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Das tapfere Schneiderlein


Das tapfere Schneiderlein

11.01.2016 13:17 von Matze Koch

Wenn Angler sich mit anderen Dingen beschäftigen als mit den Posen, lässt das meist darauf schließen, dass die Katzen besser beißen als die Fische

Wer viel angelt, fängt mehr

 

Eine Grundregel, die immer stimmt, nach der Gewissheit mathematischer Wahrscheinlichkeitsrechnung. Anfängerglück mal außen vor. Doch niemand fängt regelmäßig gut. Wer vor Ehrfurcht erstarrt und staunend vor den Meistern der Zunft steht, die große Fische gen Himmel stemmen, der sollte immer zwei Dinge im Hinterkopf haben: Experten befischen viele Gewässer. Und sie angeln oft. Im Internet machen ständig Riesenfänge die Runde. Auch mir passiert das von Zeit zu Zeit, dass ich eine Schneidernummer, oder eine Notnummer mit einem 55er Hecht beendet habe, und bei meiner Ankunft zuhause meldet mir ein Kumpel vom Freund des Schwagers seines Nachbarn einen Meterhecht.Unsere Welt ist dermaßen vernetzt und multimedial verbunden, dass man sich nicht bei jedem Bild das einen über Facebook erreicht gleich die Frage stellen muss: „Bin ich völlig unfähig?“

 

Schneidernummer eingeplant

 

Ich bin zwar weniger am Wasser als vielfach angenommen wird, aber mit rund zweimal die Woche sicher doch öfter als so mancher „Durchschnittsangler“. Dazu nehme ich oft weite Wege in Kauf um an die Fische zu kommen, denn wenn es vor der Haustür nicht beißt, heißt das noch lange nicht, dass man nichts fangen kann.

Das alles nur vorab. Denn heute geht es mir eigentlich um noch etwas ganz Anderes. „Du schaffst es gar nicht am Wasser zu sein, ohne zu fangen!“ schrieb kürzlich jemand unter einen meiner Filme. Nett gemeint. Aber leider völlig falsch. Ich bemühe mich zwar nach Kräften immer wieder in meinen Filmen auch zu vermitteln, wenn es einfach mal nur schlecht läuft,. aber weil auf der DVD am Ende doch nur die Quintessenz zu sehen ist – sprich: die Fänge! – entsteht dann doch jedesmal der Eindruck ich würde auf Knopfdruck fangen.Es würde ja auch wenig Sinn machen, Filme zu bringen, in denen man nichts fängt.

 

Tote Hose. Geistvolle Gespräche am Wasser helfen auch nicht weiter

Schlagkräftiger Beweis

 

Serien auf der Fisch&Fang Abo-DVD beweisen mittlerweile, dass es auch bei echten Spezis nicht immer gut läuft. Zum Beispiel die Profiliga. Wenn es da mal schlecht läuft, kann das nicht wiederholt werden. Spiel ist Spiel. Dann endet das auch schon mal damit, dass ein Profi sich über einen 23cm langen Barsch diebisch freuen kann.Vom Ufer aus ist es eben schwerer, als vom Boot. Das ist die nächste Grundregel, die viele in ihre Rechnung „Warum fängt der Typ so viel mehr als ich?“ nicht mit einbeziehen.

 

Schneider hoch drei

 

Ich habe gerade vergangenen Samstag eine Riesenschneidernummmer aufs Parkett gelegt. Zugeben, kann es da auch mal hilfreich sein, und nicht nur frustrierend, wenn man mit Kollegen vernetzt ist, die auch alle nichts gefangen haben. Wir waren zu viert mit einer ganzen Amarda von Ruten am Wasser und suchten eine lange Kanalstrecke ab. Mit Natur- und Kunstködern, aber es tat sich nichts. Die einzige Aktion des Tages war ein 91cm Hecht beim Kumpel Holly, der uns damit einen Strich durch die Rechnung machte, so dass wir leider doch nicht mehr 20 Jahre lang über den Schneidertag des Jahrhunderts lästern konnten. Stephan und ich lästerten, Holly könne an einem solchen Nullnummertag nur einem gähnenden Hecht seinen Stint direkt ins Maul gelegt haben.

Der Hecht muss gerade gegähnt haben, als Holly ihm den Stint direkt ins Maul legte lautet unsere einzig schlüssige Erklärung

 

Kollegen meldeten alle das gleiche Ergebnis. Null. Nicht mal Bisse gab es. Kein raubender Hecht war zu sehen. Welcher Guide mag da werben mit „Fanggarantie“. Es wäre ja auch noch schöner, wenn man die einbauen könnte. Kumpel Peter probierte es einen Tag später, und tat sich auch schwer. Fing aber zwei Fische innerhalb weniger Minuten. Auch das ist ein Faktor, den man überdenken sollte. Es hört sich klasse an: „Ich fing zwei Fische in wenigen Minuten!“ oder? Das Peter aber den ganzen lieben langen Tag von Morgengrauen bis zur Abendämmerung unterwegs war, relativiert die Sache. Trotzdem gab es eine hilfreiche Lehre: Die Beißzeit scheint momentan extrem kurz zu sein. Und die darf man nicht verpassen, wenn man nicht als Schneiderlein nachhause fahren will.

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