Aktuelle Meldungen Gegen Netzgehege im Bodensee

Gegen Netzgehege im Bodensee


Der Landesfischereiverband Baden-Württemberg (LFVBW) lehnt jede Aquakultur im Bodensee ab. Massentierhaltung und Fischproduktion in Mastbetrieben sind im Bodensee schädlich und unerwünscht.

Sie haben negative Auswirkungen auf die Region, den See und dessen Natur, dies teilte der LFVBW am 8. Februar in einer Pressemitteilung mit. Der LFVBW führt in seinem Positionspapier weiter aus: Aquakulturbetriebe gefährden Wildfische, deren Ökosystem und den traditionellen Berufsstand der Berufsfischerei. Die Auswirkung auf die Wasserqualität und das Trinkwasser sind bislang ungeklärt.

Jedes zweite Felchen importiert

Der Bedarf an Felchen beträgt rund um den Bodensee jährlich ca. 700 bis 800 Tonnen. Diesen Bedarf kann die Bodensee-Fischerei nicht mehr decken. Der Gastronomie am Bodensee fehlen jährlich 400 bis 500 Tonnen Felchen. Dieses Defizit wird durch Importe (teilweise aus Aquakulturen in Polen und Tschechien) ausgeglichen. Damit ist fast jeder zweite verkaufte Felchen nicht aus dem Bodensee und nicht einmal aus der Region. Um dieses Defizit auszugleichen, gibt es Überlegungen, Felchen in Aquakultur im Bodensee zu produzieren. Dafür sind 10 bis 12 Gehege mit einem Durchmesser von 20 m und einer Tiefe von 20 m erforderlich. Die Felchen sollen aus Elterntierhaltung von Bodenseefelchen produziert werden.

Sind die ersten Netzgehege im Bodensee erst einmal genehmigt, werden weitere folgen. Großinvestoren aus anderen Ländern Europas haben möglicherweise Interesse an einer Fischproduktion im Bodensee. Sie müssen wirtschaftlich arbeiten, der Schutz des Sees interessiert sie nicht.

Berufs- und Angelfischer gegen Aquakultur

Die Angelfischer auf allen Seiten des Sees (Bayern, Österreich, Schweiz und Baden-Württemberg) lehnen eine Massenproduktion in Aquakultur im Bodensee ab (Internationalen Arbeitsgemeinschaft der Bodensee Angelfischer (IABS Delegiertenversammlung 21.10.2016). Auch mehr als 90 Prozent der Berufsfischer am Bodensee sind gegen eine Aquakultur. Die Gastronomie am See fordert Wildfische, keine Zuchtfische. Deshalb muss die zentrale Frage gestellt werden, wer denn überhaupt eine Felchenproduktion durch Aquakultur im Bodensee fordert?

Die Netzgehege im See werden das Landschaftsbild des Sees beeinträchtigen. Die hohe touristische Attraktivität des Bodensees wird unter solchen Fischmastanlagen leiden. Die Freizeitnutzung des Sees, Wassersport, Angeln und die Berufsfischerei werden durch Netzgehege behindert.

Massentierhaltung beeinträchtigt Trinkwasser

Die Massentierhaltung im See wird die Wasserqualität beeinträchtigen und damit auch das Trinkwasser für über 4 Millionen Menschen auf unvorhersehbare Weise. Bei einer Massentierhaltung ist absehbar, dass die Fische gegen Krankheiten und Parasiten behandelt werden müssen. Es ist unklar, wie sich das auf Wildfische im Bodensee auswirkt. Eine solche Massenproduktion in einem ökologisch sehr sensiblen und natürlichen Gewässer hat mit einer nachhaltigen fischereilichen Bewirtschaftung nichts gemeinsam.

Am Seegrund unterhalb der Netzgehege und in Strömungsrichtung wird zudem eine hohe Belastung mit organischem Material und Nährstoffen erfolgen. Der Eintrag von Phosphor wird sich nicht im gesamten See verteilen, sondern nur im Bereich der Netzgehege. Außerdem ist unklar, welche Inhaltsstoffe (z. B. Fischmehl, Sojamehl etc.) und Zusatzstoffe (z.B. das Antioxidans Ethoxyquin) das Fischfutter enthält und wie sich das auf den Bodensee auswirkt.

Ende der Berufsfischerei vorprogrammiert

Die geplanten Netzgehege befinden sich vollständig in Natura 2000-und Vogelschutzgebieten sowie teilweise in geschützten Biotopen. Da durch die Mastanlagen eine Beeinträchtigung des Makrozoobenthos und der Makrophyten verursacht wird und organische Stoffe eingetragen werden, steht dies den Zielen der Schutzgebiete entgegen. Zeitweise treten im Bodensee Massenentwicklungen toxischer Cyanobakterien auf. Die beeinträchtigte Wasserqualität im Bereich der Netzgehege kann das Wachstum dieser „Blaualgen“ begünstigen. Deren Toxine können zu Beeinträchtigungen der Zuchtfische selbst und auch deren Verzehrbarkeit führen.

Der Berufsstand der Bodenseefischer hat eine jahrhundertelange Tradition. Er leidet erheblich unter dem massiven Rückgang der Fangzahlen. Nun soll der Brotfisch der Berufsfischer künstlich in Aufzuchtanlagen produziert werden. Die künstlich aufgezogenen Felchen werden voraussichtlich eine gefälligere Qualität und einen niedrigeren Preis haben, als die durch Berufsfischer gefangenen Wildfische. Damit ist das Ende der noch verbliebenen Berufsfischerei in unmittelbare Nähe gerückt.

-lfvbw/pm-

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