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Postkarte von Dr. Brehm

Die Postkarte aus dem Jahr 1913 zeigt Dr. Horst Brehm beim Angeln, damals einer der berühmetsten Angler Deutschlands. Beim Gewässer könnte es sich um die Wisent handeln, dort hat er häufiger gefischt.

Dr. Horst Brehm war im Jahr 1900 einer der Gründer des Deutschen Anglerbundes, er hat auch Max von dem Bornes Angelbuch-Klassiker „Taschenbuch der Angelfischerei“ neu bearbeitet. Der Arzt aus Berlin hatte zudem eine berühmte Verwandtschaft: Sein Vater war der berühmte Zoologe, den wir noch heute von Brehms Tierleben kennen.

Sören Fietz ist jetzt auf eine Postkarte von Dr. Horst Brehm vom 13.09.1913 gestoßen, die ihn beim Angeln zeigt. Im Text heißt es:

„Lieber Bernhard! Wo wohnt Deine Frau Mutter? Ich wollte ihr gestern meine Abschiedvisite machen, habe aber den ganzen Kirchplatz vergebens abgesucht und auch im Adressbuch keine Auskunft gefunden. Bitte um postwendende Nachricht, in der Hoffnung, doch noch die Zeit zu einem Besuch zu finden, obwohl dies nicht mehr sicher. In nächster Woche siedele ich nach Meiningen, Leipzigerstr. 34, über. Von dort bald einmal mehr und ausführlichere Nachrichten. Herzliche Grüße v. H. z. H. [von Herr zu Herr?]! Dein alter Horst Brehm Berlin W62 Lutherstr. 33“ Die Postkarte ist adressiert an den Landesrat Dr. jur. Bernhard Nitschke aus Merseburg.

Auf seiner Postkarte fischt Dr. Brehm mit einer frühen Stationärrolle, wahrscheinlich eine damals hochmoderne Illingworth No. 2 (Patent 1910) aus England. 1913 kann es eigentlich nur dieses gerade frisch erfundene englische Modell sein.

Dr. Horst Brehm wurde am 17.04.1863 in Hamburg geboren, er verstarb am 19.04.1917 in Meiningen. Die erstmalige Erwähnung im Adressbuch Berlins ist 1890, dort hat er mindestens 1895 in der Wörtherstr. 60 gewohnt, von 1898 bis 1900 in der Wörtherstr. 48, von 1901 bis 1910 in der Weißenburgerstr. 67 und von 1911-1913 in der Lutherstr. 33. Etwa im Oktober 1913 fand dann der Umzug nach Meiningen statt. Übrigens: Dr. Horst Brehm hatte bereits 1898 einen eigenen Telefonanschluss! Die Nummer lautete 2132 und zählte zu den früheren Telefonanschlüssen in Privathäusern. „Das belegt einmal mehr die herausgehobenen finanziellen Möglichkeiten, die man damals benötigte, um neben der Verfügbarkeit eines Telefonanschlusses Angelgerät zu besitzen, wie es Dr. Brehm hatte“, schrieb uns Sören Fietz, der diese persönlichen Daten recherchiert hat.

Brehm fischte nur das Allerfeinste. „Ich besitze ein ganzes Arsenal von Fliegenruten, darunter eine prachtvolle englische für teures Geld, aber sie ist mir zu schwer und dabei zu weich, um sie ständig zu benutzen.“ Er hatte nach eigenen Angaben auch noch die feinsten Stecken von Stork, Ziegenspeck und Hildebrand zur Auswahl. Mit den Fabrikanten war er bestens befreundet.

Am Rande bemerkt: Der Deutsche Anglerbund war damals eine elitäre Veranstaltung, der Vorstand bestand nur aus hohen Beamten, Ärzten, Militärs, Rechtsanwälten, Schriftstellern und Fabrikbesitzern. So war der Schatzmeister beispielsweise Fritz Ziegenspeck, der Inhaber der Deutschen Angelgeräte-Manufaktur. Geführt wurde der Anglerbund vom Präsidenten Brehm wie eine Studentenbruderschaft, deshalb gründete sich ebenfalls der Arbeiter-Angler-Bund.

Infos, Fragen und Anregungen bitte an thomas.kalweit@paulparey.de

Die Postkarte ist an einen Dr. Nitschke in Merseburg adressiert, der dort nicht mehr anzutreffen war. Sie wurde ihm nachgeschickt. Anmerkung in Bleistift (oben): Pension Minerva. Berchtesgaden.
Die Postkarte ist an einen Dr. Nitschke in Merseburg adressiert, der dort nicht mehr anzutreffen war. Sie wurde ihm nachgeschickt. Anmerkung in Bleistift (oben): Pension Minerva. Berchtesgaden.
So muss ein perfekt ausgerüsteter Fischer aussehen: Fliegen am Anglerhut, Gaff und Kescher am Gürtel, Lösescheren in der Weste. Bei der Rolle könnte es sich um eine Illingworth handeln.
Illingworth-Stationärrolle im Stork-Katalog von 1926.
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