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Rotaugen-Berge in Talsperren

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Bernd Steffen mit Rotauge
Bernd Steffen bewies Reaktion. Um die spitzen Rotaugenbiss erfolgreich anzuschlagen, muss man eine „schnelle Hand“ haben und mit voller Kraft durchziehen.
Großrotauge
Solche Großrotaugen beißen in Talsperren häufiger als in vielen anderen Gewässern. Allerdings stehen Plötzen in der kalten Jahreszeit tief und weit draußen in 50 bis 60 Meter Entfernung.

Talsperren sind ein heißes Pflaster für Rotaugenangler. Einerseits können sie gerade hier auf kapitale Exemplare hoffen, andererseits müssen sie erst einmal gefunden werden. Wie Sie die Schwierigkeiten an diesem Gewässertyp meistern, schildert die Specimen Hunting Group Dortmund.

By der Specimen Hunting Group Dortmund

Gerade Talsperren bieten in der kalten Jahreszeit die Möglichkeit, Rotaugen oberhalb der 500-Gramm-Marke zu fangen. Selbst an Tagen, wenn an anderen Gewässern nur wenig zu holen ist, kann man in Stauseen auch stückzahlmäßig noch gut abschneiden.

Das Problem an diesen oft sehr großen und daher unübersichtlichen Gewässern ist es, die Plötzen zu orten. Mit etwas Überlegung sollte uns die Platzwahl jedoch trotzdem nicht allzu schwer fallen. Denn mit sinkender Wassertemperatur und jahreszeitlich bedingtem, vermindertem Lichteinfall bildet sich die Unterwasserfauna und -flora langsam zurück. Die Rotaugen suchen nun die tieferen und damit wärmeren Stellen auf, um hier zu überwintern. Sind erst ausreichend tiefe Plätze in Wurfweite gefunden, kann man bei fast allen Wetterlagen gute Fänge erwarten.

Leider liegen die erfolgverheißenden Hot Spots nicht selten 50 bis 60 Meter vom Ufer entfernt, so daß Posenmontagen von vornherein ausscheiden. Statt dessen bietet sich die Schwingspitze an der Grundangel als sensibelster Bißanzeiger geradezu an – obwohl sie heute aus für uns unverständlichen Gründen nicht mehr so populär wie noch vor zehn Jahren ist.

Die dafür von uns benutzten Ruten sind zehn Fuß (3,05 Meter) lang, haben eine parabolische Aktion und eine Testkurve von zirka 300 bis 450 Gramm. In den Spitzenring wird eine lange 30-Zentimeter-Schwingspitze eingeschraubt. Den Typ wählen wir je nach Wetterlage und den Bedingungen aus. Stürmisches Wetter, starke Unterströmungen und Drift sind Kriterien für schwere Schwingspitzen aus Vollglas oder Stahl. Nur sie gewährleisten dann eine zuverlässige Bißanzeige. Bei ruhigeren Bedingungen mit wenig Drift und Wind greifen wir auf eine leichtere und sensiblere Tonkin-Schwingspitze zurück. Das Gerät wird komplettiert durch eine Arleseybombe mit einem Gewicht zwischen fünf und 15 Gramm und einem 12er bis 16er Flachstahlöhrhaken.

Nicht kleckern

Unser Erfolg hängt nun vom Anfüttern ab. Entgegen der sonst üblichen Rotaugen-Taktik „wenig, aber oft“ füttern wir hier nach dem Motto „nicht kleckern, klotzen“. Wir bevorzugen eine Mischung aus braunem und hellem Paniermehl, Hanfmehl, Haferflocken und einem Duftstoff (Flavour). Aus dem Anfutter formen wir zirka 50 tischtennisballgroße Bällchen und befördern diese mit einer speziellen Wurfschaufel (siehe Infokasten) an unsere Angelstelle. Als Köder kommen Maden, Rotwürmer, Brotkruste und Weißbrotflocke zum Einsatz. Wie an vielen anderen Gewässern auch, fängt man in Talsperren zwar die meisten Rotaugen auf Maden, aber die größeren eher mit Rotwurm und Weißbrot.

Das Auswerfen mit einer langen Schwingspitze will gelernt sein und erfordert etwas Übung. Nach ein paar Tagen ist aber auch das Routine, und 50 Meter sind ohne Problem zu erreichen. Wir überwerfen unseren Futterplatz ein kleines Stück, schließen den Bügel und lassen das Blei durchsinken, was man an der gestreckten Schwingspitze erkennt. Sobald sie zurückfällt, liegt die Montage auf dem Grund.

Sehr wichtig ist der Rutenaufbau am Wasser. Er ist zwar nicht entscheidend, ob wir Bisse bekommen, wohl aber dafür, ob wir überhaupt einen Fisch haken. Die beiden Ruten werden leicht versetzt, fast parallel zum Ufer angeordnet und so abgelegt, daß wir jederzeit einen blitzschnellen Anhieb setzen können.

Wir straffen die Schnur, bis die Schwingspitze mit der Rute einen 110 bis 120-Grad-Winkel beschreibt, um sowohl gewöhnliche als auch Fallbisse erkennen zu können.

Köder langsam bewegen

Erfolgt nach zirka fünf Minuten kein Biß, ziehen wir das Blei und damit den Köder etwas in das Futtergebiet hinein. Oftmals erfolgt jetzt eine Attacke und unsere Reaktion ist gefragt. Gibt es hier trotzdem keinen Fischkontakt, ziehen wir den Köder Stück für Stück weiter in das Futterfeld. Wichtig dabei ist, daß der Köder nur langsam bewegt wird und immer wieder für einige Zeit liegenbleibt. Hat man erst einmal etwas Gefühl für diese Methode bekommen, läuft es immer besser, und erste Erfolge werden sich bald einstellen.

Der Anhieb muß aufgrund der großen Entfernung sehr kräftig erfolgen. Dazu wird die Rute keineswegs nur leicht angehoben, sondern regelrecht nach hinten hochgerissen. Daher verwenden wir nie Monofilstärken unter 0,15 Millimeter. Wer unbedingt dünnen Schnüren vertrauen möchte, muß sich auf das Vorfach beschränken. Hier sind Stärken von 0,10 Millimeter kein Problem, weil von unserem Anhieb nur ein Bruchteil der Kraft am Haken ankommt.

Blitzreaktion mit links

Die Reaktionszeit entscheidet sehr oft, ob jemand 50 Rotaugen oder nur fünf an einem Tag fängt. Ein guter Tischtennisspieler beispielsweise bringt beste Voraussetzungen mit, auch ein hervorragender Rotaugenangler mit der Schwingspitze zu sein. Wir erinnern uns noch gut an eine Begebenheit aus früherer Zeit, die wiedergibt, wie wichtig das Reaktionsvermögen des Anglers beim Anhauen ist.

Gruppenmitglied Rolf, ein Rechtshänder, war damals an seiner Führungshand verletzt und mußte daher mit links anschlagen. Trotzdem fing er an diesem Tag immerhin 15 stramme Rotaugen. Ein topfiter Newcomer unserer Gruppe kam währenddessen nur auf vier Plötzen…

Die Kelle für Bälle

Zum Ausbringen der Futterbälle benutzt die SHG Dortmund den Cobra-Multibaiter. Diese Weitwurf-Kelle können Sie über Ihren Fachhändler bestellen bei: Ehmanns, Postfach 1230, 32771 Lage (Stand 1998).

Foto: Verfasser

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