Nach vielen Jahren, in denen der Schlammpeitzger als verschollen galt, hat Michael Kolahsa, Fischereifachberater beim Bezirk Unterfranken, 100 Exemplare des bedrohten Fisches bei Mainsondheim in den Main entlassen.
Wie Michael Kolahsa erklärt, gelten die Schlammpeitzger bereits seit vielen Jahren im Main als verschollen und stehen auf der sogenannten „Roten Liste“ in der höchsten Gefährdungskategorie, genauer gesagt seit dem Mainausbau, als der Main zur Bundeswasserstraße wurde. Durch die Begradigung und die fortschreitende Kanalisierung des Fließgewässers wurde der natürliche Lebensraum der Schlammpeitzger deutlich eingeschränkt. Die Auengewässer verschwanden. Dadurch kam es kaum noch zu Überflutungen im Hinterland, die der Schlammpeitzger oder auch Schlammbeißer so dringend als Lebensraum benötigt. Denn er braucht tatsächlich Schlamm, weil er nachtaktiv ist und sich tagsüber im Morast vor Fressfeinden versteckt.
„Furzgrundeln“ ideal für den Klimawandel
Deshalb hat Kolahsa einen Nebenarm des Mains ausgewählt, um den seltenen Fisch, der vorwiegend am Grund des Flusses lebt, möglichst optimale Bedingungen zu gewähren. Eine Besonderheit, die den Schlammpeitzger auszeichnet, ist folgende Eigenschaft: Bei Sauerstoffmangel kann er atmosphärische Luft verschlucken und dann den Sauerstoff durch den Darm aufnehmen kann. Dazu taucht er kurz auf und schluckt Luft, die dann durch den Dickdarm wieder ausgestoßen wird und als Blasen nach oben steigen.
Deshalb kann er auch längere Hitze- oder Trockenperioden überleben. Er ist deshalb auch der ideale Fisch, wenn es darum geht, mit dem Klimawandel zurechtzukommen. Diese Eigenschaft hat ihm allerdings auch die zweifelhaften Namen „Furz-Fisch“, „Furzgrundel“ und „Gewitterfurzer“ eingebracht.
Diese Bezeichnungen sind zwar nicht gerade appetitanregend, trotzdem ist der Fisch grundsätzlich essbar. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts wurde notiert, dass er leicht verdaulich und gut bekömmlich sei. Ähnlich wie beim heimischen Karpfen, wenn man ihn nicht wässert, schmeckt er wegen seines Lebensraumes aber morastig und modrig und landete deshalb kaum auf der Speisekarte. Wegen seines hohen Proteingehalts und aufgrund der damaligen großen Bestände, verfütterten ihn einheimische Bauern teilweise an ihre Schweine, so Kolahsa.
Ob die Wiederansiedlung des Schlammpeitzgers erfolgreich war, wird sich im nächsten Jahr zeigen. Dann wird die Fischereifachberatung prüfen, ob sich der Fisch im Main wohlfühlt und sich im besten Fall sogar vermehrt hat.
-Pressemitteilung Bezirk Unterfranken/F. Hiller-