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Nordrhein-Westfalen: Die Ruhrgebiets-Kanäle

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Nordrhein-Westfalen: Die Ruhrgebiets-Kanäle

Angeln im Revier

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  • Viele Fische, Kapitale und Idylle pur: Die Wasserstraßen des Kohlenpotts sind besser als ihr Ruf. Viel besser… Von Bastian Martin Reetz

  • Lang lang ist‘s her: Der Dortmund-Ems-Kanal, die vom Rhein unabhängige Wasserstraße zur Nordsee, wurde bereits 1899 fertiggestellt. Sie bot unter anderem die Möglichkeit, Kohle aus dem Ruhrgebiet ohne den Umweg über Holland zur Kriegsmarine nach Emden zu bringen. Ein Segen für Angler, wie sich in den folgenden Jahrzehnten bis heute eindrucksvoll herausstellte.

    Mit den später geschaffenen Ergänzungskanälen Rhein-Herne-, Wesel-Datteln- sowie Datteln-Hamm-Kanal wurden Verbindungen zum Rhein und ein Stichkanal in das östliche Ruhrgebiet nach Hamm eingerichtet. Das west-deutsche Kanalnetz, ergänzt durch den Mittellandkanal, war perfekt.

    Entgegen allgemeiner Erwartungen findet man gerade am Dortmund-Ems- und am Wesel-Datteln-Kanal landschaftlich ausgesprochen schöne Angelplätze. Ab dem Kanaldreieck in Datteln fügen sich diese beiden von Radwegen gesäumten Gewässer harmonisch in die münsterländische Parklandschaft ein und prägen das Landschaftsbild. Großartige Reviere, von unzähligen Petrijüngern aus dem Ruhrgebiet und dem Münsterland hoch geschätzt. Bewirtschaftet werden sie vom Landesfischereiverband Westfalen-Lippe und können, bis auf wenige Ausnahmen, auf gesamter Länge mit nur einer Lizenz befischt werden.

    Doch wie soll man an diesen auf den ersten Blick etwas monoton wirkenden Gewässern vorgehen, und was sind die Besonderheiten?

    Bestimmt wird der Rhythmus des Kanalangelns und vor allem die Platzwahl durch die Schifffahrt. Einerseits gilt es, Schnurkontakt mit den Wasserfahrzeugen zu vermeiden, andererseits aber auch, die Vorteile der Schifffahrt zu nutzen.

    Kanalangeln bildet also einen Kompromiss aus feinster Stillwasser- und harter Flussfischerei. Man kann zwar, vor allem im Winter, wenn sich die Fische in strömungsberuhigte Regionen zurückziehen, auf Häfen, Kanalverbreiterungen, auf die Bereiche vor Schleusen und Wendebecken ausweichen, sollte jedoch auf jeden Fall auch die Fahrrinnen beangeln. Dort reichern die Schiffe das Wasser mit Sauerstoff an und wirbeln Nahrung frei.

     

    Aufgrund des reichen Muschelvorkommens erreichen die Karpfen in den Ruhrgebietskanälen enorme Gewichte.

    Weitere Hot Spots sind die Bereiche in unmittelbarer Nähe der Spundwände. Ein langsam an der Pose treibender Wurm oder ein totes Köderfischchen hat schon so manchen schönen Barsch und Zander verführt. Das Angeln auf Steinpackungen ist ebenfalls Erfolg versprechend: Aale, Barsche und Zander sind die Beute. Speziell in den Morgen- und Abendstunden suchen sie dort nach Krebsen, Brutfischen und anderer Nahrung.

    Mit großer Vorliebe stelle ich der Familie der Stachelritter mit der Spinnrute nach. Barsche lassen sich entlang der Spundwände und auf den Steinpackungen sehr gut mit kleinen Spinnern erbeuten. Ein 2er Mepps im rot-silbernen Dekor an einer 17er monofilen Schnur ohne Wirbel hört sich zwar sehr fein an, ist aber bei den manchmal recht scheuen Barschen genau das Richtige. Eine weiche Rute vermindert die Gefahr des Ausschlitzens während des Anhiebs und des Drills.

    Den Zandern, sie sind im Kanal meist 50 bis 60 Zentimeter lang, und den kapitalen Barschen rücke ich mit der Twisterrute zu Leibe. Dunkle, goldene oder silber-braune Twister und maximal zehn Zentimeter lange Gummifische bringen auch bei trübem Wasser gute Ergebnisse.

    Diese Köder biete ich mit einer steifen Spinnrute an geflochtener Schnur mit kleinen Sprüngen an Übergängen von Spundwänden zu Steinpackungen oder an Brücken und Hafeneinfahrten an. Die meisten Bisse erfolgen in der Absinkphase des Köders.

    Wenn das Wasser besonders klar ist oder viele Hänger zu erwarten sind, schalte ich der geflochtenen Schnur ein bis zwei Meter möglichst „unsichtbare“ monofile Schnur vor. Diese wird von den Fischen kaum wahrgenommen, und die Verluste bei Hängern sind nicht so kostspielig, wie bei der geflochtenen Schnur. Hechte werden in den Kanälen nur sehr selten erbeutet. Wenn überhaupt, stehen sie zumeist in den klaren, krautreichen Bereichen vor Schleusen.

    Zwar wenig betrieben, aber extrem spannend ist im Sommer und Frühherbst das Oberflächenfischen mit Kunstködern. Tagsüber, selbst bei größter Hitze, wird den an der Oberfläche jagenden Barschtrupps und immer häufiger vorkommenden Rapfen mit kleinen, schnell geführten Spinnern, Miniwobblern, Jerkbaits sowie flach laufenden Blinkern erfolgreich nachgestellt.

    Die bis etwa acht Pfund schweren Schiede machen während der Jagd lautstark auf sich aufmerksam. Dann gilt es, mit dem Wurf schnell zu sein, damit der Köder direkt im Lauben-schwarm landet. Aber auch, wenn sich die Rapfen nicht bemerkbar machen, sind sie in Bereichen vor Anlegepollern, Spundwänden und Schleusen erfolgreich zu befischen.

    Wer seinen Köder schnell unter der Oberfläche führt, wird selbst träge Räuber betören. Da es in den Kanälen kaum Hindernisse gibt, stellen die Drills selbst kapitaler Rapfen den Petrijünger in der Regel vor keine zu großen Probleme.

    Die Kanal-Rapfen beißen am besten vor Anlegepollern, Spundwänden und Schleusen. Hier fiel einer auf einen Spinner herein.

    Sogar nachts bestehen beste Fangaussichten: auf Zander! Ideale Köder: dunkle, etwa zwölf Zentimeter lange Schwimmwobbler, die sich kontrastreich gegen den Himmel abheben. In speziell von Lampen oder Laternen beschienenen Bereichen lohnt sich die Fischwaid ganz besonders. Dort sammeln sich die Kleinfische – und das wissen die Zander…

    Doch nicht nur Raubfisch-, auch Friedfischangler sind an den Kanälen des Ruhrgebietes genau richtig. Von Januar bis Dezember! Häufigste Weißfischarten: Rotaugen und Lauben. Sie waren es auch, die früher Wettfischen entschieden.

    Idylle pur, wo man sie gar nicht vermutet: Abendstimmung am Ruhrgebiets-Kanal.

    Eingefleischte Stipper angeln gern mit Hanf und Maden und erbeuten speziell bei frostigen Temperaturen pfündige Rotaugen. Dunkles, mit Maden und Hanf versehenes Futter, nach der Devise „wenig aber oft“ angeboten, hält die Plötzen bei Laune.

    Das Angeln mit der Feederrute an oder in der Fahrrinne ist ebenfalls erfolgreich. Vorwiegende Beute: Brassen und gelegentlich Schleien. Die Brassenbestände in den Kanälen allerdings sind auf dem Rückmarsch, weil der Laich und auch die Brut dieser Spezies
    empfindlich auf die Auswirkungen der immer stärker werdenden Schifffahrt reagieren.

    Zu den Karpfen: Sie werden aufgrund des reichen Muschelvorkommens enorm groß, und es sind bereits Fische in Gewichten von mehr als 20 Kilogramm gefangen worden. Beste Köder: Boilies, Mais sowie Kartoffeln. Anfüttern ist sinnvoll. Legen Sie dabei das Futter und die Festbleimontage mit dem Köder auch nachts ruhig mal mitten in die Fahrrinne. Dort sind die Karpfen mit Vorliebe unterwegs.

    Auch ältere Angler, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, finden an den Kanälen Plätze, an die sie fast mit dem Auto heranfahren können. Bereiche, die sich ebenfalls sehr gut für Kurzansitze eignen.

    Ein letzter Tipp noch: Nehmen Sie statt der üblichen Erdspeere ein Dreibein oder ein Rod Pod mit ans Wasser. An vielen Uferabschnitten lassen sich nämlich konventionelle Rutenständer aufgrund der mit Steinen und Beton versehenen Ufer kaum verwenden. So vorbereitet, werden Sie beim Angeln in den Kanälen im Ruhrgebiet viel Freude haben. Außerdem sind die Fische aufgrund der guten Wasserqualität in der Küche ein kulinarischer Hochgenuss.

    Gewässer-Check: Ruhrgebietskanäle

     

    Erlaubnisscheine und Infos: In allen Angelgeräte-Fachgeschäften des Ruhrgebietes, zum Beispiel bei Angel Ussat, Wittbräuckerstraße 18a, 44287 Dortmund, Tel. 0231/445647, Fax 0231/445648, E-Mail: info@angel-ussat.de sowie im Angelcenter Schroll, Vinckestr. 108, 44581 Castrop-Rauxel, Teefon 02305/971445, Fax 02305/971446. Die Tageskarte kostet 3 Euro.

     

    Bestimmungen: Gastangler dürfen zwei Ruten benutzen. Bis auf Werksgelände und einige wenige im Erlaubnisschein angegebene Häfen dürfen die Kanäle beidseitig befischt werden. Nachtangeln ist erlaubt, Bootsfischen nicht.

     

    Lage und Anfahrt: In Nordrhein-Westfalen. Nördlich von Dortmund im Bereich Datteln treffen sich der Rhein-Herne-Kanal, der Dortmund-Ems-Kanal, der Datteln-Hamm-Kanal sowie der Wesel-Datteln Kanal. Anfahrt: über die Autobahnen A1, A2, A42 und A43.

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