Service Rückblende Die trockene Behmfliege

Die trockene Behmfliege


Der Physiker experimentierte so lange, bis er die perfekte Fliegenform fand. Hier prüfte er den Auftrieb der Behmfliege mit angehängten Schrotbleien.
Originalaufzeichnungen Behms: Bis ins Detail tüftelte er die Farbzusammenstellungen seiner Fliegen aus.
Original „neue“ Behmfliegen aus den 30er Jahren.
Verschiedene Typen von trockenen Behmfliegen.
Bei den nassen Behmfliegen spreizt eine Gummimanschette oder ein Stück einer Kugelschreiberfeder die Hecheln nach vorne. Im Wasser öffnet und schließt sie sich wie eine Qualle.

Die vielleicht genialste Fliege überhaupt – extrem einfach zu binden, schwimmt wie ein Korken und streckt das Vorfach wie ein Fallschirm. Praktischer und preiswerter geht nicht – deutscher kann eine Fliege kaum sein.

04.09.2006

Erdacht wurde sie am 20. August 1910 von Dr.h.c. Alexander Behm, dem Erfinder des Echolotes. Jahrzehnte bevor die heute berühmteren Franzosen Devaux und Ragot ähnliche Fliegenmuster entwickelten. Zur Herstellung der trockenen Behmfliege bedarf es wenig – nur Haken, Faden und eine Hahnenhechel. Mit etwas Übung lässt sie sich am Wasser auf der Hand binden. Ihre Besonderheit: Die Hechel wird vom Öhr zum Schenkel des Hakens gewickelt, der Abschlussknoten sitzt zwischen Hechel und Schwänzchen der Fliege und bildet gleichzeitig ihren Körper. Die genaue Bindeanleitung lässt sich 1928 bei Behm nachlesen: „Man nehme – wie das Kochbuch sagt – ein Hahnenfeder, befreie das untere Ende von Federflaum, nachdem man eine Feder ausgesucht hat, die an sich schon wenig Flaum besitzt, und bei der die einzelnen Seitenfiederchen möglichst nicht nochmals Fiederchen tragen, sondern haarähnlichen Charakter haben.

Alsdann streift man, am besten zwischen nassgemachtem Zeigefinder und Daumen, die Feder an der Spitze haltend, die Fiederchen nach dem Schaftende der Feder zu soweit zurück, indem man leicht mit dem Daumen und Zeigefinger in dieser Richtung über die Feder fährt, dass die Fiederchen rechtwinklig vom Schaft abstehen bleiben. Nun nimmt man einen Fliegenhaken, wickelt einige Windungen Fliegenseide darum und legt die Feder so an den Hakenschaft, dass die Spitze der Feder den Schwanz der Fliege bildet. Hierauf hat man schon beim Zurückstreifen der Fiederchen Rücksicht zu nehmen, damit der Fliegenschwanz von vornherein die richtige Länge erhält. Durch einige Windungen Fliegenseide wird nun die Feder am Hakenschaft befestigt und zwar bis fast an das Hakenöhr hin.

Jetzt nimmt man die Fliege zwischen Daumen und Zeigefinger der linken Hand und bindet nun, die Feder am Kielende fassend, diese in eng aneinander liegenden Windungen um den Hakenschaft herum, immer scharf am Daumennagel der linken Hand mit dem Faden vorübergleitend, so dass die Windungen so dicht als möglich nebeneinander und so nah als möglich am Hakenöhr zu liegen kommen. Sobald die ganze Feder aufgebunden ist, hält man den Federkiel zwischen Daumen und Zeigefinger der linken Hand fest, mit der man bereits vorher die Fliege gehalten hat, indem man den Kiel gegen den Fliegenleib drückt und befestigt nun das Kielende durch eine große Zahl von umgelegten Seidenwindungen, nachdem man den Kiel vorher nach einigen Seidenumwindungen kurz abgeschnitten hat. Auf diese Weise bildet der zur Befestigung der Feder dienende Bund gleichzeitig den leib der Fliege.“ Behm band sogar zwei bis drei Hahnenhecheln in nur eine Fliege ein, um sie noch schwimmfähiger zu machen. Durch die typische Schirmform setzt die Behmfliege „leicht wie eine Schneeflocke“ auf dem Wasser auf.

Die „Neue“ Behm-Trockenfliege

Auch in späteren Jahren tüftelte Behm weiter an seinen Fliegen. Zu der klassischen, palmeratigen Behmfliege kam ein neues Modell: „Bei der zweiten, weniger dichten Form sind die Hecheln in der Nähe des Hakenöhres scheibenförmige zusammengedrängt und ein Leib aus Chenille, Wolle, Seide, Metallband usw. um den Hakenschaft gewickelt, so z.B. schwarze Hecheln und schwarzer Schwanz, Leib durchsichtig blau lackiertes, glänzendes, vernickeltes Metallband (Lametta) imitiert ausgezeichnet die bekannte blaue Schmeißfliege.“

Erfinderpersönlichkeit

Alexander Behm wurde 1880 in Sternberg (Mecklenburg) geboren. Später studierte er Elektrotechnik in Karlsruhe und leitete die physikalisch-technischen Versuchsanstalt in Wien. Angeregt durch den Untergang der Titanic im Jahre 1912, entwickelte er das Echolot, dass ursprünglich Schiffe vor Eisbergen warnen sollte. 1921 gründete Behm in Kiel die „Behm-Echolot-Gesellschaft“, die Fabrik bestand bis 1970. In seinem Leben meldete er über 100 Patente an, darunter auch einige Kunstköder, wie den Behm-Kugelspinner. 1952 verstarb der Erfinder in Kiel.

Weitere Informationen über die Behm-Fliege: www.fliegentom.de

Thomas Kalweit

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