Der NABU und der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) haben den Kormoran zum „Vogel des Jahres 2010“ gewählt. Die Anglerverbände sind empört.
13.10.2009
Die beiden Naturschutz-Verbände wollen sich damit offensiv für den Schutz des Kormorans einsetzen. „Unter dem Vorwand eines Kormoran-Managements haben nahezu alle Bundesländer spezielle Kormoran-Verordnungen erlassen, die den bestehenden Schutz der Vögel untergraben“, meint NABU-Vizepräsident Helmut Opitz. „Die Rückkehr des Kormorans ist ein Erfolg für den Vogelschutz, auf den wir stolz sein können“, betonte der LBV-Vorsitzende Ludwig Sothmann. Berufsfischer und Angler versuchten jedoch, die Vertreter von Politik und Behörden von angeblich massiven wirtschaftlichen Schäden und der Bedrohung einzelner Fischarten durch den Vogel zu überzeugen. „Doch Kormorane vernichten keine natürlichen Fischbestände und gefährden langfristig auch keine Fischarten. Vielmehr kommt es darauf an, sich für die ökologische Verbesserung unserer Gewässer einzusetzen – damit alle Fische und Wasservögel Raum zum Leben haben“, so Sothmann. Aus Sicht von NABU und LBV sollten fischfressende Vogelarten wie der Kormoran als natürlicher Bestandteil unserer Gewässerökosysteme akzeptiert werden. „Die Vögel fangen bevorzugt Fische, die sie ohne großen Aufwand erbeuten können – sie sind Nahrungsopportunisten. Darum stehen vor allem häufige und wirtschaftlich unbedeutende Weißfische wie Rotaugen, Brachsen und andere Kleinfische auf ihrem Speiseplan, die besonders in nährstoffreichen Gewässern in großen Mengen vorkommen. Edelfische wie Felchen oder Äschen machen wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge nur geringe Anteile ihrer Nahrung aus“, erklären NABU und LBV in ihrer Pressemitteilung.
Heftige Reaktionen der Fischereiverbände auf NABU-Nominierung
Die Stellungnahme des DAV und des VDSF: Der Kormoran wird Vogel des Jahres 2010 – besser kann man nicht dokumentieren, dass NABU und der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) sich außerhalb jeglicher Vernunft und insbesondere außerhalb demokratischer Normen bewegen. Am 4. Dezember 2008 haben mehr als 96 Prozent aller Abgeordneten des Europäischen Parlamentes aus allen 27 Mitgliedsstaaten dafür gestimmt, wegen der extremen Populationszunahme des Kormorans in den letzten 20 Jahren ein europäisches Kormoranmanagement zu prüfen. Diese Mitglieder des Europäischen Parlaments sind ausgestattet mit dem demokratischen Votum der Bewohner von 27 Mitgliedsstaaten: für NABU und LBV gilt das nicht, es ist für sie uninteressant, was die demokratisch gewählten Volksvertreter beschließen. Sie sind in den Augen von NABU-Funktionären anscheinend zu dumm, den wahren Sachverhalt zu begreifen, nur NABU und LBV allein haben den Durchblick. In den einzelnen Bundesländern konnten im jahrelangen Kampf gegen eben solche Fundamentalisten und Negierer von Wahrheiten wie NABU und LBV Verordnungen zum Schutz der Fischbestände in den Teichanlagen, wo die Betreiber durch Kormoranfraß an den Rand des Ruins getrieben worden sind, Einhalt geboten werden. In den Bächen, Flüssen und Seen konnten Arten, die durch den Kormoran z. B. in den bayerischen Gebirgsflüssen zu 96 % (Äsche) ausgerottet worden sind, mit viel Mühe und großem finanziellem Aufwand wieder etwas besser geschützt werden. All diese Verordnungen wurden durch gewählte Volksvertreter und in der Umsetzung durch die jeweils regierenden Parteien in den entsprechenden Ministerien nach jahrelangem Nach weis der realen Schäden beschlossen. Für NABU und LBV noch lange kein Grund demokratisch gefasste Beschlüsse und Regelungen anzuerkennen. Vielmehr werden erneut völlig unverfroren Unwahrheiten sowohl zum Kormoran als auch zu den Schäden und insbesondere zum Fraßverhalten dieser zweifelsfrei in unsere Vogelwelt gehörende Spezies veröffentlicht. Er gehört in unsere Tierwelt, er hat eine Existenzberechtigung, aber er hat eben so wenig wie jede andere Art das Recht, andere Arten auszurotten, nur weil er Federn hat. NABU und LBV schrecken selbst vor so großen Lügen nicht zurück, dass „Edelfische“ wie Äschen wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge nur geringere Anteile in der Nahrung ausmachen und deshalb kein Schaden eintreten könne. Die TU München hat den aus dem Kormoranfraß resultierenden Schaden bei Äschen mit 96 Prozent sicher wissenschaftlich bestimmt. Es interessiert sie auch nicht, dass mehr als 90 Prozent aller typischen Fließgewässerfischarten auf der Roten Liste stehen und es ficht solche Kreise auch nicht an, wenn durch derartige Aktionen, wie sie nunmehr durch NABU und LBV initiiert werden, die Ausrottung noch viel schneller geht. Aber sie nennen sich Naturschützer. Dabei betreiben sie vielmehr ein sehr abscheuliches Spiel, indem sie wirtschaftlich unbedeutende Weißfische wie Rotaugen, Brachsen und andere Kleinfische zur radikalen Dezimierung durch den Kormoran freigeben; schließlich ist es ja kein so bedeutendes Leben wie bei einem „Edelfisch“. Das Benennen des Kormorans zum Vogel des Jahres 2010 ist ein Schlag in das Gesicht aller Demokraten und wirklichen Naturschützer. Es ist der hoffentlich letzte Versuch, das Rad der Entwicklung zurückzudrehen. „Wir als die wirklichen Schützer der Natur werden auch in Zukunft viel Geld in die Hand nehmen und viel Zeit opfern, um die Artenvielfalt in den Gewässern, wie schon in den letzten 20 Jahren praktiziert, hoch zu halten, wir werden auch Arten, die keinerlei wirtschaftliche Bedeutung haben, wieder heimisch machen und wir werden insbesondere die Politiker und die politischen Parteien bitten, dieser Negation der Demokratie Einhalt zu gebieten, damit Recht, Ordnung und Sachverstand auch bei NABU und LBV wieder eine Heimstatt finden“ fassen die Präsidenten des VDSF und des DAV Peter Mohnert und Prof. Dr. Werner Steffens die große Verärgerung der Angler und Berufsfischer in Worte. Offenbach und Berlin, den 9.10.2009 Verband Deutscher Sportfischer e.V. und Deutscher Anglerverband e.V.
Weitere Stellungnahme zum Vogel des Jahres 2010
Der Landesfischereiverband Baden-Württemberg begrüßt die Wahl des Kormorans zum „Vogel des Jahres 2010“ durch den NABU und den Landesbund für Vogelschutz in Bayern. „Wir hoffen, dass dadurch auch der Blick auf die stetig wachsenden Probleme gerichtet wird, die diese Vogelart in den letzten Jahren verursacht“, erklärt der Verband in einer Pressemitteilung. Der Landesfischereiverband Baden-Württemberg erklärt weiter: Nach den vorliegenden, geschichtlichen Forschungen, z.B. durch das Landesamt für Denkmalspflege, war der Kormoran seit der Steinzeit in Süddeutschland extrem selten und trat nie in Massen auf. Seit den 80er Jahren nimmt der Brutbestand in Baden-Württemberg exponential zu, es bilden sich jedes Jahr neue Kolonien und ein Ende dieser Entwicklung ist derzeit nicht in Sicht. Die Behauptung, der Kormoran würde vor allem wirtschaftlich unbedeutende Fischarten fressen, ist wissenschaftlich vielfach widerlegt und schlichtweg falsch. Besonders die Äsche ist in ihrem Verbreitungsgebiet auf dem Speiseplan des Kormorans weit überproportional vertreten und in der Zwischenzeit bereits in ihrer Existenz bedroht. Obwohl sich der Zustand unserer Gewässer in den letzten Jahren durch Millioneninvestitionen in Gewässerreinhaltung, Durchgängigmachung und Strukturverbesserung vielerorts stark verbessert hat, erleben nun auch die vom NABU als „unbedeutend“ bezeichneten Weißfischbestände starke Einbrüche. Die Nennung des Kormorans zum „Vogel des Jahres 2010“ stellt eine Möglichkeit dar, weite Teile der Öffentlichkeit auf die mit dem Vogel verbundenen Probleme hinzuweisen und eine sachliche Diskussion in Gang zu setzen, bei der alle Seiten gehört werden. Landesfischereiverband Baden-Württemberg e.V. Diskutieren Sie über den neuen Vogel des Jahres im Forum…