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Werbeblatt von Sartorius?

Ein Werbeblatt der Göttinger Firmer Sartorius, die vor über 100 Jahren Geräte für die Geflügelzucht und auch Angelzeug hergestellt hat?

Mit welchem detektivischen Spürsinn man an die Geheimnisse rund um altes Angelgerät herangehen kann, zeigt immer wieder Sören Fietz.

Diesmal hat er möglicherweise einen alten Werbezettel der Firma Sartorius aus Göttingen gefunden, den er zeitlich datieren möchte. Er schrieb dazu per Mail:

„Moin Thomas, dieses schöne Werbeblatt der Firma Sartorius konnte ich kürzlich erwerben. Die 16 x 10 cm messende Annonce wurde nicht aus einer Zeitung oder einem Buch herausgeschnitten, denn die vier Anzeigen auf der Rückseite passen perfekt in das vorliegende Format und sind nicht beschnitten. Es muss sich bei dem Blatt folglich um eine eigenständige Werbebeilage handeln. Jemand vermerkte handschriftlich vermutlich 1904 als Jahr der Veröffentlichung oder des Druckes, das ist aber aufgrund der rückseitigen Angaben nicht möglich. Dort wird die 5. Auflage des Buches „Die Teichwirtschaft. Praktische Anleitung zur Anlage von Teichen und deren Nutzung nebst einer Anleitung zur Ausnützung unserer Gewässer durch Krebse“ von Dr. Berthold Benecke beworben. Die 5. Auflage wurde 1911 veröffentlicht. Zudem wird Heft 1 der Zeitschrift „Archiv für Fischereigeschichte. Darstellungen und Quellen“ beworben. Heft 1 wurde 1913 und Heft 2 im nachfolgenden Jahr veröffentlicht. In der Annonce von Sartorius wurde der Torpedospinner nicht mit D.R.G.M. beworben, das verwunderte mich zunächst. Eine kurze Recherche zeigte mir aber, dass die Schutzzeit für das D.R.G.M. höchstens sechs Jahre währte. Das D.R.G.M. für den Torpedospinner wurde 1906 erteilt, sodass die Schutzzeit 1912 endete. Kombiniert man alle Einzelinformationen, so muss das Werbeblatt 1913, eventuell auch zu Beginn des Jahres 1914, also kurz nach Ende der Schutzzeit für dieses Gebrauchsmuster, gedruckt worden sein. Ich freue mich über die neuen Erkenntnisse. Viele Grüße Sören“

Hallo Sören, zuerst einmal frage ich mich, wo dieses Werbeblatt damals beigelegt wurde. Es wundert mich nämlich, dass keine genaue Adresse für die Kataloganforderung von Sartorius in der Anzeige angegeben ist. Ich habe einmal einige Jahrgänge aus der Zeit der Deutschen Angler-Zeitung durchgesehen. Dort wurde von Sartorius in Anzeigen in der Regel „Göttingen-Hannover 98“ oder auch „Göttingen 97 (Hann.)“ als Adresse angegeben. Um 1913 werden aber ganz sicher die Angeben Göttingen + Sartorius für die sichere Zustellung der Post ausgereicht haben. Bei den Anzeigen auf der Rückseite ist übrigens immer die genaue Postadresse angegeben.

Damals wie heute kam es vor, dass einmal eine Anzeige von einem wichtigen Anzeigenkunden beim Druck einer Zeitschrift aus Versehen vergessen wurde. Aus Not und um den langjährigen Kunden nicht zu verärgern, wurde dann ein Extrablatt gedruckt, dass dem Heft beigelegt werden konnte. Gegen diese Theorie sprechen aber die anderen Anzeigen auf der Rückseite. Dass sich verschiedene Anzeigen auf dem Blättchen befinden spricht aber auf jeden Fall für einen Verlagskontext, denn nur dort waren Anzeigen von entsprechenden Kunden vorhanden. Dass die Anzeige für die Bücher des Paul Parey Verlags ohne so ganz ohne Umrandung gesetzt wurde, hat mich an eine sauber ausgeschnittene Buchseite aus einem Parey-Buch denken lassen. Aber dort wäre die Sartorius-Anzeige sicher nicht hochkant abgedruckt worden… Oder doch? Deine zeitliche Einordnung kann ich nur unterstützen: Ich habe nämlich genau diese Anzeige in meinem Archiv mit dem Datum 1914 finden können, als Buchseite aus „Max von dem Borne, Die Angelfischerei, Ausgabe 1914, 5. Auflage, Verlag Paul Parey“. Die Größe stimmt genau. Offenbar hat jemand dieses wertvolle alte Buch geplündert, um die Anzeigen teurer einzeln verkaufen zu können. Wahrscheinlich wurden sie mit einem Hebelschneider perfekt beschnitten. Beste Grüße Thomas

Wer weiß mehr? Infos an thomas.kalweit@paulparey.de

Die Rückseite des Werbeblattes. Mit Bleistift wurde die falsche Jahreszahl 1904 angemerkt. Das Blatt stammt aber von 1914.
Genau diese Seite, hochkant abgedruckt, findet sich im Borne-Brehm von 1914, 5. Auflage.
Auch die Anzeigen auf der Rückseite sind identisch.
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