Was die Forschung heute über den Klimawandel weiß, basiert hauptsächlich auf Datenreihen der vergangenen 150 Jahre. Für einzelne Regionen existieren sehr umfassende Datensätze, für andere weniger.
Letzteres betrifft vor allem die weiten und abgelegene Gebiete der tropischen Ozeane, für die es nur wenige Daten zu vergangenen Temperaturen und dem Wasserkreislauf gibt. Bislang vorhandene Datensätze aus Korallen-Klimaarchiven wurden deshalb zusammengetragen und sind nun in einer neuen Datenbank (CoralHydro2k) verfügbar.
Korallen-Skelette speichern Temperaturen der Vergangenheit
So genannte Flachwasserkorallen sind in den Tropen weit verbreitet. In ihren Kalziumkarbonat-Skeletten finden sich Hinweise auf vergangene Umweltbedingungen. Klimarekonstruktionen auf der Grundlage von Korallen verwenden in erster Linie die Sauerstoffisotopen-Zusammensetzung, die als Stellvertreter für die Meerestemperatur dient, aber auch zunehmend das Strontium/Kalzium Verhältnis, ein weiterer Stellvertreter für die Temperatur.
Datensätze bis 2.000 Jahre zurück
Die internationale Forschungsgruppe mit Dr. Jessica Hargreaves vom MARUM sowie Dr. Thomas Felis berät sich bereits seit über fünf Jahren. Die neue Datenbank umfasst begutachtete Veröffentlichungen und vor allem Datensätze korallenbasierter Klimaaufzeichnungen aus den vergangenen 2.000 Jahren. Gerade diese Zeitspanne ist laut Team insofern relevant, um die menschengemachten Klimaveränderungen der vergangenen 150 Jahre mit tiefgreifenden Auswirkungen auf Gesellschaften, Volkswirtschaften und Ökosysteme vor dem Hintergrund der natürlichen Klimavariabilität der vorindustriellen Zeit abbilden und verstehen zu können. Aus diesem Grund seien regionale Trends der Vergangenheit so relevant. „Diese Korallen-Datensätze“, heißt es in der Publikation zur Datenbank, „werden in Verbindung mit Klimasimulationen entscheidend dazu beitragen, unser Verständnis der Klimavariabilität der vergangenen 2.000 Jahre und ihrer Dynamik zu verbessern.“
Tropische Korallendaten können für eine umfassende Klimarekonstruktion mit anderen hochauflösenden Klima-Archiven wie Baumringen oder Eisbohrkernen kombiniert werden, um vergangene und gegenwärtige Wechselwirkungen zwischen Ozean, Atmosphäre und Land zu untersuchen.
-Pressemitteilung Marum Bremen-