Experten-Blogs Sammlerblog Nachkriegs-Heintz aus der Vorkriegszeit?

Nachkriegs-Heintz aus der Vorkriegszeit?

Gelbe DAM-Schachtel mit Ziegenbock, Pinguin und Ever Ready - trotzdem verkauft und wohl auch produziert in der Nachkriegszeit. Dieser Köder trägt eine für DAM ungewöhnliche Punze. Das erste Nachkriegsmodell aus dem Jahr 1949?

Viele Sammler packen DAM-Gerät mit Ziegenbock, vor allem, wenn es in gelben Pappschachteln verkauft wurde und den Handelsnamen „Ever Ready“ trägt, automatisch in die Vorkriegszeit.

Vor einiger Zeit habe ich hier im Blog unter dem Titel „Gelb heißt nicht Vorkrieg“ darüber berichtet, dass DAM auch noch deutlich nach dem 2. Weltkrieg Gerät in gelben Schachteln verkauft hat. Auf diesen Beitrag hat sich Sören Fietz gemeldet:

„Hallo Thomas, wie im November 2019 in deinem Blog angemerkt, verkaufte DAM auch nach dem Zweiten Weltkrieg Köder in den bekannten gelben Pappschachteln. Ich konnte kürzlich ein schönes Exemplar mit zugehörigem Inhalt erwerben. Die Box ist mit der Katalognummer 1615½ sowie der Größe 60 beschriftet. Hinter der Katalognummer 1615½ verbirgt sich der zweifarbige Heintz-Blinker, der innen vergoldet und außen versilbert wurde. Vor dem Zweiten Weltkrieg wurde genau diesem Köder noch die Katalognummer 2005½ zugeordnet. Im DAM-Katalog von 1949 fehlt diese spezielle Heintz-Variante, sie taucht dann aber spätestens im DAM-Katalog von 1952 wieder auf. Interessant ist nun auch noch die Größe meines Köders. Er ist, wie auf der Schachtel angegeben, 60 mm lang. Die DAM-Kataloge von 1949 (nur einfarbige Varianten im Programm) sowie 1952 und 1954 (u. a. vergoldete und versilberte Variante im Programm) geben die Größe des kleinsten Heintz-Blinkers mit 70 mm an. Es gab z. T. auch noch Heintz-Blinker in 50 mm Länge, diese waren aber silberfarben mit blauer Lackierung. Der Katalog von 1951 fehlt mir leider in meiner Sammlung. Für das Jahr 1950 gab DAM meines Wissens kein Katalog heraus. Zuletzt wurde der vergoldete und versilberte Heintz also in den Katalogen der Vorkriegszeit mit 60 mm beworben. Ist mein Heintz eventuell noch in der Vorkriegszeit produziert worden? Wurden Restbestände des Heintz noch nach dem Krieg verkauft? Der Karton dürfte erst nach dem Krieg mit dieser Nummerierung versehen worden sein. Ist die Innenseite wirklich vergoldet? Die Veredelung der Innenseite ist nicht angelaufen und fast kitschig orangefarben. Abschließend kann ich noch anmerken, dass ich die Schachtel samt Köder in den USA erwarb. Viele Grüße Sören“

Hallo Sören, gefühlsmäßig hätte ich einen Heintz-Blinker mit dieser Punze nie zu DAM gepackt. Meine Exemplare in gelben DAM-Schachteln haben die zweizeilige Punzierung „Heintz-Blinker“ (siehe Foto). Diese findet man in der Vorkriegszeit (siehe Scan des 1933er Kataloges) und auch in der Nachkriegszeit. Wenn ich aber ganz genau in meine sehr schlechte Kopie des 1949er DAM-Kataloges mit seinen winzigen Bildchen schaue, dann kann ich da auch nur „Heintz“ auf dem besagten Blinker erkennen. Man lernt nie aus! Vielleicht hat ja jemand einen besseren Scan, den er schicken kann!

Ich habe auch noch nie eine so auffällige und hübsche Vergoldung gesehen, es handelt sich offenbar um preiswerteres Rotgold mit hohem Kupferanteil.

Kurz nach dem 2. Weltkrieg ist bei DAM sicherlich erst einmal mit alten Stanzformen und Druckvorlagen aus der Vorkriegszeit produziert worden. Aus Materialmangel wurden zweifellos auch alle alten Vorräte erst einmal aufgebraucht. Es ist aber fraglich, ob es nach der Ausbombung Berlins und nach der Kriesgwirtschaft, wo alles vorhandene Metall für Rüstungsgüter verwendet wurde, überhaupt größere Restbestände an Maschinen und Angelgeräten aus früheren Zeiten gegeben hat.

Bei meinem Modell 1605 (Foto ganz unten) handelt es sich um die einfache Ausführung mit Sprengringen, bei dem auf die für den Heintz-Blinker typische und verhedderungsfreie Hakenmontierung verzichtet wurde, die Dein Modell 1615 besitzt.

Wer weiß mehr? Infos an thomas.kalweit@paulparey.de

Ein wunderschöner Kunstköder mit besonders hübscher Vergoldung, wahrscheinlich Rotgold mit viel beigemengtem Kupfer zur Kostenersparnis.
Die Rückseite des Heintz-Blinkers ist versilbert und teilweise schwarz angelaufen, ein eindeutiges Indiz für eine Versilberung.
Die Bestellnummer 1615 1/2 auf der gelben DAM-Schachtel stammt eindeutig aus der Nachkriegszeit.
Aus dem DAM-Katalog von 1933: "Heintzer" mit dem für DAM typischen zweizeiligen Aufdruck "Heintz-Blinker",
Zum Vergleich: DAM-Heintzblinker 1605, einfache Ausführung mit Sprengringmontage. Diese Ausführung war in den 1950/60er Jahren zu haben, anfangs noch in der gelben Box.

Anmerkung vom 15. Dezember 2020:

Sören Fietz hat einen Scan aus seinem 1949er DAM-Katalog geschickt. Hier trägt der Heintz-Blinker eindeutig nur die Punze „Heintz“ anstatt der sonst bei DAM üblichen zweizeiligen Punze „Heintz-Blinker“.

"Heintz" aus dem an Bildern äußerst spartanischen DAM-Katalog von 1949. In diesem ersten Nachkriegskatalog finden sich nur winzige Scharz-Weiß-Bildchen.
Die mobile Version verlassen