Auf dem Flohmarkt in Gaildorf könnte ich vor kurzem diesen Rollen-Dinosaurier erwerben.
Die Eigenbau-Rolle soll in der Gegend von Landshut aus eine Butterschleuder gebaut worden sein, so sagte mir der Verkäufer. Wahrscheinlich handelte es sich dabei um eine Art kurbelbetriebenen Handmixer, mit dem man Schlagsahne und letztendlich auch Butter schlagen konnte.
Die Rolle ist übrigens keine Stationärrolle, es dreht sich beim Kurbeln die Spule und nicht der Rotor mit dem Schnurfangbügel. Als Spule wurde damals eine Kunststoffspule von Sol/Triplex verwendet. Ich nehme an, dass diese Rolle aus den späten 1930er Jahren oder wahrscheinlich eher aus den frühen Nachkriegsjahren stammt. Die Konstruktion ist eher für Monofil geeignet. Die Rolle hat eine Übersetzung von ca. 1:3,25 und besitzt keine Rücklaufsperre. Die Technik ist durchaus ausgefeilt, interessant finde ich, dass das Schnurlaufröllchen in der Mitte des Schnurfangbügels sitzt, sich immer noch dreht und doppelt gelagert ist. Das Material Messing für das Schnurlaufröllchen war aber nicht geeignet, es ist in der Mitte von der Schnur tief eingeschnitten. Der geschlossene Bügel muss mit einem federgespannten Haken gesichert werden.
Solche skurrilen Eigenbauten spiegeln für mich die damalige Zeit wider. Die einfachen Leute konnten sich einfach keine teuren Rollen aus dem Angelladen leisten, die waren nur etwas für gutverdienende Anwälte und Apotheker.
Link-Tipp: Die Näh-Film-Lok-Rolle
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