Laut einer aktuellen Studie hat sich der Bestand an Dorschen vor der Ostseeküste Deutschlands durch Überfischung und Klimawandel dramatisch verringert.
Die Fachleute halten eine Bestandserholung in absehbarer Zukunft für wenig wahrscheinlich. Die Forscher von den Universitäten Hamburg, Kiel und Leipzig gehen in ihrer Studie „Tipping point realized in cod fishery“ in statistischen Berechnungen davon aus, dass bereits der sogenannte Kipp-Punkt erreicht ist, weil in den letzten Jahren zu viel Dorsch gefangen wurde. Hinzu kommen die höheren Temperaturen der Ostsee durch den Klimawandel. Immer weniger Dorscheier können sich entwickeln.
Das Thünen-Institut (Bundesforschungsinstitut für Fischerei) sieht die Lage nicht ganz so dramatisch, in einem aktuellen Online-Faktencheck zur Studie heißt es: „Vom Aussterben allerdings, wie in manchen Medienberichten postuliert, ist der Westdorsch weit entfernt. Es sind noch immer viele Millionen erwachsene Tiere übrig, die ein Fortbestehen des Bestandes sichern können.“
Die Umweltschutz-Organisation WWF hingegen geht in einer aktuellen Pressemitteilung von einer „Dorsch-Apokalypse“ in der westlichen Ostsee aus. „Der Zusammenbruch des Dorsch-Bestands in der westlichen Ostsee war absehbar. NGOs und die Wissenschaft haben ihn seit Jahren vorhergesehen, die Warnungen wurden jedoch als hysterisch abgetan und konsequent ignoriert. Jetzt ist es zu spät und amtlich: Die Politik hat über mehr als zwanzig Jahre dabei versagt, diesen einstigen Brotfisch der Ostseefischerei zu schützen und verantwortungsvoll zu managen“, äußert sich Stella Nemecky, Fischereiexpertin beim WWF Deutschland. Sie kritisiert die Kurzsichtigkeit der Politik. „Jährliches Quotengeschacher und die Befriedigung von kurzfristigen Fischereiinteressen auf Druck der Lobby und im Hinblick auf Legislaturperioden haben zum Niedergang des Dorsches geführt. Der Bestandskollaps zerstört die Stabilität des Ökosystems und die Existenz von Fischern und Fischerinnen.“
Link-Tipp: Dorsch hat Kipppunkt überschritten…
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