Der Wesel-Datteln-Kanal


Wer sich von den Stahlriesen nicht abschrecken lässt, hat gute Aussichten, einen Brummer zu erbeuten.

„Brummer“ zwischen Stein und Stahl: Der rege Schiffsverkehr auf dem Wesel-Datteln-Kanal und die dadurch entstehende Strömung halten viele Angler davon ab, hier einmal ihr Glück zu versuchen. Ein Fehler, meint Andreas Janitzki, denn er hat in diesem fischreichen Gewässer bereits so manchen „Brummer“ erwischt.

Von Andreas Janitzki

Unendlich lang erscheinende Spundwände aus Stahl, Steinschüttungen zur Uferbefestigung und ein Wasserverlauf wie mit einem Lineal in die Landschaft gezogen, so präsentiert sich der Wesel-Datteln-Kanal dem Angler. Nicht gerade romantisch, hier Fische zu fangen, doch wer die Konfrontation mit den Stahlriesen wagt und sich nicht von dröhnenden Dieselmotoren abschrecken lässt, kann wahre Sternstunden erleben.

Auch mich hielt der Schiffsverkehr auf dem Wesel-Datteln-Kanal viele Jahre davon ab, dort meine Passion auszuüben, obwohl das Gewässer nur wenige Autominuten von meiner Wohnung entfernt liegt. Das sollte sich jedoch grundlegend ändern. Aber bevor ich auf die „Innereien“ des Kanals komme, möchte ich noch ein wenig von den „Äußerlichkeiten“ berichten:

Die Ufer des Gewässers sind mit Büschen bewachsen, die häufig auch über das Wasser ragen und somit gute Angelstellen bilden. Parallel zum Kanalbett ziehen sich die Leinpfade, gesäumt von alten Bäumen. Angler, die mit dem PKW anreisen, können das Auto an vielen Stellen in Kanalnähe parken und brauchen dann mit dem Gerät nur ein paar Schritte zu laufen. Der Wesel-Datteln-Kanal beginnt an der Schleuse Friedrichsfeld und endet in der Nähe von Datteln bei Dortmund, wo er sich mit weiteren Kanälen des Ruhrgebietes vereint.

Sehr gute Karpfenfänge

Zwar habe ich in erster Linie den Abschnitt zwischen der Schleuse Friedrichsfeld und der Schleuse Hünxe befischt meine Erfahrungen lassen sich jedoch auf den gesamten Abschnitt bis Datteln übertragen. Große Unterschiede in den Angelmethoden gibt es wirklich nicht und auch die guten Angelstellen sind vom Prinzip her immer die gleichen.

Die ersten „Gehversuche“ am Wesel-Datteln-Kanal unternahm ich 1990 als ich von sehr guten Karpfenfängen hörte. Damals versuchte ich mein Glück ziemlich unbedarft immer nur an Stellen an denen der Schiffsverkehr relativ wenig Strömung verursachte. Die Fangergebnisse allerdings waren äußerst bescheiden. Zwar konnte ich Rotaugen Brassen Alande Schleien Döbel und gelegentlich auch einen Hecht Zander Barsch oder Aal erbeuten aber einen Karpfen bekam ich lange Zeit nicht in den Kescher. Mit den „Niederlagen“ jedoch wuchs der Ansporn und die ersten Erfolge stellten sich ein.

Wenn ich heute so darüber nachdenke kann ich sagen dass Kanalkarpfen fast leichter zu fangen sind als ihre Artgenossen in Seen oder Flüssen. In letztgenannten Gewässern halten sich die Karpfen mal im Uferbereich auf um den Boden nach Nahrung zu durchwühlen ein anderes Mal sind sie um zum Beispiel Badegästen zu entfliehen mitten im See anzutreffen. Bei Kanälen dagegen ist die Breite begrenzt so dass Angler jederzeit damit rechnen können dass die Karpfen oder andere Fische „vorbeikommen“.

Da im Kanal mit drei Ruten gefischt werden darf sollten die Köder verteilt werden. Die eine Uferseite wird durch Spundwände aus Stahl die andere durch Steinpackungen begrenzt. Beide Seiten jedoch haben für die Fische ihren ganz besonderen Reiz. An den Spundwänden setzen sich Dreikantmuscheln fest die für Karpfen ein Leckerbissen sind und in der Nähe der Steinpackungen hält sich allerlei Kleingetier auf das von der Strömung immer wieder freigespült wird und dann begehrte Beute verschiedener Flossenträger ist.

Das Kanalbett nicht vergessen

Auch das Kanalbett sollte nicht unbeachtet bleiben denn mit jedem vorbeifahrenden Schiff wird der Gewässerboden aufgewirbelt so dass selbst tiefer liegende Nahrung freigespült wird. – Die Fische können sich also durchaus an verschiedenen Stellen aufhalten. – Um unliebsame Hänger zu vermeiden sollten die Köder allerdings nicht zu weit Richtung Steinpackung ausgeworfen werden.

Meinen Angelplatz wähle ich bevorzugt an der Spundwandseite weil ich gehakte Fische von dort aus am leichtesten keschern kann. Den Köder der in Spundwandnähe liegen soll lege ich ein paar Meter seitlich von meinem Angelplatz aus. Das Senkblei lasse ich von der Rutenspitze direkt ins Wasser gleiten so dass die gesamte Schnur auf Grund liegt. Der Vorteil: Fische die sich dem Leckerbissen nähern werden durch die Schnur nicht verschreckt.

Effektives Anfüttern scheint mir das wichtigste und zugleich schwerste Kriterium beim Fischen im Wesel-Datteln-Kanal zu sein. Wird zu Beginn des Angelns zuviel Futter eingebracht kann dieses durch den Schiffsverkehr weitläufig verteilt werden so dass die Fangaussichten erheblich sinken. Zu wenig Futter dagegen hält die Fische nicht lange genug am Platz. Sie schwimmen weiter…

Auf gesamter Breite anfüttern

Beim Karpfenangeln hat es sich bewährt auf gesamter Kanalbreite mit weichgekochten Partikeln und sehr wenig Boilies anzufüttern. Die Partikel halten die Karpfen in Suchlaune. Je nach Schiffsverkehr wird alle zwei bis drei Stunden nachgefüttert und als Faustregel habe ich mir angewöhnt lieber öfter kleine Mengen zu füttern als seltener große Mengen.

Auch die Anfütterungsvariante „Futtermittel in einem grobmaschigen Sack“ wird erfolgreich sein: Den Sack befestige ich mit einer Leine an der Spundwand oder an einem Strauch und hänge ihn ins Wasser. Während die Schiffe vorbeifahren werden Bestandteile des Futters aus dem Sack gespült und diese locken dann die Fische zur Angelstelle.

Als Futter benutze ich etwa fünf Liter gequollene süße Lupinen vermischt mit zwei Litern gekochtem Hanf. Da der Hanf etwas kleiner als die Lupinen ist rutscht er schneller durch die Löcher meines Netzes. Die Lupinen dagegen sorgen über einen längeren Zeitraum für kontinuierliches Anfüttern.

Als erstes diese Erfahrung habe ich immer wieder gemacht werden sich Rotaugen und Brassen aufs Futter stürzen. Ihnen folgen die Karpfen. Zwar kann man den ganzen Tag über mit Bissen rechnen besonders gut jedoch sind die Stunden zwischen 22 Uhr und fünf Uhr morgens. In dieser Zeit fahren kaum Schiffe und das Angeln ist äußerst angenehm.

Zu den besten Angelstellen gehört das sogenannte Wendebecken. Allerdings sollte man hier weniger im „stehenden“ schlammigen Bereich seinen Köder anbieten sondern vielmehr am Rande des normalen Kanalbettes beziehungsweise im Fahrwasser der Schiffe. Genau hier habe ich schon viele Fische in Gewichten von über zehn Pfund erwischt. – Eine ähnliche Charakteristik weist das Reparaturbecken auf. Wer außer Karpfen auch Rotaugen Brassen Alande Aale einen Zander oder einen Hecht fangen möchte hat an dieser Stelle beste Aussichten.

Ganz generell möchte ich Ihnen empfehlen sich auch an den Schleusen niederzulassen. Die einfahrenden Schiffe drosseln frühzeitig ihre Fahrt und gleiten dann förmlich über die Futterstellen hinweg so dass nicht ständig nachgefüttert werden muß.

Karpfen von sechs bis zehn Pfund sind im Wesel-Datteln-Kanal keine Seltenheit und Fische in Gewichten von über 30 Pfund kommen vor. Diese „Kanalbrummer“ jedoch sind manchmal recht scheu dementsprechend schwierig kann es sein sie zu überlisten.

Nachdem ich den Kanal nun seit gut acht Jahren intensiv beangelt habe kann ich dieses Gewässer mit bestem Gewissen empfehlen. Sie werden hier manchen Brummer erwischen!

Info

Für den vom Landesfischereiverband Westfalen und Lippe bewirtschafteten Wesel-Datteln-Kanal sind nur Jahreskarten erhältlich die mit 30,- DM jedoch äußerst preiswert sind. Diese Karten gelten nicht nur für den Wesel-Datteln-Kanal sondern ebenfalls für viele andere Kanal- und Fluss-Teilstrecken. Bei Ausgabe der Jahreskarte erhalten Angler genaue Pläne. Karten fordern Sie bitte an beim:

Landesfischereiverband Westfalen und Lippe, Von-Vincke-Str. 4, 48143 Münster, Tel. 0251/56618. Außerdem ist im Zoo- und Anglerbedarf W. Ehrlich, Poststr. 8, 46562 Voerde-Friedrichsfeld, Tel. 0281/42195 eine Jahreskarte für einen Teilbereich des Wesel-Datteln-Kanals zum Preis von 11,- DM erhältlich. Weitere Auskünfte erteilt gern auch der Autor dieses Berichtes: Andreas Janitzki, Fasanenstr.13, 46562 Voerde, Tel. 02855/4435.

Stand 1998

Foto: Verfasser

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