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TV-Tipp: Der Rhein von oben


Fast fünf Kilometer weit wird der Rhein in den Bodensee geführt, wo er sich mit Sand, Kies und Geröll gesättigt in den See ergießt. Mit der Rheinstreckung soll verhindert werden, dass die Buchten des Rheindeltas zu schnell verlanden. Bild: Vidicom

Vom 11. bis 15. März strahlt Arte jeweils um 19.30 Uhr die neue 5-teilige Doku-Reihe „Der Rhein von oben“ aus.

Mit einer hochwertigen Cineflex-Kamera wurden der Rhein und seine Anwohner von der Quelle bis zur Mündung porträtiert. Die Aufnahmen wurden mit der weltbesten Helikopterkamera gemacht, die ursprünglich für die CIA entwickelt wurde.

Der Rhein ist das Zentrum der europäischen Seele, der größte und bedeutendste Strom des Kontinents. Über Jahrtausende hinweg formte er auf seinem Weg von den Hochalpen zur Nordsee einzigartige Kulturlandschaften, in denen Völker und Natur sich wechselseitig prägten. Es ist kein Zufall, dass der Rhein im deutschen Volksmund seit Jahrhunderten „Vater Rhein“ heißt. Er ist tief in uns Deutschen und Holländern, in Schweizern und Franzosen verankert.

Die 5-teilige Dokumentarfilmreihe „Der Rhein von oben“ zeigt den bedeutendsten Fluss Europas aus ungewohnter Perspektive: von oben. Mit der Cineflex-Kamera setzt die Hamburger Produktionsfirma VIDICOM den Rhein in Szene und entdeckt an seinen Ufern Menschen, die am und vom Fluss leben. Im Zusammenspiel von atemberaubenden Luftaufnahmen und eindringlichen Porträts entsteht ein zeitgemäßes Bild des Stroms.

Episode 1: Der wilde Rhein

Der Rhein entspringt hoch oben in den Schweizer Bergen, gespeist von Gletschereis und ewigem Schnee. Unzählige kleine Rinnsale und Bächlein stürzen ins Tal und sammeln sich zu dem Fluss, der bald zum mächtigsten Strom Europas werden soll.

Die Reise startet an der wichtigsten Quelle des Vorderrheins, dem Tomasee in Graubünden. Hier trainiert Ernst Bromeis, er will den Rhein von der Quelle bis zur Mündung durchschwimmen. Das Wasser fließt in den Alpen in scheinbar unendlichen Strömen. Aber dieses Glück, dieses Privileg verpflichtet auch zum sorgsamen Umgang mit der Ressource – so lautet die Botschaft des Extremsportlers.

Im Kloster Disentis zeigt Abt Daniel Schönbächler, was die Menschen vom Rhein lernen können. Weiter talabwärts liegt das eindrücklichste Beispiel für die Kraft des Vorderrheins: die Ruinaulta. In Jahrtausenden fraß der Strom seinen Weg durch Gesteinsmassen und formte eine Schlucht von seltener Schönheit.

Bei Reichenau vermischt sich der Vorderrhein mit seinem Bruder, dem Hinterrhein. Er entspringt am Ostfuß des höchsten Bergs im Tessin, dem Rheinwaldhorn. Hier oben verläuft die europäische Wasserscheide, hier entscheidet sich, ob das Wasser Richtung Mittelmeer oder Nordsee fließt. In einem der ursprünglichen Seitentäler verbringt Laura Helbling ihre Sommer und sorgt für über 2000 Schafe, Kühe und Pferde. Der harte Alpsommer ist für die junge Frau Erholung vom Stadtleben und eine lang gehegte Familientradition.

Tief aus den Bündner Bergen eilt das Wasser talabwärts. Bald darf der Rhein nur über kurze Strecken noch unverbaut fließen, hinter Chur wird er in einem regulierten Bett strikt nach Norden gelenkt, pfeilschnell und schnurgerade. Hier wird er zum ersten Mal Grenzfluss, zwischen der Schweiz und Liechtenstein, zwischen Österreich und der Schweiz. Von oben ist deutlich zu sehen, wie sich der mit Sand, Kies und Geröll gesättigte Rhein in den Bodensee ergießt. Nicht zuletzt wegen der besonderen Vielfalt an Pflanzen und Tieren wurden die Streckung und das alte Delta zum Naturschutzgebiet erklärt. Die Biologin Agnes Steininger teilt ihr Wissen und ihre Begeisterung für diesen Lebensraum mit Kindern.

Episode 2: Der grüne Rhein

Die Reise entlang des Grünen Rheins erzählt von der Liebe der Bewohner zu ihrem Strom, aber auch vom Hochmut der Menschen, von einem maßlosen Technikglauben, und von der ungezähmten Kraft des Wassers. Vom Bodensee aus geht es über Basel und Straßburg bis nach Mainz.

Im Schweizer Städtchen Stein am Rhein ist der Rhein im Sommer ein einziger großer Badeplatz. Das Wasser ist kalt, aber sauber. Als Schwimmtrainerin in der Schweizer Lebensrettungsgesellschaft kennt und respektiert Jennifer Glogg die starke Strömung. Trotzdem gehört das Bad im Rhein für sie zum Alltag. Allzu weit darf sie sich jedoch nicht mittreiben lassen. Denn bei Schaffhausen zeigt der Rhein deutlich, wie viel Kraft in ihm steckt: der Rheinfall ist mit 23 Metern Europas höchster Wasserfall. Für Schiffe ist er unpassierbar. Das brachte Schaffhausen einst den Wohlstand, die Schiffe wurden vor dem Rheinfall entladen. Auch Basel hat vom Rhein als schnellem Verkehrweg bis hinauf zur Nordsee enorm profitiert. Doch die Stadt hat dem Rhein nicht immer gut getan. Nach dem Unfall in einem Chemie-Werk 1986 verseuchten 20 Tonnen Gift den Fluss. Eine Katastrophe, gleichzeitig aber ein Weckruf gegen den Missbrauch der Ressource Wasser. Für dieses Umdenken steht das Rhybadhysli, ein historisches Schwimmbad auf einer Plattform direkt auf dem Fluss. Badechef Hugo Buser möchte die Baseler näher an ihren Fluss bringen und macht aus dem Badhysli einen Kultort.

Am Hafen von Lauterbourg steht das „Au Bord du Rhin“, das Restaurant der Familie Schwartz – mitten in der Risikozone. Knapp ein Dutzend Mal wurde das Haus schon von Hochwasser überflutet. Wenn der Pegel steigt, stehen auch am Illinger Altrhein die Weiden unter Wasser, wie ein Schwamm saugen die Auen die Wassermassen auf.

Ein Paradies für Wasservögel und für den Fotografen Arno Helfer. Er dokumentiert, wie der Rhein sein ursprüngliches Gesicht zurückgewinnt. Den Flussgrund hält Thomas Bach sauber, der Kapitän der „Carl Straat“. Sein Schiff kann eine stählerne Tauchglocke absenken, die durch Überdruck das Wasser vom Rheinboden verdrängt. Thomas Bach kann dann trockenen Fußes unten arbeiten und zum Beispiel verloren gegangene Anker bergen.

Episode 3: Der romantische Rhein

Bei Bingen hat der Rhein über die Hälfte seines Weges zur Nordsee hinter sich gebracht. Bis ins 19. Jahrhundert behinderte hier ein Felsenriff die Durchfahrt der Schiffe, das „Binger Loch“ gilt als eine der gefährlichsten Passagen des Rheins. Bild: Vidicom

Das Rheintal hinter Bingen gilt als Inbegriff der deutschen Seele. Über die Hälfte seines Weges bis zur Nordsee hat der Rhein jetzt hinter sich gebracht. Er ist ein stolzer Fluss geworden und liefert Stoff für Sagen, Opern und Kriege. Im Mittelrheintal gibt es Burgen im Kilometertakt und Wein, den vor 2000 Jahren die Römer in den Norden brachten. Vorbei an der sagenumwobenen Loreley zieht der Rhein zum Deutschen Eck nach Koblenz, vorbei am Siebengebirge bis nach Bonn, das 41 Jahre lang deutsche Hauptstadt sein durfte.

Am Eingang zum Rheintal thront oberhalb von Rüdesheim eine Abtei, die das Andenken an Hildegard von Bingen pflegt. Schwester Christophora Janssen lebt hier für Gott und die Kunst. In ihrer Keramikwerkstatt legt sie den Schleier ab. Eine Flusswindung weiter steht die erste von vielen ehemaligen Zollburgen: Rheinstein, seit 1975 im Privatbesitz der Hechers, die dort auch wohnen. Als Jugendlicher war Markus Hecher wenig begeistert vom neuen Familiendomizil, einen Stromanschluss

gab es nicht. Inzwischen weiß er das Erbe seines Vaters zu schätzen und investiert Kraft, Geld und Leidenschaft in die Erhaltung des alten Gemäuers. Die mineralhaltigen Schieferböden im Rheintal eignen sich hervorragend für den Weinbau. Auch Bacharach verdankt seinen Reichtum den Trauben. Cecilia Jost bewirtschaftet in siebter Generation eines der traditionsreichen Familien-Weingüter mit Steillagen. Im Gründelbachtal klapperten früher 12 Mühlen, heute ist Josef Philipps der letzte Müller im gesamten Mittelrheintal. Aber seine Mühle läuft nicht mehr rentabel, in wenigen Jahren wird das Gerumpel der Mahlwerke endgültig verstummen.

Auf der Spur der Dichterfreunde Clemens Brentano und Achim von Arnim wandern jeden Sommer Tausende durch das Mittelrheintal und suchen die Romantik. Um die Pflege der Wandersteige kümmern sich Wegepaten wie Beatrix Ollig. So viele Pausen, wie es hier Bänke mit tollen Aussichten gibt, kann sie bei ihrer Arbeit allerdings nicht machen. Das Rheinhotel Dreesen war früher das Wohnzimmer der Bonner Politikprominenz. Hoteldirektor Fritz Dreesen kümmert sich noch heute persönlich um jedes Detail. Sohn Olaf soll das traditionsreiche Haus in neue Zeiten führen.

Episode 4: Der fleißige Rhein

Die Folge führt mitten durch das Herz der rheinischen Industrie. Im Abschnitt zwischen Köln und Duisburg ist der Rhein ein breiter Transportweg, eine fließende Autobahn für die Binnenschiffe. Die Region wurde geprägt von Kohle, Stahl und Chemieparks, die sich verkehrsgünstig direkt am Fluss angesiedelt haben. Neben gigantischen Industrieanlagen liegen die Rheinauen, scheinbar unberührte Naturidylle.

Wie eine Nussschale mutet die kleine Fähre „Krokolino“ an, mit der Heiko Dietrich im Sommer die Städter zwischen Köln-Weiss und Köln-Zündorf befördert. Auch privat verbringt Heiko Dietrich seine Zeit auf dem Wasser, ein alter Segler dient ihm als Wohnzimmer und als Werkstatt. Festen Boden unter den Füßen hat er nur noch selten. Der Dom bestimmt das Stadtbild von Köln, kein Gebäude darf höher sein als seine Türme. Gegenüber, am rechten Rheinufer, steht eine Currywurstbude. Eva Vosen und Ralf Jäger führen den Imbiss, der die Würstchen als festes Requisit auch an die Kommissare im Kölner „Tatort“ verkauft.

Im nah gelegenen Ruhrgebiet pulsiert der Strom als wirtschaftliche Lebensader, trotz Zechensterben und Niedergang der Montanindustrie. Binnenschiffer ist hier ein Beruf mit Zukunft und für Sarah Rusbült ein Traumjob. In ihrem Betrieb ist sie die erste Frau in der Ausbildung zur Binnenschifferin. In der Rheinaue Ehingen züchtet Elisabeth Nieskens Lamas und Alpakas. Für die Rheingegen eher untypische Tiere: Die Kamelart stammt aus Südamerika und wird wegen ihrer feinen Wolle geschätzt.

Im Hafen von Duisburg entdeckt Rolf Köppen Graffiti an den Kais. Der Fotograf dokumentiert die kleinen und die großen Geschichten im Hafen und kommt mit seinem Boot auch in entlegenste Winkel. Auf der so genannten Schrottinsel wird Metall im großen Stil recycled. Ein echter Männerspielplatz zwischen Presse und Schredder, und mittendrin die Auszubildende Linda Eisermann. Völlig entgegengesetzt präsentiert sich die Rheinaue Walsum, ein Rückzugsgebiet für bedrohte Vogelarten und gestresste Großstädter. Direkt unter der Aue liegt ein großes Mineralwasservorkommen. Bis zu zwei Millionen Flaschen Mineralwasser täglich werden hier abgefüllt. Markus Heuvel wacht darüber, dass das Quellwasser von konstanter Qualität bleibt.

Episode 5: Der ferne Rhein

Der Niederrhein hat die Menschen gelehrt, im Einklang mit der Natur zu leben. Der Mensch gibt dem Fluss ein Stück von der Ursprünglichkeit zurück, die er ihm einst genommen hat. Nur noch wenige Industrieriesen sind hier am Ufer zu finden, das in Richtung Niederlande immer grüner wird. Jenseits der Grenze ist das Leben zwischen Deichen und Kanälen geprägt vom Kampf gegen das Wasser. Kurz vor seiner Mündung in die Nordsee breitet sich der Rhein aus und bildet ein faszinierendes Delta.

Auf dem Wesel-Datteln-Kanal steuert ein besonderes Boot durchs Wasser: das Drachenboot der „Kanalhexen“ wird von der Kraft von 12 Frauen gespeist. Der Niederrhein hat an seinen Ufern einen wertvollen Schatz hinterlassen. Nirgendwo sonst am Rhein sind die Vorkommen an Kies so groß und der Sand so hochwertig wie hier. Zurück bleiben große Auskiesungflächen, die nach und nach rekultiviert werden.

Die ehemaligen Baggerseen werden auch als Ausgleichsfläche bei Hochwasser genutzt. Fischer Gerhard Steinling hilft Brassen, Lachs und Zander bei der Wiederansiedlung. Nebenan ist eine besondere Spezies sesshaft geworden: die Dauercamper. 2000 Wohnwagen stehen auf der Grav-Insel im Grünen. Platzwart Klaus Bresser kümmert sich um 35 Kilometer Weg, 200 Kilometer Hecke und unzählige Bekanntschaften. Am Rheinbogen von Rees drückt die Strömung auf die Stadtmauer. Daher wird nun ein künstlicher Flussarm geformt, der das Wasser des großen Bruders aufnimmt und dessen Fließgeschwindigkeit schmälert. Am Bienener Altrhein ist der Mensch unerwünscht, es sei denn, er hat eine Mission: Anette Südekum baut Vogelnester und kämpft um die Zukunft der Trauerseeschwalbe.

Kurz hinter Emmerich wird der Rhein zum Niederländer. Der mächtige Sttrom teilt sich und heißt nun Waal und Pannerdenschkanal. Bis zur Nordsee wird er seinen Namen mehrfach ändern und sich auf unzählige Arme verteilen. Es ist der Beginn des Rheindeltas. Schäfer Huug Hagoort ist auf den Poldern zwischen den Rheinarmen groß geworden. Er weiß, wie wichtig der Deichschutz ist. Im Hafen von Rotterdam wird es an den Ufern des Rheins noch mal geschäftig. Mit 40 Kilometern Länge ist der Hafen das Drehkreuz für Waren und Güter nach Europa. Hinter der Maeslant-Sperre, einem der großen Sperrwerke entlang der Küste, ist der Rhein an seinem Ziel. Nach einer Reise von 1.233 Kilometern taucht er beinahe unmerklich ein in die Fluten der Nordsee.

-pm-

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