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Wehr soll leider bleiben

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Bild: Thomas Funke
Der Mühlenstau des Wehres an der Seeshaupter Ach. Bild: Thomas Funke

Die Regierung von Oberbayern lehnt Renaturierung der Seeshaupter Ach ab, stattdessen soll nun ein Wasserkraftwerk kommen.

Mühlenhaus des für Fische unüberwindbaren Wehres. Beides soll jetzt für ein neues Wasserkraftwerk saniert werden. Bild: Thomas Funke

Pressemitteilung des Landes-Fischereiverbandes Bayern vom 13. November 2015: Die Seeshaupter Ach verbindet die Osterseen mit dem Starnberger See. Jedoch wird sie durch ein altes, marodes Wehr durchtrennt. Fische und Wasser-Lebewesen können es nicht überwinden. Der Landes-Fischereiverband Bayern (LFV) legte deshalb einen Konzept zum Abriss des Wehrs vor, zur Verbesserung von Lebensraum und Hochwasserschutz. Der Besitzer der Wehranlage konnte ebenfalls für den Plan gewonnen werden. Doch die Höhere Naturschutzbehörde der Regierung von Oberbayern lehnt dies ab – aus Naturschutzgründen.

Bärendienst für den Naturschutz

Um den Schutz vor Hochwasser trotzdem zu gewährleisten, fordert nun das Wasser-Wirtschaftsamt Weilheim vom Besitzer, das Wehr zu sanieren. Die Kosten belaufen sich auf mehrere hunderttausend Euro. Um die nun vorgeschriebene teure Baumaßnahme zu finanzieren, ist der Besitzer praktisch gezwungen, die Stromproduktion in der alten Wasserkraftanlage wieder in Betrieb zu nehmen – ein Todesurteil für viele Fische und eine vergebene Chance zur Verbesserung der Gewässerökologie. Die Naturschutzbehörde erweist dem Naturschutz damit einen Bärendienst.

Marodes Wehr muss saniert werden

Die Kosten für die ökologische Variante des Abrisses wären deutlich geringer, als die nun heraufbeschworene, zerstörerische Lösung mit Wasserkraftnutzung. „Es ist nicht nachvollziehbar, warum ein marodes, ungenutztes Wehr aus Hochwasserschutzgründen extrem teuer saniert werden soll. Seine Beseitigung wäre sowohl für den öffentlichen Hochwasserschutz, wie auch für den Naturschutz vorteilhafter und gleichzeitig erheblich kostengünstiger“, so Prof. Dr.-Ing. Albert Göttle, Präsident des LFV Bayern.

Trockenfallen des Moors befürchtet

Der LFV hat bereits 2010 bei den Behörden gefordert, das nutzlose Wehr abzureißen und den beiden Seen ihre natürliche Verbindung wiederzugeben. Die Höhere Naturschutzbehörde befürchtete aber ein Trockenfallen des umgebenden Moors. Allerdings wurden vom LFV technische Möglichkeiten aufgezeigt, wie das umgebende Feuchtgebiet zu erhalten ist. Der behördliche Naturschutz und die Wasserwirtschaft messen der Wiedervernetzung beider Seengebiete über die natürliche Verbundachse „Seeshaupter Ach“ zwar einen sehr hohen Stellenwert bei – beerdigen aber jede Hoffnung auf ihre Verwirklichung.

Wassertiere spielen untergeordnete Rolle

Ein weiterer Beleg für den geteilten Naturschutz in unseren Behörden. Wassertiere spielen dabei leider immer noch eine untergeordnete Rolle. „Sollte es bei der unerklärlichen Haltung der Naturschutzbehörde bleiben, wird der LFV seine Mittel als anerkannter Naturschutzverband ausschöpfen. Wir setzen alles daran, diese erzwungene Naturzerstörung zu stoppen“, kündigt LFV-Präsident Göttle an.

Auf einen Blick:

  • Die Seeshaupter Ache verbindet Osterseen und Starnberger See – derzeit durchtrennt von einem Wehr.
  • Das Wehr könnte problemlos beseitigt werden und die Fisch- und Tierwelt damit Lebensraum zurückbekommen.
  • Die Regierung von Oberbayern lehnt den Abriss ab und ruft damit das Wasserwirtschaftsamt Weilheim auf den Plan.
  • Nun muss das marode Wehr zum Hochwasserschutz teuer saniert werden. Zur Finanzierung soll ein altes Wasserkraftwerk wieder in Betrieb genommen werden.
  • Wasserkraftwerke sind eine große Gefahr für den Fischbestand. Die Höhere Naturschutzbehörde zementiert damit eine Umweltzerstörung ersten Rangs und vergibt eine große Chance für den Biotopverbund Starnberger See – Osterseen.

Thomas Funke, Leiter Referat Öffentlichkeitsarbeit, Landesfischereiverband Bayern e.V.

-pm-

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