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Perlmuttspinner in Herzform (II)

Drei verschiedene "American Spinner", die vor gut 100 Jahren auch bei uns vertrieben wurden. Oben: Pflueger. Mitte: Hendryx. Unten: McHarg. Bilder: M. Schober

Kürzlich hat Sören Fietz hier im Sammlerblog seinen Perlmuttspinner in Herzform vorgestellt.

Dieser Köder ähnelt in der Bauweise sehr dem „American Spinner“ von Pflueger, der vor über 100 Jahren auch bei uns in Mitteleuropa vertrieben wurden. Markus Schober aus der Schweiz kann mehr dazu sagen:

„Hallo Thomas und Sören, ein sehr schöner Perlmutköder!!! Der Vater der erwähnten „American“ Spinner ist John B. McHarg. Er erhielt 1886 das Patent dafür. Auf den Ausgaben von Pflüger und Hendryx ist das Patent mit Datum erwähnt. Nebst Stork und DAM, hatte den auch Hardy als „Alnwick“ Spinner im Programm. Wo und von wem der Köder von Sören fabriziert wurde, ist damit nach wie vor ein Rätsel…

Der Größte auf meinem Bild ist ein originaler, ungefischter McHarg. Er hat in einer Scheune, 10 km von Thun, sein Dasein gefristet. Der Verantwortliche für die Räumung war zufällig mein Freund. Ich konnte einige Schätzchen aus der Zeit in meine Sammlung einreihen und habe den moderaten Preis für den Fund gern bezahlt. Als Beispiel die “St.Lawrence Gang“, der große Haken wurde 1881 in England (1882 in den USA) patentiert und von Abbey & Imbrie als Baitmount vertrieben. Petri Gruß Markus“

Hallo Markus, auf Deinen Hinweis hin habe ich mich auch einmal über den Köderbauer John Brainerd McHarg aus Rome, New York, schlau gemacht. Das Patent vom August 1886 war vor allem für die Aussparung zwischen den beiden Blättern erteilt worden, ein zentral laufendes Spinnerblatt in der Form einer Speerspitze hatte es nämlich schon zuvor gegeben („Arrowhead“ von J.T. Buel, Patent 1852). Im Dezember 1886 ließ sich McHarg dann auch noch die reflektierende große Metallkugel patentieren, die bei Sörens Köder fehlt, auch ist das Perlmutt-Blatt verkehrt herum montiert. Ich glaube deshalb nicht, dass Sörens Köder aus den USA stammt. Dass das Blatt bei Sörens Ködern verkehrt herum aufgezogen ist, hat mich zum Nachdenken gebracht. So wird der Köder nämlich nicht gut laufen. Entweder wurde es irgendwann nachträglich auf eine neue Achse aufgezogen, hier wurde vielleicht auch die Metallkugel vergessen, oder es ist wirklich ein Experimentierstück. Für das nachträgliche Aufziehen spricht auch, dass die Ösen oben und unten keine zu öffnenden Karabiner sind, wie bei solchen Ködern üblich. Die Ösen wurden verdrillt. Die „American Spinner“ aus den USA haben alle offene Karabiner. Beste Grüße Thomas

Infos, Fragen und Anregungen bitte an thomas.kalweit@paulparey.de

Das Patent vom August 1886 wurde an J.B. McHarg vor allem für die Aussparung zwischen den beiden Blättern erteilt. Im Dezember hat er sich auch noch die große Metallkugel im Zentrum patentieren lassen.
Zusammen mit dem McHarg-Spinner in einer Scheune in Thun in der Schweiz entdeckt: Amerikanische Hakenflucht zum Schleppen mit totem Köderfisch.
Dieser hübsche Perlmuttköder ähnelt schon sehr dem "American Spinner". Das Blatt ist aber verkehrt herum montiert, es fehlt die zentrale Metallkugel und die Ösen sind verdrillt und geschlossen, der Haken kann nicht gewechselt werden. Bild: Sören Fietz

Anmerkung vom 12. August 2018:

Sören Fietz hat uns noch Fotos aus dem „Fundzusammenhang“ geschickt. Mit diesen Ködern und Kleinteilen konnte er den Perlmutspinner erwerben. Er schrieb dazu: „Moin, unter anderem diese Teile lagen dem Perlmuttspinner in Herzform bei. Darunter ein halb fertiger, jedoch akkurat verarbeiteter, bogenförmiger Blinker mit sehr markanter Drillingsaufhängung, wie sie mir von Stork bekannt ist. Des Weiteren lagen unter anderem ein Rutenring mit Keramikeinlage, viele Haken (teils mit Vorfach), Sprengringe, Wirbel sowie eine größere Zahl Vorfächer bei. Ich konnte von einem inzwischen nicht mehr in meinem Besitz befindlichen weiteren Köder des Konvoluts Fotos finden. Dieser zeigt in Teilen Ähnlichkeiten zum Perlmuttspinner und ist eindeutig aus Resten zusammengebastelt. Bei diesem Köder wurden zwei US-amerikanische Spinnerblätter verbaut, verkaufte Stork diese Modelle eventuell auch? So könnte die Idee von Experimenten in einer Stork-Werkstatt vielleicht solider eingeordnet werden. Fotos von anderen beiliegenden Ködern des Konvoluts folgen demnächst. Gruß Sören“

Hallo Sören, der aus Spinnerblättern verschiedener Hersteller zuammengebaute Tandemspinner bestärkt meine Theorie, dass auch Dein Perlmuttspinner einmal eine neue Drahtachse bekommen hat. Dabei wurde das Perlmuttblatt dann verkehrt herum aufgezogen. Offenbar hat da jemand aus alten Köderteilen neue Köder gebastelt. Das kann durchaus schon vor 100 Jahren passiert sein.

Stork hatte immer auch amerikanische Spinner im Programm: im 1898 Katalog finden sich beispiellsweise „amerikanische Löffelspinner“, „amerikanische Blitzspinner“ mit gehämmertem Blatt und ein mit „original“ gemarkter Fächerspinner aus den USA. Gruß Thomas

Noch eine Anmerkung: Ich habe vor Jahren in größerem Maßstab auf Messen Spinner selbst gebaut, auch Tandemspinner. Ein Spinner mit einer größeren Perle über dem Spinnerblatt läuft im Wasser nicht gut, das Gewicht der Perle bremst zu stark, das Blatter flattert nur unregelmäßig. Auch bei diesem Tandemspinner wird das obere und vor allem das untere Blatt sich nicht wirklich gut drehen. Professionelle Spinner erkennt man immer daran, dass sich oberhalb des Blattes maximal eine winzige Perle befindet, meistens sogar nichts. Schau Dir mal die „American Spinner“ an, die haben oberhalb des Blattes keine bremsende Perle. Das bestärkt meine Vermutung, dass es sich bei den beiden Ködern um Umbauten eines Anglers handelt. TK

Dieser Doppelblattspinner wurde zusammen mit dem Perlmuttspinner gekauft. Dass es ein Eigenbau ist, verraten die Spinnerblätter zweier Hersteller.
Die Achse ist mit ähnlichen alten Glasperlen bestückt. Die Ösen sind offene Karabiner.
Mit im Konvolut war dieser spangenförmige Blinker, wahrscheinlich Eigenbau. Der Drilling stammt von einem uralten Köder.
Auch mit dabei: Weitere sehr alte Drillinge.
Auch die Wirbel und die Sprengringe stammen aus der Vorkriegszeit.
Vorfach aus geflochtener Klaviersaite mit Blitzhaken.
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