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TAP mit flacher Castingspule

TAP-Stationärrolle von Adolf Tlustoš aus Prag in der Sonderausführung mit flacher Turnierspule aus Alu.

Auf einem Flohmarkt bin ich auf diese tschechische TAP-Stationärrolle von Adolf Tlustoš aus Prag gestoßen.

Tlustoš war Flugzeug-Mechaniker und führte vor dem Zweiten Weltkrieg eine Autowerkstatt in Kbely bei Prag. Er baute dort Motorrad-Seitenwagen unter der Marke TAP (Tlustoš Adolf Praha). Er konstruierte zudem eine ziemlich einzigartige Stationärrolle, bei der die Spule schräg im Spulentopf saß und die sich zusätzlich zum Rotor beim Kurbeln langsam drehte, so erreichte er eine gleichmäßige Kreuzwicklung beim Aufspulen der Schnur. Am 21. Juni 1945 erhielt er für diese Idee ein Patent. Die TAP war aber keine Rolle für den einfachen Mann: 1946 kostete die erste Serie über 1.000 Kronen, die Hälfte eines Arbeiter-Monatslohns.

Im Jahr 1948 wurde in der CSSR das Privateigentum verstaatlicht. 1950 entstand aus der Traditionsfirma Rousek das Staatsunternehmen Tokoz-Metallwarenfabriken, wo unter anderem auch Vorhängeschlösser hergestellt wurden. Die meisten früheren Hersteller von Angelgerät, darunter auch Adolf Tlustoš, gingen in diesem Volksbetrieb auf. Tlustoš arbeitete fortan für Tokoz und entwickelte dort weitere Rollenmodelle.

Die ersten Modelle der TAP besaßen die hier gezeigt schwarze Lackierung und auf der Kunststoffplakette stand noch „TAP ADOLF TLUSTOŠ PRAHA-KBELY“. Nach 1950 folgte dann die Ausführung mit blauem Hammerschlaglack und der Aufschrift „TAP TOKOZ MADE IN CZECHOSLOVAKIA“ auf der Plakette.

Meine TAP besitzt neben zwei Kunststoffspulen auch eine aus dem Vollen gedrehte flache Spule für den Castingsport. Der Verkäufer hat mit dieser Rolle früher selbst an Casting-Turnieren in ganz Europa teilgenommen. Durch ihre Kreuzwicklung war dieses Rollenmodell besonders für den Weitwurf beliebt, nicht nur in der Tschechoslowakei. Noch in den 1980er Jahren wurde mit den alten TAP-Modellen dort Turniersport betrieben. Ich besitze eine Broschüre des tschechischen Castingverbands CRS aus dem Jahr 1985, in der diese ungewöhnliche Rolle mehrfach abgebildet ist.

Infos, Fragen und Anregungen bitte an thomas.kalweit@paulparey.de

Technisches Wunderwerk: Die Spule sitzt schräg im Spulentopf. Beim Einkurbeln dreht sich die Spule im Zeitlupentempo mit.
Gute Idee: Der Fuß ist angeschraubt und kann bei Bedarf angeklappt oder ausgetauscht werden.
Normalerweise ist die TAP mit einer solchen Kunststoffspule bestückt.
Die TAP in Aktion! Von Castingsportlern wurde das Modell sehr geschätzt.
Vor allem für den Weitwurf war diese besondere Rolle sehr beliebt. Weitere Informationen zum Castingsport in der Tschechoslowakei in der Broschüre "Rybolovna Technika, CRS (Cesky Rybarsky Svaz), 1935-1985".
Die TAP wurde ab 1950 von Tokoz hergestellt, mit hellblauem Lack und anderer Aufschrift.
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