Wie auch blutige Anfänger beim Gummifischangeln zum Erfolg kommen. Von Dustin Schöne
Wer mit Gummis angelt, fängt relativ schnell einen Barsch oder einen Hecht – aber bei den Zandern wird’s schon schwieriger. Woran das liegt? Ganz einfach: Hechte und Barsche attackieren die Weichplastikköder nicht nur am Grund, sondern häufig auch im Mittelwasser oder sogar an der Oberfläche. Es spielt also mitunter keine große Rolle, wo wir den Köder anbieten. Zander hingegen steigen in den meisten Fällen nur auf unsere Gummis ein, wenn wir sie grundnah präsentieren, und das erfordert eine konzentrierte Köderführung. Immer hart am Grund, immer unter Kontrolle, so lautet die Devise. Gar nicht so einfach umzusetzen – besonders in strömenden Gewässern. Wer aber einige grundlegende Dinge berücksichtigt, kann auch als Einsteiger schnell zum Erfolg kommen. Wie das funktioniert, werde ich Ihnen nun Schritt für Schritt erklären.
Ab in den Angelladen
Als erstes geht‘s ins Angelgeschäft, um eine passende Rute für Sie auszusuchen. Drei Dinge sind entscheidend: Leicht, steif und schnell – diese Eigenschaften sollte ein Zanderstöckchen haben. Leicht, um den ganzen Tag ermüdungsfrei fischen zu können. Steif, damit man den Köder richtig beschleunigen kann, und schnell deshalb, damit jeder Biss sofort mit einem Anhieb quittiert werden kann. Zusätzlich wählen wir kurze Ruten zum Gummifischangeln. Natürlich müssen wir unterscheiden, ob vom Ufer oder vom Boot aus gefischt wird. Vom Ufer wählen wir Gerten zwischen 2,50 und 2,70 Meter Länge. Vom Boot sollten sie natürlich kürzer sein: 2,10 bis 2,40 Meter sind optimal. Längere Ruten sind schwerer und träge in der Handhabung.
Weiter geht‘s zum Rollenregal. Die Rolle muss zur Rute passen. Deshalb auch hier: Wer vom Boot mit kurzen Gerten fischt, wählt kleinere Stationärrollen – 1.500er bis 2.500er Modelle. Zum Uferangeln sollte schon eine 4.000er her. Die fasst viel Schnur und ermöglicht weite Würfe. Wenn es um das Bremssystem geht, entscheidet der persönliche Geschmack. Ich empfehle Ihnen eine Frontbremse. Die hat sich beim Spinnfischen weitestgehend durchgesetzt und bietet einige Vorteile: Sie ist robuster und feiner justierbar als eine Heckbremse.
Die Spule lassen wir dann in jedem Fall mit farbiger, geflochtener Schnur füllen – beim Jiggen taugt nichts Anderes. Weitere Würfe, höhere Tragkraft, kaum Dehnung und somit auch ein besserer Köderkontakt sind die Vorzüge des Geflechts. Die Schnur sollte zwischen 0,10 und 0,15 Millimetern stark sein. Wichtig: Die nötigen Vorfachmaterialien dürfen in unserem Einkaufskorb nicht fehlen – denn geflochtene Schnüre sind sehr anfällig – ein scharfer Stein oder eine Muschel, und Schnurbruch ist die Folge. An Gewässern, in dem viele Hechte vorkommen, geht kein Weg an einem Stahlvorfach vorbei. Keine Sorge: Zander werden dadurch nicht vergrämt. Wenn Meister Esox nicht vorkommt, eignet sich am besten ein Fluorocarbon- oder Hardmonovorfach mit einer Tragkraft von fünf bis zehn Kilogramm und einer Länge von 30 bis 50 Zentimetern. Der große Vorteil: Bleibt man mal zwischen Steinen oder anderen Hindernissen hängen, behält dieses Material seine Form. Stahlvorfächer knicken und kräuseln sehr schnell.
Weiche Verführer
In der Köderecke suchen wir für die Zander ein paar besondere Verführer in Längen zwischen acht und 15 Zentimetern aus: Gummifische, die wenig beziehungsweise keine Eigenaktion haben. Das hat mehrere Gründe. Erstens hat der so genannte No- oder Low-Action-Shad weniger Wasserwiderstand und erreicht deshalb gerade in strömenden Gewässern besser den Grund. Wir können ihn also deutlich leichter bebleien als einen Köder mit viel Eigenaktion. Daraus ergibt sich der zweite Vorteil: Weniger Gewicht gleich weniger Fehlbisse.
Köder, die sich bewährt haben: der Fin-S Fish von Lunker City, der Sea Shad von Bass Assassin, die Darts und Nitro Soft Shad Tail Jerks von Illex und von Spro der Fibertail Shad und die Fin Shads. Viel wichtiger als die Farbe oder Form ist, dass Sie dem Köder vertrauen, mit dem Sie fischen.
Jetzt fehlen nur noch die Bleiköpfe. Davon packen wir möglichst viele ein – in den verschiedensten Größen und Gewichten. Denn am Wasser ist es wichtiger, einen passenden Bleikopf dabei zu haben als ein riesiges Ködersortiment. Von acht bis 25 Gramm sollte alles vorhanden sein. In Ausnahmefällen muss sogar noch leichter beziehungsweise noch schwerer gefischt werden.
Köderführung
Jetzt haben wir genug Zeit im Angelladen verbracht und können endlich ans Wasser, um das neue Gerät auszuprobieren. Doch wie führe ich den Köder überhaupt? Einfach ausgedrückt: Der Gummi muss in kleinen Sprüngen über den Grund hüpfen. Natürlich gibt es verschiedene Methoden, den Köder so zu präsentieren – hier muss jeder seine eigenen Erfahrungen machen. Manche bevorzugen langsam geführte Köder, andere eher hektisch arbeitende Gummis. Für Einsteiger ist die Faulenzer-Methode jedoch am einfachsten. Dabei halten wir die Rute parallel zur Wasseroberfläche und lassen den Shad nur durch ein bis drei schnelle Kurbelumdrehungen spielen. Wir heben die Rute dabei nicht an. So bleibt die Schnur die ganze Zeit gestrafft und in unserem Blickfeld.
Etwas schwieriger – aber dafür auch sehr fängig – ist es, wenn man den Köder über Rutenbewegungen beschleunigt. Die Rute anheben und beim Absenken die lose Schnur einkurbeln. Ein Tipp: verbinden Sie beides, das bringt enorm viele Fische. Beim Rucken mit der Rutenspitze zusätzlich Kurbeln. Fast wie beim Jerken. Trotzdem darauf achten, dass die Sprünge nicht zu groß werden.
Damit sind wir auch schon beim nächsten Thema – der Absinkphase. Sie bezeichnet den Zeitraum, den der Köder nach dem Abheben braucht, um wieder am Gewässergrund anzukommen. Doch wie lang sollen die Absinkphasen sein? Die Länge können wir durch das Gewicht der Bleiköpfe beeinflussen und variieren. Je nach Strömung und Gewässer wähle ich die Gewichte so, dass die Absinkphase in etwa zwei bis vier Sekunden dauert. Darauf sollten wir besonders achten, denn mindestens 90 Prozent der Bisse kommen, wenn der Gummi zum Boden taumelt.
Jeder Biss muss sofort mit einem harten Anhieb quittiert werden. Wenn man zu lange wartet, spuckt der Zander den Gummi wieder aus. Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig anschlagen. Klar, werden jetzt viele von Ihnen denken. Aber gerade beim Zanderangeln ist der Anhieb enorm wichtig. Dieser Räuber reißt sein Maul schnell auf. Durch den entstehenden Unterdruck wird seine Beute ins Maul befördert, ohne dass der Zander sich dabei bewegt oder dreht. Wer jetzt nicht anhaut, verliert den Fisch wieder, weil der den Köder ausspuckt.
Köderkontrolle
Jetzt kommen wir zum wichtigsten Teil – die Köderkontrolle. Das A und O beim Zanderangeln ist, zu erkennen, wann der Gummifisch den Grund erreicht hat. Hierfür gibt zwei Methoden, die uns das zuverlässig anzeigen. Die erste nenne ich „Blickkontrolle“. Sie ist für blutige Anfänger besonders geeignet, da sie einfach und dennoch effektiv ist. Hierbei hat man die Schnur immer im Blick. Wir werfen aus, straffen die Leine und lassen den Köder absinken. Wenn er den Grund erreicht hat, sehen wir das deutlich an der Geflochtenen. Die erschlafft oder fällt in sich zusammen. In strömungsreichen Gewässern nicht zu lange mit dem erneuten Anlupfen des Gummis warten, sonst entsteht ein Schnurbogen, der das kontrollierte Fischen unmöglich macht. Bisse machen sich oft durch einen Schlag im Rutenblank bemerkbar. Aber auch wenn die Schnur blitzschnell nach vorne schießt oder plötzlich stehen bleibt, kann es ein Biss sein. Ganz wichtig: Wir verwenden bei der so genannten „Blickkontrolle“ farbige Schnüre, um die Geflochtene immer gut zu erkennen.
Mach‘s mit Gefühl
Wenn am Wasser alles gut klappt, können wir zur zweiten Methode kommen. Diese ist deutlich anspruchsvoller und erfordert schon etwas mehr Erfahrung. Ich nenne die Methode „Fühlkontrolle“. Hierbei legt man den Zeigefinger der Rutenhand in der Absinkphase des Gummis an die Schnur und merkt so deutlich, wenn er den Grund erreicht hat. Genau wie bei der „Blickkontrolle“ wird der Köder dann wieder angelupft. Ich bevorzuge diese Art, da man parallel woanders hingucken oder sich mit einem Angelkollegen unterhalten kann, ohne einen Biss zu verpassen. Der größte Vorteil ist aber, dass wir so auch nachts erfolgreich fischen können. Gerade in der Dämmerung und den ersten dunklen Stunden beißen die Zander besonders gut. Die „Blickkontrolle“ stößt hier an ihre Grenzen, weil wir ganz einfach die Schnur nicht mehr sehen. Außerdem registriert man auch zaghafte Bisse so deutlich besser.
Ein kleiner Tipp: Anfangs ist es schwer, genau so zu kurbeln, dass man mit dem Finger an die Schnur kommt. Oft steht das Schnurlaufröllchen zu weit unten, und der Finger ist zu kurz. Der Trick ist einfach: Nehmen wir an, dass Sie den Köder mit drei Kurbelumdrehungen vom Grund abheben. Dann strecken Sie am Ende der zweiten einfach Ihren Zeigefinger aus. Das Schnurlaufröllchen berührt ihn dann am Ende der dritten Umdrehung. Genau in diesem Moment hören Sie auf zu kurbeln und können sicher in die Schnur fassen. Wichtig: Drücken Sie die Geflochtene nicht bis an den Rutenblank, sonst verlieren Sie die Feinfühligkeit. Legen Sie Ihren Finger nur an, das reicht vollkommen.
Die Schwanzform entscheidet
1. Action-Shad
Diese Schwanzform macht richtig Druck unter Wasser. Es sind keine zusätzlichen Impulse mit der Rute nötig, um den Köder spielen zu lassen. Diese Schwanzform eignet sich vor allem fürs Stillwasser. In Fließgewässern bietet die Form zu viel Angriffsfläche und müsste oft zu schwer bebleit werden.
2. Low-Action-Shad
Kombiniert beide Schwanzformen, ähnelt aber von der Form und dem Lauf eher einem No-Action-Shad und damit auch der natürlichen Beute des Zanders. Wenn die Glasaugen wählerisch sind, kann dieser Köder den ersehnten Biss bringen – vor allem in nur leicht trüben Gewässern.
3. No-Action-Shad
Der Name deutet darauf hin, dass dieser Köder keine Aktion macht. Gibt man ihm aber den richtigen Impuls mit der Rute, spielt er verführerisch im Wasser. Diese Form ist besonders zum Zanderangeln geeignet. Der Köder ist stromschnittig und seine Bewegungen sind natürlich – das lieben die Zander.