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Zanderfest am Bostalsee

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gefangener Zander
Zander gehören zur begehrtesten Beute. Zumeist werden sie mit toten Köderfischen gefangen, nehmen aber auch Wobbler.
Angler am See
Auch vom Ufer des Bostalsees aus hat der Angler gute Chancen auf einen kapitalen Stachelritter.

Ursprünglich als Freizeitsee für Segler, Schwimmer und Wanderer geplant, ist der 120 Hektar große Bostalsee mittlerweile eine Attraktion für Raub- und Friedfischangler. Gute Fänge sind programmiert.

01/2000

Von Michael Kahlstadt

Gute Bekannte hatten mir von regelmäßigen Fängen großer Seeforellen im Bostalsee berichtet. Über einen Meter lang sollten sie werden. Und so konnte ich es kaum erwarten, dort zu angeln. Doch schon beim ersten Kontakt mit der Seeverwaltung wurde meine Vorfreude gedämpft: Nein, Seeforellen würden bereits seit Jahren nicht mehr eingesetzt. Nur Regenbogenforellen, und die würden schnell wieder herausgefangen. Außerdem wäre der Bostalsee eher ein gutes Zandergewässer.

Das konnte ich bereits nach kurzer Zeit bestätigen, denn ich erbeutete sowohl beim Schleppfischen als auch vom Ufer aus mehrere schöne Stachelritter. Ein Fest für die frustrierte Seele, denn seit Wochen hatte ich nichts vernünftiges mehr gefangen.

Leicht zu erreichen

Der Bostalsee entstand in den siebziger Jahren und liegt zirka 20 Kilometer nordwestlich von St. Wendel am Rand des Saarlandes. Aufgrund guter verkehrsmäßiger Anbindung ist er von Saarbrücken oder dem Trierer Raum aus innerhalb einer Stunde mit dem Auto zu erreichen. Eine gute Infrastruktur mit Wanderwegen, einem Kulturzentrum, Segelhäfen, Badeanstalten und einem Naturschutzgebiet machen ihn auch für Nichtangler interessant. Preiswerte Unterkünfte vermittelt die Seeverwaltung; ein Campingplatz liegt in unmittelbarer Seenähe.

Dabei hatte bei der Planung des Sees alles mit einer Häufung von Pannen angefangen. Im April 1973 erfolgte der erste Spatenstich für das 25-Millionen-Objekt und in der Rekordzeit von sieben Monaten wurde der Damm fertiggestellt. Wenige Tage später begann das Probestauen aber schon Anfang Dezember musste das Wasser wieder abgelassen werden, weil das Dränage-Sicherungssystem undicht war. Nach der Sanierung erfolgte ein zweites Anstauen das im März 1974 wegen Undichtigkeiten des Dammes abermals unterbrochen werden musste. Jetzt wurde eine zusätzliche Spundwand eingezogen. Bei Vollstau im November 1975 trat ein Schaden an den Abwasser-Sammlern auf, so dass eine Ringleitung erstellt werden musste.

Zu einem weiteren Problem wurde die starke Eutrophierung des Gewässers weil der Seeboden nicht ausgebaggert worden war und die Abwasserleitung erst 1979 fertiggestellt wurde. Bis 1982 wucherte die Wasserpest derart stark, dass sie die Fischwaid und Segelei stark behinderte. Ein Mähboot musste eingesetzt werden um der Pflanzen Herr zu werden. Ohne Erfolg. Eine weitere ökologische Katastrophe stellte der Beschluss dar 5.700 Grasfische 2.700 Silber- und 2.300 Marmorkarpfen einzusetzen. Die Grasfische fraßen innerhalb eines Jahres zuerst die Unterwasser-Vegetation anschließend das amphibische Röhricht und zuletzt die Seebinsen völlig weg. Danach stellten sich die Grasfische im nahezu pflanzenfreien See um und begannen kleinen Fischchen nachzustellen – sie wurden in dieser Zeit des öfteren mit toten Zander- Köderfischen erbeutet.

1985 musste der See aus Inspektionsgründen abermals abgelassen werden. Bei dieser Gelegenheit wurden dem Gewässer viele Graskarpfen entnommen so dass heute lediglich ein Restbestand von 400 bis 500 Fischen die inzwischen Gewichte um die 40 Pfund erreicht haben existiert.

Sehr gute Bedingungen

Der danach aufgebaute Fischbestand allerdings ist vom Feinsten: Durch gutes Wasser (Zulauf Bosbach) genügend Nahrung und Laich-Schongebiete können sich die Weißfische optimal vermehren um dann ihrerseits einem sehr guten Raubfischbestand als Futter zu dienen. Eine große Anzahl von Laichnestern die in den See eingebracht wurden sowie jährliche Besatzmaßnahmen garantieren einen ausgezeichneten Zanderbestand. Hechte werden offiziell erst seit zwei Jahren in den See eingesetzt. Da jedoch bereits des öfteren Fische in Gewichten von über 20 Pfund gefangen wurden müssen sie früher sozusagen „privat importiert“ worden sein. Vielleicht von den gleichen Personen die auch den Wels ins Wasser brachten.

Beide Hecht und Wels fühlen sich im Bostalsee wohl und erreichen kapitale Größen. Auf Waller allerdings wird kaum gezielt geangelt so dass die meisten Exemplare durch Zufall beim Schleppen erbeutet werden. Zu den besten Stellen: Große Hechte werden jeden Herbst beim Schleppen vor der Staumauer überlistet. Zu dieser Zeit sind Wobbler in Längen von 15 bis 20 Zentimetern die richtige Wahl. Im Frühsommer dagegen bieten sich eher die flachen Bereiche wie die Bucht am Strandbad Gonnesweiler und die Flachstücke vor dem Biotop an. Jetzt sind kleinere Wobbler oder Spinner gefragt. Diese Stellen lassen sich gut auch mit toten Köderfischen vom Ufer aus beangeln.

Geheimtip Barschberg

Mitten im See – das ist ein gehütetes Geheimnis unter den Schleppanglern am Bostalsee – gibt es einen großen Barschberg. Da der Gebrauch eines Echolotes verboten ist ist dieser Berg jedoch nur mit einiger Mühe zu finden. Er liegt in einer Linie zwischen dem Anlegesteg für die Leihboote und dem Ufervorsprung neben dem Strandbad Gonnesweiler ungefähr auf einem Drittel der Strecke zwischen dem Vorsprung und dem Steg. Die Wassertiefe beträgt zwei bis drei Meter und fällt auf über zehn Meter ab. Eine gute Schleppstrecke für den Fang von bis zu 15 Pfund schweren Zandern und großen Barschen ist der Bereich vom „Anlegesteg Leihboote“ am Strandbad Bosen in Richtung Segelhafen. Da die Bucht für Angler gesperrt ist schleppt man an den Bojen vorbei zum Steilufer. Hier werden immer wieder auch große Hechte überlistet.

Viele der gesperrten Uferstrecken wie zum Beispiel die Hafenbereiche lassen sich hervorragend vom Boot aus beangeln. Das hat zudem den Vorteil an wenig frequentierten Stellen seiner Passion nachgehen zu können. Wegen des starken Segelverkehrs allerdings empfiehlt es sich vorwiegend die frühen Morgenstunden nutzen. Wer es besonders gemütlich mag dem empfehle ich einen abendlichen Ansitz auf Karpfen oder Aal. Weil die Schlängler nicht abwandern können wachsen sie zu kapitalen Größen heran und lassen sich speziell im Frühling und Spätsommer mit Tauwurm oder Fischfetzen erbeuten. Was die Karpfen betrifft sind in der Bucht neben dem Strandbad Gonnesweiler nach mehrtägigem Anfüttern Fische in Gewichten von mehr als 20 Pfund zu fangen. Dabei nimmt gelegentlich auch einer der vierziger Grasfische den Köder.

Außerdem wurden in den vergangenen Jahren verstärkt Wildkarpfen ausgesetzt. Die Schuppis kommen mit den manchmal niedrigen Temperaturen in der Laichzeit gut zurecht, sorgen widrigen Verhältnissen zum Trotz für natürlichen Nachwuchs. Zusammen mit den Wildkarpfen kamen Aalquappen ins Wasser die auch im Winter für krumme Ruten sorgen.

Mir hat das Angeln im Bostalsee – einem rundum ausgezeichnet besetzten Gewässer an dem zu jeder Jahreszeit mit guten Fängen zu rechnen ist – viel Spaß gemacht und ich werde garantiert wiederkommen.

Info

Freizeit-Zentrum Bostalsee, Verwaltung am Seehafen, 66625 Nohfelden/ Bosen, Tel. 06852/9010-0, Fax 06852/81448. Gebühren: Tag 10 DM, Woche 50 DM, Jahr 200 DM. In der Zeit vom 15. Dezember bis zum 31. Dezember darf im Bostalsee nicht geangelt werden.

Anfahrt:

A62 Abfahrt Nohfelden/Türkismühle, dann der Ausschilderung folgend durch Enkelhausen und Bosen zum Freizeit-Zentrum. Oder: A1 Abfahrt Nonnweiler/Primstal, Richtung Primstal, nach 1,5 Kilometern rechts Richtung Selbach/Neunkirchen. 1,5 Kilometer hinter Selbach links Richtung Bosen und Freizeit-Zentrum.

Foto: Verfasser

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