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Lebensfreude im Lesachtal


Solche prächtigen Bachforellen lassen sich in der Gailschlucht fangen. Besatz wird nur behutsam eingebracht. So verbürgt sinnvolle Hege naturnahen Bestand.

Die Gail in Österreich gehört zu Europas schönsten Flusslandschaften. Faire Fliegenfischer, die das Glücksgefühl unverfälschter Naturerlebnisse genießen möchten, sind herzlich eingeladen, die Reviere der Fischerrunde St. Laurentius und der Familie Waldner zu erkunden.

Von Rainer Pollmaier

Erst nach drei Jahren Überredungskunst lockte ich meinen Angelfreund Jens aus dem hohen Norden nach Österreich in das Lesachtal zwischen den Lienzer Dolomiten und dem Karnischen Kamm. Dieser Ignorant spinnt am liebsten in der Ostsee auf Meerforellen, schwingt die Fliegenrute nur an dänischen Auen und schätzt die Alpen lediglich zum Skifahren. Sessel- und Schlepplifte sind mir wiederum ein Graus. Statt des Kicks, mit Vollspeed den Hang hinabzurasen, versprach ich ihm unbändige Natur abseits der Zivilisation und das Gefühl völliger innerer Ruhe, bis ein Schatten hinter der Fliege erscheint: „Aber Du schaffst es wahrscheinlich gar nicht, die Fische in der Gail anzusprechen. Ganz zu schweigen davon, daß sie anders abgehen als deine geliebten Meerforellen. Ist halt keine Badewanne, sondern echtes Wildwasser.“ Das wollte er nicht auf sich sitzen lassen, und so fuhren wir im Juni ’97 zusammen mit meinem Vater nach St. Lorenzen und Gundersheim.

Seit 1990 die drei Freunde Manfred Wurzer, Toni und Hans Obernosterer gut zehn Kilometer Gail auf 1.000 bis 1.300 Meter Höhe übernahmen, führt die Fischerrunde St. Laurentius ihr Motto zu Recht: „Ein kostbares Stück Natur, schützen wir es gemeinsam.“ Sie lernten professionelle Fließwässerbewirtschaftung und ließen sich von Profis in die Geheimnisse des aktiven Wildwasserfischens auf kurze Distanz einweihen. In den Schluchten werden schwere Nymphen bevorzugt: Goldkopf, Fasanenschwanz und schwarze Käfer sind die Renner im Revier. Trockenfliegenpuristen stehen da etwas abseits, erleben jedoch zeitweise mit Eintags- und Köcherfliegen Sternstunden.

Da eine Kilo-Forelle in diesen Höhen erst in sieben bis acht Jahren „heranreift“, wird mit Schonhaken gefischt. Doch Schonung bedeutet nicht Entnahmeverzicht. Die hervorragende Wasserqualität und idealen Laichbedingungen in den fünf Seitenbächen (12 Kilometer) sind Gewähr für reichlichen Nachwuchs eigenständiger Populationen, sogar der Regenbogenforellen.

Fischer-Vielfalt

In welcher Reihenfolge man sich die Strecken von jeweils 35 Kilometer „antut“ sollte wohl überlegt sein. Das Revier I „Patern Aue“ ist bequem über Forstwege zu begehen. In den herrlichen langen Zügen und Gerinnen regiert die starke Regenbogenforelle. Wer es betulicher angehen möchte beginnt hier die „Eroberung“ des ganzen Reviers. Aber aufgepasst! Die „Wilde“ ist kein lieblicher Wiesenbach.

Revier II „Wildsender“ ist auf 25 Kilometer über Forstwege erschlossen ein Kilometer ist Schlucht insgesamt gut begehbar sehr abwechslungsreich und wie geschaffen für den dominierenden Saibling.

Den Glanzpunkt bildet jedoch Revier III „Bärfalle“. Hier wollte Manfred mit uns einsteigen weil in dieser Saison noch keiner der drei Freunde in der Schlucht war. Ich wusste dort wird einprägsame Wirklichkeit was Jens von mir gehört hatte: abenteuerliche Kletterpartien und wilde Forellen.

Wilde Schönheit

Nach knapp zehn Minuten Fußmarsch vom Ort verschwindet Manfred plötzlich im Gebüsch. Von Baum zu Baum kraxeln wir rund hundert Meter den Steilhang hinab bis zur Talsohle: Jens ist noch beeindruckt von der schäumenden Schönheit des Flusses während Manfred bereits das kalte Wasser um die Waden sprudelt. Flink und geschickt wie eine Gemse zeigt er wie die in der Schlucht hausenden Bachforellen überlistet werden: Das Gailwasser ist unwirklich klar unbelastet; lange tiefe Rinnen an den Felswänden tückische Löcher hinter dicken Steinbrocken viele tiefe Tümpfe Gumpen „riechen“ förmlich nach Fisch. Manfred liest die verzwickten Strömungen um die Nymphe an den Felsgrund zu bringen wo die Großen im Auslauf der Gumpen lauern.

Eine 62 Zentimeter lange Bachforelle mit 28 Kilo ist der satte Rekord! Er wirft aus guter Deckung beharrlich flussaufwärts sonst hat die Forelle die er sieht ihn längst erspäht. Kurz: Manfred ist ein Meister seines Fachs. In vier Stunden fing er zehn Forellen von 35 bis über 40 Zentimeter Länge und verlor eine Kapitale im gischtenden Nass. Die Freude über den Biss der herrlichen Regenbogenforelle war größer als der Wille sie unbedingt zu landen. Auch Jens strahlt denn nach anfänglichen Schwierigkeiten erlebte auch er wie Gailforellen im Drill mit Flachländern Schlitten fahren.

Abends lassen wir uns die frisch gefangene Forelle im Wirtshaus „St. Laurentius“ schmecken. Schnell schwirren Fischergeschichten durch die gute Stube. So wird es eine lange Nacht voller Erfahrungsaustausch und Kärntener Gastfreundschaft. Denn das seit 1996 von 37 der 486 Einwohner gemeinschaftlich betriebene Wirtshaus ist Drehscheibe für den Kontakt zwischen Einheimischen und Besuchern und sorgt so neben der einmaligen Landschaft den Wandermöglichkeiten Sehenswürdigkeiten und kulturellen Veranstaltungen dafür dass Urlaub Spaß macht.

Qual der Wahl

Viel Freude hatten wir auch in der naturbelassenen Vielfalt des Waldnerschen Reviers bei Gundersheim zirka 30 Kilometer flussabwärts von St. Lorenzen. Ist die Gail im Lesachtal noch von wilder Schönheit geprägt bietet sie hier ein beschaulicheres Bild und ist auch für ältere Semester leicht begehbar. Trotzdem findet der Fliegenfischer alles was das Herz begehrt: lange Schotterbänke Gumpen Prallwände langsames tiefes und schnelles Wasser.

Neben zehn Kilometern Gail bieten sechs hochwassersichere Zuflüsse im Revier jeden Tag andere Möglichkeiten: Fischen am weitläufigen Alpenfluss am lieblichen Wiesenbach an kraut- und buschverwachsenen Kleinstbächen sowie an steilen Gebirgsgewässern.

Gaile Äschen

An der Gail kommen Sie mit Ihrer Lieblingsfliege zurecht. „Die Forelle liebt leichte Wassertrübungen“ sagt Manfred Waldner der aktive Fischer in der Familie „weil sie dann Nahrung erwartet. Die Äschen sind empfindlicher; trübt klares Wasser ein sind sie zunächst vergrämt.“ Dennoch hat man beste Aussichten gute Fische zu überlisten. Kilo-Äschen sind nicht selten. Man muß nur die typischen Standorte kennen. „Äschen fühlen sich in der Strömung wohl bevorzugen das reißende Mittelwasser Tiefstellen vor und hinter großen Steinen Buhnen und Steinverwürfen an denen sich mächtige Züge bilden“ sagt Manfred.

Mein Oldie liebt es Trockenfliegen punktgenau hinter die Steine zu setzen und langsam mit der Strömung abtreiben zu lassen bis eine der besonders schön gezeichneten Äschen steigt. Die Fische sind hell und blank wie ihr Fluss und meist zwischen 30 und 45 Zentimeter lang.

Aber Kapitale von einem halben Meter gehen höchst selten auf die Trockene. Also müssen Nassfliegen und Nymphen tief angeboten werden am besten knapp über dem Grund. Beim Fischen stromab darf der Köder nicht über den Boden schleifen. Durch Senken der nach dem Wurf steil aufgerichteten Rute die Fliege auf Tiefe bringen Abdrift und Strömung exakt aufeinander abstimmen! Bei sehr schnellem Wasser muß zügig und locker Schnur gegeben werden um die Tiefe zu halten. Leine und Vorfach nie anspannen aber durch gelegentliches Abstoppen den Köder zusätzlich beleben. Stromauf geht’s leichter ein beschwertes Vorfach bringt die Fliege in Bodennähe.

Über Berg und Tal

Eine Tour zu den Nebenflüssen führt durch alle Wunschgewässer des Fluganglers. Der Nölblinger Bach ist ein typisches Gebirgswasser fällt von 1.600 Meter Höhe zur Gail ab und enthält im Oberlauf Bach- im Unterlauf überwiegend Regenbogenforellen.

Die sogenannten Brunnen sind in den Wiesenabschnitten gut zu bewerfen die Waldstrecken ein fast undurchdringlicher Dschungel der nur von Spezialisten zu bewältigen ist. Da hier praktisch nie gefischt wird warten auf den Könner sicher Überraschungen. Das „Urwaldgebiet“ des Gundersheimer Brunnens ist zu Fuß in wenigen Minuten vom Hotel aus erreichbar. Zwei Teiche werden durchflossen im flacheren stehen Bach- im tiefen Regenbogenforellen. Wer sein Abendessen noch nicht erfischt hat dem bietet sich hier eine bequeme Möglichkeit.

An die Profis wendet sich dagegen Großvater Josef Waldner gern abends im erstklassigen Restaurant. „Die Gail stehe voller Aitel! Ich höre immer Äschen. Das ist keine Kunst. Fangt die Döbel! Sie sind vorsichtig schlau ja gerissen. Es gibt nur zehn Zufallsfänge in der Saison die aber zwischen 60 und 80 Zentimeter. Und daraus mache ich Fischkrapferl: Döbel und Kalbfleisch durch den Wolf jagen braun braten mit Kartoffelsalat servieren! Junge da lässt du jede Forelle sausen!“

Es gibt also viele Gründe für Fliegenfischer sich einen Urlaub an der Gail zu gönnen. Heimo Waldner der junge Betriebswirt sieht das eher gelassen: „Wir haben ein ausgewogenes Publikum mit vielen Interessen der Angler ist ein gern gesehener Gast muß aber nicht unbedingt dominieren.“ Da kann Jens nicht mehr zustimmen: Er hat seinen 98er Skiurlaub gestrichen seine Freundin macht gerade den Fischereischein denn im Juni geht’s wieder an die Gail!

Info

Fischerrunde St. Laurentius, Postfach 100, A-9654 St. Lorenzen, Österreich, Tel. 0043/4716/224 oder /201. Saison: 01.05.-15.09.; Tageskarte für Rev. I u. II 450- öS mit Nebenbächen 600- öS Rev. III inkl. Fangzubereitung 1.150- öS; Eine Fischerwoche 7 Tage Ü/HP mit 4 Lizenzen inkl. geführter Wildwasserpirsch usw. Ab 4.910- öS. Fliegenkurse Angelführer und Arrangements auf Anfrage.

Fischereirevier Waldner, Aparthotel Forellenhof Waldner, A-9634 Gundersheim 18, Tel. 0043/4718/352 Fax 0043/4718/663. Saison: Um je nach Wetterlage optimale Bedingungen zu bieten wird im Mai kurz- ab Anfang Juni langfristig eingebucht. Fischereiberechtigung mit HP 1.550- öS pro Woche; je nach Saison und Größe: Komfortzimmer ab 430- öS Wohnstudio ab 445- Appartement ab 470- öS incl. HP/Person.

Stand 1998

Foto: Verfasser

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