In den Medien häufen sich Meldungen von sensationellen Fängen von Tieren in der Nordsee, die ursprünglich aus dem tropischen und subtropischen Bereich stammen.
So konnten zum Beispiel schon Meeresschildkröten und Mondfische in der Nordsee beobachtet werden. „Solche Funde sind meist Folgen von extremen Wetterlagen und als Nachweis für eine globale Erwärmung nur bedingt geeignet“, so die Einschätzung von Siegfried Ehrich und Manfred Stein, Wissenschaftler am Institut für Seefischerei der Bundesforschungsanstalt für Fischerei (BFAFi) in Hamburg.
In der neuen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins „ForschungsReport“ berichten sie über langjährige Untersuchungen, die sie mit ihren Forschungsschiffen im Nordatlantik und der Nordsee durchgeführt haben. Neben fischereibiologischen Untersuchungen führten sie gleichzeitig auch klimabezogene ozeanografische Messungen durch. Dieses kombinierte Vorgehen ist von besonderem Wert, denn erst die Zusammenschau beider Datensätze ermöglicht Aussagen zu möglichen Einflüssen des Klimas auf die Fischbestände.
Seit Mitte der 1990-er Jahre erwärmen sich die Gewässer rund um Grönland, zurzeit liegen sie um bis zu 2,5 °C über dem langjährigen Mittel. Schellfisch und Seelachs lockt dies von Island in die grönländischen Meeresgebiete. In der Nordsee, so zeigen die jetzt zwölfjährigen Untersuchungen der BFAFi, finden sich in den flacheren südlichen und südöstlichen Meeresteilen vermehrt Bodenfischarten aus wärmeren Gewässern, während dies in den mittleren Bereichen der Nordsee nicht der Fall ist.
Milde Winter ausschlaggebend
Auslöser für die zunehmende Präsenz der südlichen Arten in der Deutschen Bucht sind nach Auffassung von Ehrich und Stein gar nicht einmal so sehr die steigenden Wassertemperaturen im Sommer. Von Bedeutung seien vielmehr die vielen milden Winter, die den Arten in der Deutschen Bucht die Überwinterung ermöglichen.
War zum Beispiel der Rote Knurrhahn zu Beginn der Untersuchungen vor zwölf Jahren nur selten in den wissenschaftlichen Fängen vertreten, so ist er jetzt regelmäßig in den Hols zu finden.
Die Bestandsstärke des kommerziell wichtigen Nordsee-Kabeljaus ist auf einem historischen Tief. „Leider“, so die Fischereiforscher, „hat bisher keine kommerziell interessante Fischart aus südlichen Gebieten diese Lücke füllen können“.
Der „ForschungsReport“ ist kostenlos zu beziehen über die Geschäftsstelle des Senats der Bundesforschungsanstalten, Bundesallee 50, 38116 Braunschweig, E-Mail: michael.welling@fal.de, Tel.: 0531/596-1016.
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