusten, deren Ursachen unter anderem in der voranschreitenden Flächenversiegelung und der Intensivierung der Landwirtschaft zu finden sind; gleichzeitig nimmt der Druck durch Beutegreifer wie den Rotfuchs zu. Nach Angaben des Dachverbands Deutscher Avifaunisten e. V. (DDA) nahm der Bestand des Kiebitzes in den letzten 24 Jahren um fast 90 Prozent ab.
Umso erfreulicher ist, dass neben dem brütenden Kiebitzpaar im weiteren Verlauf des letzten Jahres auch eine Gruppe von Kiebitzen bei der Nahrungssuche am Tümpel beobachtet werden konnte. „Zusätzlich beobachteten wir auch vom Aussterben bedrohte Bekassinen“, führt Kerperin, weiter aus. „Sowohl bei dieser Art wie bei den Kiebitzen sind wir mit einem anhaltenden starken Bestandsrückgang von mehr als 80 Prozent in Niedersachsen konfrontiert. Für eine Trendwende bei der Entwicklung der Vogelzahlen müssen solche Biotopverbund-Projekte daher weiter vorangetrieben werden.“
Beispiel für Landwirte und Kommunen
Das BiotopVerbund-Projekt wurde auf Initiative der Heinz Sielmann Stiftung gestartet. Dr. Johannes Heinze, Projektleiter bei der Heinz Sielmann Stiftung, sagt zu den Bestrebungen des Projekts: „Hiermit zeigen wir, wie Kommunen, die Landwirtschaft und andere Akteure schnell und mit geringem Aufwand Strategien und praktische Maßnahmen zur Verbesserung des Biotopverbunds umsetzen können.“ Über die Ziele des BiotopVerbund-Projekts sagt Heinze weiter: „Neben der ökologischen Aufwertung von Flächen wollen wir möglichst viele Kommunen, Naturschutzinteressierte und Menschen vor Ort zum Nach- und Mitmachen motivieren.“
Flussauen von Vechte und Dinkel
Seit August 2020 ist die Naturschutzstiftung Grafschaft Bentheim mit ihrem Teilprojekt BioGraf Partner des Verbundprojekts „Landschaft + Menschen verbinden – Kommunen für den bundesweiten Biotopverbund“ im Bundesprogramm Biologische Vielfalt. Das BioGraf-Projektgebiet umfasst dabei die Überschwemmungsbereiche von Vechte und Dinkel und die damit ökologisch zusammenhängenden Flächen.
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