Brian Überleer konnte die Jugend-Angelweltmeisterschaft in den Niederlanden für sich entscheiden. Bild: privat |
Bei der Junioren-WM im Friedfischangeln Ende Juli errang der Nordfriese Brian Überleer (16) in der Klasse U18 den ersten Platz.
In Assen, im Norden Hollands in der Provinz Drenthe, hatte er am Ende mit einer Mischung aus Können und einer Prise Glück schließlich die Nase vorn. Für jedes teilnehmende Land waren in drei Altersklassen jeweils vier Angler am Start. In den Mannschaftswertungen belegten die deutsche Nachwuchs-Petrijünger achtbare Platzierungen: die U14 wurde Vierter, die U18 Fünfter und die U23 Siebter.
100-prozentig auf den Punkt
Brian berichtet von seiner Woche in Holland: „Ich bin in der Altersklasse U18 gemeldet gewesen. Für jedes Land starten vier Angler und ein Ersatzmann, der nach Möglichkeit am zweiten Tag eingewechselt wird. Ich begann schon früh mit den Vorbereitungen, denn es gibt nichts schlimmeres, als sich zur ohnehin vorhandenen Aufregung noch mehr Stress durch unfertiges Gerät zu machen. So begann ich zwei Monate vor dem Event, Informationen über das Gewässer zu sammeln und mich gerätemäßig darauf einzustellen. Gespräche mit anderen Anglern und diverse Berichte auf holländischen Webseiten boten mir eine Grundlage für ausreichende Vorbereitungen. Ich begann also Montagen und Haken zu knoten, welche mir passend zu sein schienen. Ebenso wurden die Gummizüge in den Kopfruten erneuert und die Schnüre auf den Matchruten getauscht. Man will einfach alles 100-prozentig auf den Punkt haben.
Start mit der Kopfrute
Das Veranstaltungsgewässer war der Noord Willemskanal, ein optisch völlig normaler Kanal, ohne irgendwelche Besonderheiten, ab und an mal ein Baum am Rande, sonst nichts. Der erste Eingewöhnungstag vor Ort, an dem ich persönlich aufgrund einer Aneinanderreihung von Problemen nicht selbst fischen konnte, wurde genutzt, um als Bankrunner den anderen Nationen zuzuschauen und Informationen zu stibitzen. Es zeigte sich rasch, dass die Angelei sehr schwierig werden würde. Leider sollte sich dieser Eindruck bis zum Wochenende halten. Am Dienstag vor dem Veranstaltungswochenende konnte ich das erste Mal selbst fischen. Das Angeln gestaltete sich sehr schwierig, galt es zuerst die Kleinfische auf der kurzen Spur in fünf bis sechs Metern Entfernung zu fangen und dann nach circa einer Dreiviertelstunde auf die lange Kopfrute zu wechseln. Dort gab es große Brassen zu fangen. Der größte Brassen, den ich bei einem anderen Angler gesehen habe, wog geschätzte 2,8 kg.
Fische im Mittelwasser
Ich persönlich kam am ersten Tag nicht sonderlich gut zurecht und fuhr das schlechteste Gewicht unserer Truppe ein. Der Mittwoch sollte sich ähnlich gestalten. Am Donnerstag, dem letzten Eingewöhnungstag, saßen wir in einer der schlechtesten Abschnitte der Strecke und ich kratzte mit Müh und Not 600 Gramm zusammen, die sich aus Barschen und Kaulbarschen zusammensetzten. Rotaugen waren die Ausnahme, von Brassen war gar nichts zu sehen. Wir stellten in der Vorbereitung fest, dass die Fische einfach nicht auf dem Grund fressen wollten. Man konnte überall in jeder Gewässerschicht Fische finden, aber diese nicht gezielt beangeln. Den Grund hierfür lieferten die Engländer, die nach einem Tauchgang auf dem Kanalgrund eine Art Faulschlamm ausmachen konnten.
Stur auf Brassen
So ging ich mit gemischten Gefühlen in den ersten Weltmeisterschafts-Durchgang am Freitag. Mit dem Los A11 war ich absolut nicht zufrieden, ist es doch ziemlich schwierig, in einem Außensektor in der Mitte zu sitzen. Nach circa zwei Stunden Angelzeit hatte ich genau zwei Rotaugen im Netz und ein paar Kaulbarsche, insgesamt vielleicht 150 Gramm. Alle in meinem Sektor hatten schon einen Brassen gefangen. Ich musste also eine Entscheidung treffen und so wechselte ich auf die lange Kopfrutenbahn und begann stur auf Brassen zu angeln. Ich fischte eine Zwei-Gramm-Pose in stehendem Wasser, 23-cm-Vorfach, wobei das letzte 10er Schrot auf dem Boden auflag. Ich machte alles so simpel wie möglich. Ein Klemmlotblei über das letzte Schrot gehängt, so wie man es vom Lutscherposen-Angeln kennt, half die Montage passend einzustellen.
Rasante Aufholjagd
Die Montage war als 4-Punktbebleiung aufgebaut, wobei das Hauptblei circa 1,20 Meter vom Haken weg saß. Als Köder verwendete ich entweder 7 bis 10 Zuckmücken oder 4 bis 5 Würmer. Die ganze Montur wurde in verlangsamter Zeitlupe hinunter gelassen und alle 30 Sekunden einen halben Meter angehoben und wieder eingesetzt. Als dann plötzlich der Schwimmer gänzlich auf dem Wasser lag und sich nicht stellte, wusste ich, dass die Brassen den Platz gefunden hatten. Von da an startete ich eine Aufholjagd, war doch nur noch eine Stunde zu angeln. Nachdem ich vier Brassen gefangen hatte, sagte mir mein Coach, es seien noch circa 60 Sekunden bis zum Schlusssignal und ich sei mit dem Engländer auf Platz A7 gleichauf. In dem Moment ging der Schwimmer unter und nach dem Anschlag schossen wieder drei Meter Gummizug aus der Rute. Da der Fisch nur zählen würde, wenn er beim Schlusssignal gänzlich aus dem Wasser sei, entschied ich mich, die Rute schnell abzustecken und lief mit dem 4-teiligem Kit bis zur Sektorengrenze, um dem Fisch so viel Druck wie möglich zu machen. Glücklicherweise hielt alles und ich konnte wie durch ein Wunder den Fisch fünf Sekunden vor dem Endsignal keschern. Und siehe da, ich hatte 4,585 Kilo Gesamtfanggewicht und somit circa 200 Gramm mehr als der Vierte und belegte damit Platz 3 im Sektor.
Banges Warten auf das Wiegeteam
Der zweite Tag bescherte mir mit D16 einen Endplatz und somit hatte ich gute Chancen, meine Platzierung zu verbessern. Das gleiche Spiel wie am Vortag, alle fingen ziemlich gut an, bei mir lief es schleppend. Nach 1,5 Stunden kam dann der erste Biss eines Brassens und es zeigte sich dasselbe Schauspiel wie am Tag zuvor. Es waren wirklich kampfstarke Brassen und so musste man nach dem Anschlag die Rute sofort nach unten nehmen und den Fisch schwimmen lassen. Nachdem ein Franzose in meinem Sektor zwei Minuten vor Ende des Angelns noch einen Brassen der Zwei-Kilo-Klasse fing, war ich mir nicht mehr sicher, ob das Gewicht zum erhofften Sektorensieg reichen würde. So begann banges Warten auf das Wiegeteam. Zwischenzeitlich ging die Rechnerei los und es ergab sich, dass mir 5,5 Kilo zum Gesamtsieg reichen würden. Von da an verstrich die Zeit natürlich noch langsamer. Als dann endlich das Wiegeteam da war und ich meine Fische ins Netz legte, zeigte die Waage genau 5,599 Kilo.
Ich war erleichtert, allerdings freut man sich besser erst, wenn es offizielle Ergebnisse gibt. Als jedoch der englische Trainer mir zum Titel gratulierte, da wurde selbst mir klar, dass es wohl gepasst hatte. Bei der offiziellen Siegerehrung kam dann die Erlösung. Ich hatte tatsächlich mit der Platzziffer 4 den Einzelweltmeistertitel für mich entscheiden können. Ein unbeschreibliches Gefühl.“
Brian Überleer
-pm-