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Give me Moor!

Das Wurzacher Ried in Baden-Württemberg ist eine der bedeutendsten Moorlandschaften Süddeutschlands. Bild: TMBW/Gregor Lengler

Bei Bad Wurzach in Oberschwaben liegt das größte intakte Hochmoor Mitteleuropas.

Das Moor bei Bad Wurzach entstand vor etwa 12.000 Jahren, nach der letzten Eiszeit. Stark vereinfacht gesagt passierte dort Folgendes: Im Wurzacher Becken sorgte die Endmoräne eines Gletschers dafür, dass das Schmelzwasser der umliegenden Hügel nicht mehr abfließen konnte – ein flacher See entstand, der mit der Zeit zum Moor wurde. Denn durch den Sauerstoffmangel im Wasser konnten sich abgestorbene Pflanzen nicht vollständig zersetzen und lagerten sich als Torf am Grund ab – ihr Kohlenstoff wird dort unten gespeichert. Heute ist das Wurzacher Ried eine der bedeutendsten Moorlandschaften in Süddeutschland, ausgezeichnet mit dem Europäischen Diplom für geschützte Gebiete. Man entdeckt es zu Fuß auf wunderschönen Bohlenwegen, in der interaktiven Ausstellung „Moor extrem“ im Naturschutzzentrum von Bad Wurzach – oder man erfährt die wohltuende Wirkung des Moors bei Anwendungen in den Heilbädern Oberschwabens.

Unberührte Natur

Quer durchs menschenhohe Schilf: Die Moorwanderung mit Siegfried Roth, dem Leiter des hiesigen Naturschutzzentrums, startet nachmittags. Er schwärmt über dieses intakte, vorwiegend von Regenwasser gespeiste Hochmoor, über den einzigartigen Lebensraum für seltene Vögel und über die Haidgauer Quellseen, auf die wir gerade von einer kleinen Holzplattform im Wasser schauen. Die sind ziemlich flach und unfassbar klar wegen ihres kalkhaltigen, mineralreichen Wassers. Besonders am Wurzacher Ried ist, so der Experte weiter, dass es hier so viele verschiedene Moortypen gibt: Quellmoor, vom Regen abhängiges Hochmoor und von Flüssen geprägte Niedermoorbereiche. Und dass die Naturstimmungen hier draußen so besonders sind – frisch grün im Frühjahr, bunt im Herbst, fast schon mystisch, wenn im Frühwinter die Nebel kommen.

Früher waren Moore für die Menschen nicht nur wegen der dann oftmals zwielichtigen Stimmungen unheimlich. Es waren auch schlicht lebensfeindliche, gefährliche Landstriche. Heute schätzen nicht nur Experten wie Siegfried Roth diese einzigartigen Landschaften. „Ich finde es faszinierend, dass es im Kern dieses Hochmoors Bereiche gibt, in die der Mensch nie eingegriffen hat, wo auch jetzt niemand hinkommt.“ Über diese Zone, die etwa ein Drittel des Rieds ausmacht, ziehen dann seltene Vögel wie Schwarzstörche, Wachtelkönige und Tüpfelsumpfhühner. Wasser speichernde Moose haben sich dort angesiedelt. Und der Sonnentau, der den Stickstoffmangel im Moor ausgleicht, indem er mit seinen klebrigen Blättern Insekten fängt und dann verdaut. „Nur wenige, sehr spezialisierte Pflanzenarten können auf diesen sauren Böden überleben“, erzählt Roth weiter und zeigt uns eine der fleischfressenden Pflanzen. Denn natürlich siedeln die Spezialisten schon auch da, wo man mit geführten Touren hinkommt. Und wer das allgegenwärtige Insektensummen ignorieren kann, der kann auch die Ruhe hier draußen genießen. Kann über abgestorbene Baumstümpfe staunen, die sich aufs Malerischste im Wasser spiegeln. Und dem Wollgras lauschen, das sich leise im Wind wiegt.

Die Birke ist ein typischer Baum in Moorgebieten. Foto: TMBW/Gregor Lengler

Abend am Riedsee

Abends geht es dann zum Riedsee. Die Sonne steht schon tief, sie färbt die Wolken rosarot und schickt sie zart eingefärbt als Spiegelbilder auf den stillen See. Einige Hufeisenazurjungfern – blaue Libellen – surren knapp über der Oberfläche in Richtung Seerosenteppich. Zwei Haubentaucher paddeln vorbei. Das Schilf raschelt. Einfach still stehen auf dem Steg und schweigen. Einfach mal nichts tun. Hier sind wir nur Zuschauer.

Info: wurzacher-ried.de und oberschwaben-tourismus.de

-Pressemitteilung Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg-

Stimmungsvoller Sonnenuntergang am Riedsee. Bild: TMBW/Gregor Lengler
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