Eine „etwas besondere Ökostation“, so hat die Neue Osnabrücker Zeitung die Fischereibiologische Station Ems-Hase bezeichnet.
Die Station scheint eine hohe Anziehungskraft auf die Medien auszuüben, denn es wird gerne über sie berichtet, unlängst auch in einem Filmbeitrag bei Ems TV. Das wirklich Besondere daran ist, dass sich die Einrichtung in der Trägerschaft von Anglern befindet, genauer gesagt in der des Angelfischerverbandes Weser-Ems.
Gewöhnlich befinden sich entsprechende Stationen in den Händen der etablierten Naturschutzvereinigungen wie NABU oder BUND. Dass sich nun erstmals ein Anglerverband in die Träger von biologischen Stationen eingereiht hat, ist durchaus bemerkenswert. Denn damit werden die Arbeit, der Einsatz und die Kompetenz der Angler gewürdigt. Ihre Zuständigkeit für die Gewässer und die Umwelt wird anerkannt, und es wird ihnen das Vertrauen geschenkt, mit der ihnen überlassenen Natur verantwortungsvoll und fachgerecht umzugehen.
Dass ausgerechnet dem Angelfischerverband Weser-Ems als erstem Anglerverband in Deutschland solch eine Biologische Station anvertraut wird, ist kein Zufall, hat sich der Verband doch durch seine Arbeit im Bereich der Gewässerrenaturierung und des Artenschutzes als kompetente Institution für den Naturschutz einen Namen gemacht. Zahlreiche Umweltprojekte erfuhren überregionale Anerkennung und wurden mit Preisen ausgezeichnet. Dabei hat man sich als zuverlässiger Partner für die Mitgliedsvereine, Landkreise, Unterhaltungsverbände, Unternehmen und Stiftungen erwiesen.
Die Einrichtung der Station im Oktober des vergangenen Jahres in Niederlangen an der Ems ist nur folgerichtig. Denn in der Umgebung wurde eine Reihe von FFH-Gebieten ausgewiesen, die den hohen Wert der Region für den Erhalt der lokalen Fauna und Flora im nordwestlichen Niedersachsen belegt. Eine große Achse miteinander verbundener Biotope bildet hier die Heimat zahlreicher Arten, deren Leben auf verschiedene Weise mit dem aquatischen Milieu verbunden ist. Dazu gehören sowohl stationär im und am Gewässer lebende Arten als auch auf der Wanderschaft befindliche Arten wie Großsalmoniden und Neunaugen oder auch die Zugvögel, die hier eine bedeutende Leitlinie finden.
Hauptaugenmerk auf Gewässer
Das zentrale Arbeitsgebiet der fischereibiologischen Station bilden also die Gewässer und angrenzenden Auen im Ems- und Hasegebiet. Dabei wird ein Hauptaugenmerk auf die Gewässer und ihre Bewohner gelegt. Darüber hinaus gilt die Aufmerksamkeit aber den gesamten Lebensräumen, die in einem Bezug zu den Gewässern stehen.
Eine besondere Bedeutung kommt dabei den in der Region noch bestehenden intakten Auenlebensräumen zu. Sie übernehmen lebenswichtige Funktionen im Naturhaushalt, beispielsweise als Brut- und Rastgebiete für Zugvögel, als Reproduktions- und Aufwuchshabitate für Fische und Amphibien oder als bedeutende Lebensräume für Libellen.
Zu den Aufgaben der Station wird die regelmäßige systematische Bestandserfassung und –bewertung der aquatisch geprägten Lebensräume und Arten mit Bindung an das aquatische Milieu gehören. Zur Registrierung der Arten werden Monitorings der Wanderfische durchgeführt, genauso wie die Erfassung der Brut- und Rastvögel für die Leitarten und lebensraumtypischen Vogelarten mit Bindung oder Neigung zu aquatisch geprägten Lebensräumen.
Der Verband übernimmt die Aufgabe der Gebietsbetreuung im Rahmen eines interdisziplinär agierenden Netzwerkes von Kooperationspartnern. Es wird dabei immer eine enge Zusammenarbeit und Abstimmung mit den unterschiedlichen Akteuren wie dem Landkreis Emsland, dem NABU, dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz, der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung, Unterhaltungsverbänden, Fischereivereinen und Landwirten geben. Eine Aufgabe, der sich der Angelfischerverband schon bei vielen seiner Umweltprojekte erfolgreich gestellt hat.
Nun soll aber keiner denken, dass vor lauter Umweltschutz die Gedanken ans Angeln zu kurz kommen. Denn auch die Biologen in der Station sind Angler, ihr Einsatz dient nicht zuletzt dazu, die Fischbestände zu verbessern. Und der Verband setzt sich immer wieder erfolgreich dafür ein, dass auch in Schutzgebieten geangelt werden darf.
-Henning Stilke-