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Neue Schrader-Köder?

Köder mit dem typischen Skelettmuster der Schrader-Bachteufel. Die beiden linken Blinker tragen auch noch einen Sneckbent-Drilling. Im Grunde sind diese Forellenblinkerchen ein Klon aus Koppe und Bachteufel.

Auf der letzten Hildebrandt-Auktion konnte ich ein Display mit einigen Ködern ersteigern.

Als ich in Erfahrung bringen konnte, dass der vorherige Besitzer aus dem Rheinland und auch noch aus Nähe von Düren stammte, habe ich bei der Auktion besonders genau hingesehen. Meister Schrader hatte seinen letzten Standort in Blens bei Düren, direkt an der forellenreichen Rur. Da der Wohnort des früheren Eigentümers dieser Köder ebenfalls nur wenige Kilometer von der Rur entfernt gelegen war, ging bei mir gleich die rote Warnlampe an!

Fundzusammenhang passt!

In Vergrößerung habe ich mir vor dem Bieten das Köderkonvolut genau angesehen. Schnell erkannte ich Blinker, die mit dem typischen Skelett- oder Gräten-Muster der Bachteufel verziert waren. Dazu viele koppenförmige Blinker, deren Flossen mit einem Seitenschneider eingekerbt waren. Auch eine SK-Koppe („Schrader Koppe“) von Plate lag mit dabei. In einem anderen Konvolut konnte ich drei SB-Bachteufel („Schraders Bachteufel“) von Plate entdecken. Der Fundzusammenhang passte also. 50er/60er Jahre, Region Düren! Auch tragen viele Köder Sneckbentdrillinge, die rot bemalt wurde. Die Augen sind mit einem Körner eingeschlagen und dann mit Farbe akzentuiert worden.

Der berühmte Kölner Fachhändler hatte die Rechte an seinen Ködern Bachteufel und Schrader-Koppe Anfang der 1950er Jahre an die Bonner Firma Plate verkauft. Ich nehme an, dass diese Köder kurz danach und bis in die 1960er gefertigt wurden (Schrader verstarb 1970), denn sie besitzen keine Nadelwirbel mehr. Sie erinnern entfernt an Bachteufel und Koppe, sehen aber  minimal anders aus. Solche späteren Köder könnte ich rund um Düren schon häufiger finden.

Maus von Schrader?

Im Konvolut findet sich auch ein Mausblinker mit angenieteten Gummiohren und ebenfalls gekörnten Augen. In der Bauweise erinnert sie stark an die Mausblinker von DAM und Jacoby. Ein weiteres interessantes Detail: Im Konvolut befindet sich ein DAM Heintzblinker mit einem Preisschild des Angelgerätehändlers Degen aus der Dürener Innenstadt. Die Firma Degen ist der Nochfolger von Marx & Hoffmann. Degen hatte um ca. 1970 Teile des Nachlasses von Schrader aufgekauft und vertrieben. Vor ca. 25-30 Jahren konnte ich dort noch gemarkte Schrader-Köder, Plate-Koppen und auch Schrader-Ruten mit Pik-As-Aufklebern kaufen. Das ganze Lager lag voll.

Infos, Fragen und Anregungen bitte an thomas.kalweit@paulparey.de

Koppen
Größere Koppen mit ausgestellten Flossen, die mit einem Seitenschneider eingekerbt wurden. Auch eine SK-Koppe von Plate (rechts) war beim Fund dabei. Besonders spektakulär: Die Koppe in der Mitte mit Kopfdrilling wie bei einem Heintz-Blinker.
Weitere schlanke Koppenblinker, die beiden mittleren mit Sneckbent-Drilling.
Zum Vergleich: Diese quasi identischen Köder konnte ich noch 2013 bei Düren erwerben.
Köder-Besonderheiten: In der Mitte ein Mausblinker mit angenieteten Gummiohren und Gummischwanz.
Auch beim Mausblinker wurden die Augen mit einem Körner eingeschlagen und dann bemalt.
Seltsamer Blinker aus dem gleichen Konvolut. Auch er besitzt ins Metall eingeschlagene Augen, die danach mit Silberfarbe akzentuiert wurden.
In Konvolut befand sich ein Heintz-Blinker von der Dürener Firma Degen. Dort wurde ab ca. 1970 noch jahrzehntelang Ware aus dem Nachlass von Schrader verkauft. Wer denkt, dass Angelgeräte heute teuer sind, sollte sich einmal den DM-Preis dieses Köders anschauen.

INFO

Schrader-Köder wurden an die 40 Jahre lang hergestellt. Je nach verfügbaren Materialien und Farben variieren die Köder. Auch spielen immer wieder die Moden der Zeit, die gerade angesagten Kunstköder, mit in die Produktion hinein. So gibt es Köder, die stark an den DAM Turbler erinnern oder dem Heintz-Blinker nachempfunden sind. Andere Köder ähneln enorm kleinen Forellenblinkern von Sol. Es ist anzunehmen, dass Meister Schrader seine Leute für die Produktion hatte, manche Köder hat er sicher auch selbst hergestellt, vor allem in früheren Zeiten. Die Bemalung könnte vor allem auch von Frauen durchgeführt worden sein. Im Kölner Laden bediente beispielsweise eine ältere Dame, die wahrscheinlich in Leerlaufzeiten Köder montiert und bemalt hat. Als er im Alter nach Blens umgezogen ist, hat er dort einen allwöchentlichen Anglerstammtisch betrieben.

Anmerkung vom 21. Oktober 2023

Hendrik Olliges konnte 2012 diese Kunstköder in Düren-Kreuzau erwerben, sie wurden nach Angaben der Nachkommen von Peter Henn (*1909 +1995) aus Kreuzau hergestellt. Ich vermute, dass zwischen Henn und Schrader irgendein Zusammenhang bestanden hat. Kreuzau und Kallerbend, der letzte Wohnort von Schrader, liegen nur drei Kilometer voneinander entfernt, beide Orte liegen an der Rur. Zudem hatte Schrader Jahre lang die Rur in Kreuzau-Obermaubach gepachtet, quasi vor der Tür von Henn. Beide müssen sich also gekannt haben. Schrader war ja eine lokale Berühmtheit, hat jeden Sonntag einen gut besuchten Angelstammtisch abgehalten. Zudem haben diese Henn-Köder unbezweifelbare Ähnlichkeit mit Schrader-Modellen (z.B. Grätenmuster des Bachteufels). Vielleicht hat Henn Köder für Schrader gefertigt oder auch erst Köder nach Schraders Tod hergestellt? Wir sind ja immer schon davon ausgegangen, dass Schrader seine Köder nicht über all die Jahre selbst gebaut hat, zu stark sind die Unterschiede der einzelnen Produktionslinien. Ganz sicher hatte er seine Leute dafür, wahrscheinlich über 40 Jahre auch unterschiedliche. Ich habe inzwischen Kontakt mit einem Nachfahren aufnehmen können, der leider in dieser Thematik auch nicht weiterhelfen konnte. TK

Genau die gleichen Köder! Gebaut von Peter Henn in Düren-Kreuzau, um die Ecke vom Meister Schrader. Hat Henn Köder für Schrader gefertigt? Oder erst nach Schraders Tot mit dem Bauen begonnen? Bild: H. Olliges
Köderbauer Peter Henn in den 1960er Jahren. Bild: privat/H. Olliges
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