1875 wurde die Oper Carmen von Georges Bizet erstmals aufgeführt. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich die aufreizend tanzende Spanierin in ihrem gepunkteten roten Kleid zur Ikone.
Auch die deutsche Angelgeräte-Industrie ließ sich durch diesen musikalischen Welterfolg inspirieren und brachte einen Köder im Carmen-Kleid auf den Markt. In „Der Angelsport“ von 1898 schrieb Hermann Stork: „Eine Seite des Carmenspinners ist blank versilbert, die andere rot mit schwarzen Tupfen emailliert“. Dieser ikonische Kunstköder streckt beide Flügel von sich, als würde er Flamenco tanzen, vor allem, wenn er im Wasser um die eigene Achse wirbelt.
Für mich war der Carmenspinner immer einer der archaischsten Kunstköder. Wie ein Kruzifix liegt er bedeutungsschwer in der Hand, als müsse man Gebetsformeln bei seinem Einsatz am Wasser murmeln… Für mich ist er das Urbild eines frühen deutschen Kunstköders, der kaum zum Angeln, aber wohl zum Sammeln geeignet ist. Selten ist bei diesen Ködern das bunte Kleid noch schön erhalten, meistens ist die Farbe schon vollständig abgeplatzt.
DAM hatte einen identischen Köder ebenfalls im Programm. Diese Köder waren nicht patentiert, deshalb durfte abgekupfert werden. Im DAM-Katalog von 1910 hieß er Delphin-Spinner und war mit einem Delfin in der Gestalt eines archaischen Seeungeheuers gemarkt. Es gab sogar ein besonders aufwändiges Modell mit auf der Innenseite eingeprägtem Schuppenmuster.
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