ANZEIGE

Nister: Bewertung der Renaturierung

1762
Ob durch Renaturierungsmaßnahmen wie der Aufschüttung von Inseln die Artenvielfalt in der und um die Nister angestiegen ist, untersucht die Arbeitsgruppe Fließgewässerökologie der Universität in Koblenz. Bild: UKL/A. Hürter

Die Arbeitsgruppe Fließgewässerökologie der Universität Koblenz-Landau begleitet das Renaturierungsprojekt „INTASAQUA – Integrativer Artenschutz aquatischer Verantwortungsarten an der Nister“ und wird den Nutzen der gerade abgeschlossenen Maßnahmen im Westerwald wissenschaftlich bewerten.

Diese Maßnahmen – der Wiederanschluss von Wiesenbewässerungsgräben sowie die erneute Aufschüttung von Inseln und Kiesbänken im Fluss Nister – wurden in den vergangenen drei Jahren vom Landkreis Altenkirchen umgesetzt. Dadurch sollen verlorene Lebensräume wiederhergestellt und die Qualität der Lebensräume verbessert werden, um die Artenvielfalt zu erhöhen. Diese Maßnahmen und die anschließenden wissenschaftlichen Untersuchungen zur Erfolgskontrolle wird die Leiterin des Projekts, PD Dr. Carola Winkelmann von der Universität in Koblenz, in der Ortsgemeinde Astert im Westerwald am kommenden Freitag im Rahmen der Abschlussveranstaltung den Projektbeteiligten präsentieren.

Verbesserungen für den Lachs, Nachteile für Bachmuschel und Nase

Die wissenschaftliche Bewertung der Maßnahmen ist für den Artenschutz bedeutsam, da alle Tier- und Pflanzenarten durch komplizierte Beziehungen miteinander verbunden sind. Wenn der Lebensraum ausschließlich für eine Art, zum Beispiel den Lachs, verbessert wird, können andere Arten darunter leiden. Am Fluss Nister sind dies zum Beispiel die Bachmuscheln, die durch ihre Filtration das Wasser verbessern, die Nasen, algenfressende Fische, die den Bachgrund säubern oder auch viele verschiedene Wasserinsekten, die später Spinnen und Vögeln als Nahrung dienen können.

Welchen Arten diese Maßnahmen nutzen und ob sich beispielsweise die neu geschaffenen Lebensräume als Laichplätze für Nasen eignen, untersucht derzeit eine Studentin der Universität in Koblenz im Rahmen ihrer Masterarbeit im Studiengang BioGeoWissenschaften. Die erste Larve konnte sie bereits am vergangenen Montag finden. Aber erst eine genetische Untersuchung wird in den kommenden Wochen klären, ob es sich tatsächlich um eine Nasenlarve handelt.

Mehr Wasserinsekten, mehr Spinnen, mehr Vögel

Eine Wissenschaftlerin der Universität in Koblenz konnte schon erste wichtige Erkenntnisse aus ihrer Untersuchung der Nahrungsbeziehungen im Gewässerumfeld ziehen: Die Analysen der im vergangenen Jahr gesammelten Spinnen am Ufer der Nister zeigen, dass Wasserinsekten bis zu 75 Prozent ihrer Nahrung ausmachen können. Wenn also die renaturierte Nister mehr Wasserinsekten einen Lebensraum bietet, sollte dies auch den Spinnen am Ufer nutzen, die wiederum Nahrung für größere Tiere sind. In solchen sogenannten Subsidien stellen Fließgewässer Nahrung auch für das Gewässerumfeld bereit. Diese Interaktionen sind insbesondere in Zeiten des Insektensterbens von hoher Bedeutung.

„Wissenschaftliche Ergebnisse wie diese sind notwendig, um die Wirkung von Renaturierungsmaßnahmen genauer zu verstehen. Nur so können auch in Zukunft Maßnahmen zielgenau auf einzelne Gewässer zugeschnitten werden. Die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis ist also für beide Seiten gewinnbringend, wie in diesem Projekt beispielhaft gezeigt wird. Und die stärksten Nutznießer könnten die Arten in der Nister sein“, betont die Leiterin des Projekts, PD Dr. Carola Winkelmann.

Stabilisierung von Flussperlmuschel, Bachmuschel, Barbe und Nase

Das Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben INTASAQUA rückt den Fluss Nister, ein ökologisch besonders wertvolles Projektgebiet im Westerwald, in den Fokus. Mit dem Vorhaben soll in diesem Projektgebiet modellhaft erprobt werden, wie die aquatische Biodiversität kleiner bis mittelgroßer Fließgewässer erhalten bzw. verbessert werden kann. Daraus sollen belastbare Handlungsempfehlungen abgeleitet werden, die eine breite Übertragbarkeit der Ansätze auf andere Gewässer ermöglichen. Neben einer kurzfristigen Stabilisierung besonders wertvoller Arten, wie der Flussperlmuschel, Bachmuschel, Barbe oder Nase, zielt das Vorhaben auf eine langfristige Verbesserung der Lebensraumbedingungen zur Erhaltung der hohen Artenvielfalt ab.

Als Träger des INTASAQUA Hauptvorhabens setzte der Landkreis Altenkirchen ab Oktober 2019 wasserbauliche Maßnahmen an der Nister um. Dies wurde mit Hilfe einer Förderung durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) sowie Mitteln des Landkreis Altenkirchen, des Westerwaldkreises und der Verbandsgemeinden Altenkirchen-Flammersfeld, Betzdorf-Gebhardshain, Hachenburg, Hamm und Wissen finanziert.

Die vierjährige wissenschaftliche Begleituntersuchung dieses Vorhabens wird vollständig vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz finanziert und von der Arbeitsgruppe Fließgewässerökologie der Universität in Koblenz zusammen mit der Arbeitsgruppe Molekulare Zoologie und dem Lehrstuhl für Aquatische Systembiologie der Technischen Universität München übernommen.

-Pressemitteilung Universität Koblenz-Landau-

ANZEIGE
Abo Fisch&Fang