Ferdl Schwarzl aus Kitzbühel traute seinen Augen kaum: Beim Eisangeln hakte er einen urtümlichen Mississippi-Bewohner.
27.02.2007
Ein Exot aus Amerika in einem Tiroler Baggersee? Hier der Fangbericht im Original-Ton:
„Abends am 19. Januar: Mein Freund Stefan holt mich ab, um zusammen mit mir an eine alte Schottergrube zu fahren. Nicht, dass wir nachts Eisfischen wollen, wir wollen viel mehr ein Loch hacken um für den morgigen Tag etwas Futter zu versenken. Wir konnten in der Vergangenheit mit dieser Taktik schon einige Karpfen unter dem Eis erbeuten. Im Dunkel der Nacht krieche ich auf allen Vieren aufs Eis, gestützt auf ein Holzruder, das Futter und die Axt zwischen die Zähne geklemmt. Mit einiger Mühe kann ich ein Loch in die noch tragfähige Eisdecke schlagen und versenke unser Karpfen-Spezialfutter aus Eigenproduktion. Zurück am Ufer fällt mir auf, dass ich vergessen habe, die Watstiefel für dieses Manöver überzuziehen. Glücklicherweise schlafen wir in einer kleinen Hütte am See, so können meine Hosen bis morgen über der Gaslampe trocknen…
Schon frühmorgens stehen wir beide am Eis, schließlich wollen wir keine Zeit verlieren. Bis mittags tut sich allerdings nichts. Auch die nächsten Stunden verlaufen nicht zu unserer Zufriedenheit, weshalb ich mich entschließe, selbstgebundene Nymphen unter dem Eisloch spielen zu lassen. Im Winter kann das oft den Tag retten, verschiedenste Fischarten haben wir so schon überlisten können. Es dauert auch gar nicht lange, bis die Spitze der Eisrute zittert und der sachte Anhieb sitzt. Doch der Gegner ist kein Rotauge, Brassen oder ein sonstiger Weißfisch, unbeirrt zieht er unter dem Eis seine Bahnen. Am 14er Vorfach ist es mir unmöglich, den Drill zu forcieren. So knie ich bereits über eine Stunde am Loch, bis wir den Riesen zu ersten Mal schemenhaft unter dem schneefreien Eis erkennen können. Wahnsinn, der Bursche misst bestimmt 130 bis 140 cm! Doch um welchen Fisch es sich genau handelt, können wir nur vermuten, so tippen wir auf einen Silberkarpfen (Tolstolob), denn das sind nach unserem Wissen die einzigen Großfische in der Kuhle. Dass der mutmaßliche Planktonschlürfer auf eine Nymphe biss, unterstreicht unsere Annahme. Da wir keine Waage im Großfischformat im Gepäck haben, rufen wir telefonisch einen Bekannten zu Hilfe, der nach einiger Zeit am Ufer auftaucht, sich jedoch nicht auf das schon recht dünne Eis traut. Und da sehe ich den Fisch zum ersten Mal direkt unter dem Eisloch und kann ihn eindeutig als Löffelstör ansprechen! Wir haben keine Ahnung wie der Exot in die Schottergrube gekommen sein kann, aber spätestens jetzt tue ich den Sichtungsbericht eines Kollegen nicht mehr als Anglerlatein ab. Er kommt langsam an die Oberfläche und Steff versucht ihn mittels Schwanzwurzelgriff zu landen, ein kräftiger Schlag mit der Schwanzflosse und er verschwindet wieder in der Tiefe. Die Bremse ist ganz offen und die Qualitätsschnur (Stroft) hält, was sie verspricht! Es vergeht noch einige Zeit, bis wir die zweite Chance auf eine Landung bekommen, diesmal bekommt Stefan den Fisch an der Nase zu fassen und es gibt kein Entrinnen mehr! Die Goldkopfnymphe hängt im Maul des Planktonfiltrierers, er hat sie also mit eingesaugt und ist korrekt gefangen, ein Traum! Als ich aufstehen will, um meinen Fang entgegenzunehmen, fällt das recht schwer, da ich in den 2 Stunden und 10 Minuten Drillzeit mit den Watstiefeln am Eis festgefroren bin! Ich trage den Fisch auf ächzendem Eis ans Ufer, wo wir ihn schonend auf einem Schlafsack liegend vermessen und wiegen wollen – 138 cm! Doch das Gewicht ist nicht zu ermitteln, denn es übersteigt die Kapazität der Waage. So schätzen wir den Fisch auf 20 bis 25 kg, um ihn nach einem Erinnerungsfoto wieder in das Loch zu entlassen, aus dem er gekommen ist…“ Petri Heil wünscht euch Ferdl Schwarzl Link-Tipps:Der Löffelstör auf wikipedia.de