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Auf Plattfisch und Wittling


Bild: Johannes Dietel

FISCH & FANG-Autor Johannes Dietel von Barsch-Alarm.de verrät einen Geheim-Tipp für Meeresangler – die Oosterschelde in Holland.

By Von Johannes Dietel

Holland steht für die meisten Angler für Polder-Hechte und Vertikal-Zander. Die wenigsten von uns haben sich einmal damit beschäftigt, was man dort alles aus der Nordsee zergeln kann. Dabei liegt das Gute vor allem für Ruhrpöttler und Anrainer fast vor der Haustür. Von der Grenze sind es gerade mal drei Stunden, die man bis nach Zeeland braucht. Dort wartet auf den Angler mit Oosterschelde und Nordsee die Kinderstube und das Wohnzimmer der holländischen Meeresfische.

Hier gibt’s in den unterschiedlichen Jahreszeiten fast alle Meeresfische, die man zwischen England und Holland fangen kann: Makrelen, Hornhechte, Wolfsbarsche, Hundshaie, Rochen, alle Arten Plattfische (inklusive Steinbutt und Seezunge!), Dorsche, Wittlinge…

Kürzlich war ich für ein paar Tage dort und kann trotz mielder Wetter-Verhältnisse von schönen Fängen berichten. Zwar konnten wir nicht zum Dorsch-Angeln auf die Nordsee. Aber die Oosterschelde ist gut abgeschirmt und deshalb eigentlich fast immer zu befischen. Vom kleinen Kutter ging es mit einer Mini-Crew – bestehend aus Käpt’n Dre, Wieger Spaapen, Zanderexperte Jan Dibbets und Robert – raus auf Wasser, um leckere Plattfische und Wittlinge zu erbeuten. Eigentlich ja gar nicht mein Ding, weil ich den Kunstköder hier gegen Watt- oder Seeringelwurm eintauschen musste. Doch das Angeln hat viel Spaß gemacht. Davon möchte ich Euch jetzt ein bisschen berichten.

Roll- gegen Ankerblei

Wieger ist der Europameister im Plattfisch-Angeln 2003. Insofern dürfte es sich gelohnt haben, ihm mal ein bisschen über die Schulter zu schauen. Er hat für die verschiedenen Plattfisch-Arten verschiedene Paternoster-Montagen ausgetüftelt. Und nachdem die wirklich prima gezogen haben, möchte ich Euch hier zunächst einmal die Rollblei-Montage für Scholle und Butt vorstellen:

Schollen und Flundern sind echte Räuber. Sie stehen auf bewegte Köder. Vom verankerten Boot aus fischte Wieger mit einem fetten Rollblei über dem ein Paternoster mit zwei oder auch drei Armen angebracht war. An diesen wiederum baumelten die circa 20 bis 30 Zentimeter langen Vorfächer aus Amnesia. Die Vorfächer an den Seitenarmen sind je nach Entfernung zum Blei immer so lang, dass die Köder auch bei gespannter Schnur in Grundnähe baumeln. Wobei man nach Wiegers Philosophie oft mit der Vorfachlänge ein bisschen experimentieren muss, da die Fische – auch platte – oft auch mal etwas über dem Grund herumschwirren.

Diese Montage wird seitlich zur Strömung ausgeworfen und dann rollt das Blei los. Wenn es nicht mehr weitergeht, gibt man einfach immer mal ein bisschen Schnur. Bis der Biss kommt!

Als relativ unbedarfte Landratte habe ich beim ersten Biss angeschlagen. Das wurde mit einem Kopfschütteln quittiert. „Das macht man doch bei uns nicht!“ bedeutete mir Wieger. Durchs Anschlagen verliert man eine Menge Fisch. Man lernt halt nie aus, vor allem auf unbekanntem Terrain.

Klieschen und Wittlinge hingegen mögen es nicht, wenn ihnen der Köder dauernd zu entfleuchen droht. Sie nehmen lieber Nahrung auf, die sie lange Zeit beschnuppern können. Deshalb ist hier das Angeln mit dem Ankerblei angesagt. Die Montage ist weitgehend identisch mit der vorher beschriebenen. Nur das Blei wird ausgetauscht. Sobald es den Boden berührt, bohrt es sich in den Schlick. Um es zu lösen, ist schon sehr stabiles Gerät angesagt. Eine Selbsthak-Montage wie sie im Buche steht!

Plattfisch und Wittling satt

Auf unserem Ausflug Anfang November haben wir diese Montagen recht erfolgreich eingesetzt. Unser Kapitän ankerte zuerst über 25 Metern Wasser. Eine Mulde, in der besonders viel Wittling stand. Also gingen die Ankerblei-Montagen auf Tauch-Station. Die Fische ließen nicht lange auf sich warten. Und neben Wittlingen bissen immer wieder kleine „Steinwittlinge“ an (werden von den Einheimischen so genannt, sehen aber aus wie Mini-Dorsche) und auch einige Klieschen. Ein Tipp: Wittlinge haben sehr scharfe Zähne, deshalb immer wieder das Vorfach checken und gegebenenfalls austauschen! Sonst drohen Fischverluste.

Irgendwann zur Mittagszeit bissen die Fische aber nicht mehr so, wie wir das gerne gehabt hätten. Auch hier spielen die Gezeiten eine große Rolle. Wohl dem, der einen Käpt’n Dre an Bord hat. Er verlegte das Boot um einige 100 Meter, jetzt fischten wir auf 12 Metern über Platten-Grund. Der Europameister war jetzt voll in seinem Element und zog einige Doubletten. Wir fingen auch und so gab’s reichlich Futter für die Möwen als Wieger auf der Heimfahrt die Fische säuberte.

Norwegen „ultra-light“

Ähnlich wie in Norwegen ist die Angelei hier immer spannend. Man kann so ziemlich alles aus dem Wasser befördern. Neben Platten und Wittlingen kann sich immer eine große Überraschung am Wurm vergreifen. Hier fängt man zwar nicht so oft richtig fette Brummer-Dorsche und auch die Platten erreichen selten Familien-Pizzaformat. Hier lebt der Angler mehr vom Spannungsfaktor und der frischen Seeluft als von der Hoffnung auf den Fisch des Lebens – obwohl der in Wolfsbarsch- oder Rochen-Form immer drin ist. Erholung und Fischreichtum sind auf der Oosterschelde garantiert.

Info: Mehr Infos über dieses Revier und das Angeln dort findet Ihr auf www.angeln-in-holland.de.

Johannes Dietel, www.barschalarm.de

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