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Maifische für den Rhein


Da wurden sogar die Anzughosen hochgekrempelt: Die Honorarkonsuln Jean Möhring (von links) und Jacques Laborde setzen zusammen mit Projektleiter Dr. Andreas Scharbert die Maifischbrütlinge in den Rhein aus.

Am 12. Juni setzten in Köln-Poll offizielle Vertreter aus Nordrhein-Westfalen, Hessen, Frankreich und den Niederlanden zusammen mit Kindern Maifische in den Rhein aus.

Schüler der Gemeinschaftsgrundschule Köln-Poll durften ebenfalls bei der Maifisch-Besatzaktion mithelfen.

Dr. Peter Beeck und Florian-Peter Koch, Fischereireferenten der Umweltministerien Nordrhein-Westfalen und Hessen, eröffneten die diesjährige Besatzaktion am Rhein und seinen Nebenflüssen an einem historischen Fangort der früheren Poller Fischer. Sie setzten die ersten der etwa 5.000 winzigen und erst einen Tag zuvor in der Zuchtanlage des Maifischprojektes im südwestfranzösischen Bruch geschlüpften Maifischlarven aus, bevor die Honorarkonsuln der an dem EU Life+ Maifischprojekt beteiligten Länder Frankreich und Niederlande, Jean Möhring und Jacques Laborde, spontan in ihren Anzügen mithalfen. Die übrigen kleinen Maifischlein wurden unter großer Begeisterung von Schülern der Gemeinschaftsgrundschule Köln-Poll eingesetzt, die zuvor mit nahezu 200 Kindern aus Kindergärten und Schulen in einem begleitenden Programm des Rheinischen Fischereiverbandes und der Universität Köln einen Einblick in die Lebensgemeinschaften des Rheins erhalten hatten.

Besatzfische aus Frankreich

In diesem Jahr könnten die ersten Maifische aus dem Besatzprogramm zum Laichen aus dem Meer zum Laichen in den Rhein zurückkehren. Wenngleich unlängst ein von einem niederländischen Berufsfischer im Lek gefangener geschlechtsreifer Maifisch nicht eindeutig den Besatzmaßnahmen zugeordnet werden konnte, sei der Nachweis laichreifer Maifische, die den Rhein herauf wanderten, ein mehr als ermutigendes Zeichen für die erfolgreich verlaufende Wiederansiedlung des Maifischs im Rhein, sagte Dr. Peter Beeck, ohne zu verhehlen, dass ihm der Erfolg des Projektes als ehemaligen Projektmanager sehr am Herzen liege.

Möglich gemacht wird die Wiederansiedlung des Maifischs durch die EU, die das Projekt über das Förderinstrument „Life+“ zur Hälfte finanziert. In Nordrhein-Westfalen wird das Wiederansiedlungsprojekt vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) getragen. Die Maifische stammen aus der Aquitaine, Hessens Partnerregion in Frankreich, wo die jungen Maifische an den Flüssen Garonne und Dordogne das Licht der Welt erblickt hatten. Dort lebt einer der größten Maifischbestände Europas. Neben Hessen und Frankreich sind auch noch die Niederlande an der Wiederansiedlung des Maifischs im Rhein beteiligt.

Brotfisch der Rheinfischer

Hunderttausende der bis zu drei Kilogramm schweren heringsartigen Fische zogen bis vor 100 Jahren jedes Jahr im Mai den Rhein hinauf und waren eine wichtige Einkommensquelle für die Fischer. Dies gilt insbesondere für das ehemalige Fischerdorf Köln-Poll, wo die Maifische heute symbolträchtig im Rhein ausgewildert wurden. Durch die Verschmutzung des Wassers und Baumaßnahmen verschwanden die Wanderfische aus dem Rhein, heute gibt es nur noch wenige Restbestände in Europa. Nachdem die Wasserqualität des Rheins wieder so gut geworden ist, dass andere Wanderfischarten wieder zurückkehren, bestehen begründete Hoffnungen, dass der Maifisch wieder dauerhaft im Rhein angesiedelt werden kann.

Der heringsartige Maifisch wird 50 bis 70 Zentimeter lang und bis zu drei Kilogramm schwer. Er verbringt den größten Teil seines Lebens im Meer. Wie der Lachs kommt der Maifisch einmal in seinem Leben vom Meer zurück in die Flüsse. Im Alter von drei bis fünf Jahren wandert er im Frühjahr in großen Schwärmen viele hundert Kilometer die Flüsse hinauf, um sich während der warmen Mainächte auf Kiesbänken fortzupflanzen und anschließend zu sterben. Nach nur vier Tagen schlüpfen bereits die kleinen Maifische aus den Eiern. Nach einigen Wochen Aufenthalt in den Flüssen wandern sie bis zum Winter in die Mündungsbereiche und von dort ins Meer. Zum Meer abwandernde Jungfische wurden bereits mehrfach am Niederrhein beobachtet.

-Hans Burgwinkel/Andreas Scharbert-

Bild: MM-Fototeam

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