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Im Westen nichts Neues?


Im Westen nichts Neues?

23.03.2015 12:15 von Matze Koch

Naturgetreu wie nie – echter Fortschritt oder überflüssige Spielerei?

Olle Kamellen?

 

 

Das Angeln kann keiner neu erfinden. Trotz vieler „Neuheiten“, wiederholt sich zwangsläufig viel. Nein, ich möchte Weiterentwicklung keinesfalls schlechtreden, schließlich bin ich sogar selber daran maßgeblich beteiligt die Angelei interessanter, fängiger und erlebnisorientierter zu gestalten. Dennoch ist man immer wieder erstaunt, dass Ideen, die als vermeintliche Neuheiten auf den Markt kommen, doch irgendwie, irgendwo in einer ähnlichen Form schon einmal erschienen sind. Oder hättet Ihr gedacht, dass die „brandneue“ Haarmethode mit dem Boilie, der gekochten Teigkugel, bereits in den 1940er Jahren im Osten Deutschlands erfolgreich praktiziert wurde?

 

 

Geniale Erfindungen

 

Wenn es um Nostalgie geht, bin ich nicht sonderlich bewandert, und wenn ich Fragen zu Oldtimergerät habe, wende ich mich an die einzig mir bekannte, autorisierte Stelle, an den Kollegen Thomas Kalweit. Fischreiherbeine zermahlen und dem Friedfischfutter beigeben, weil das eine hohe Lockwirkung haben soll, gehört ins Reich der mittelalterlichen Legenden, aber so manche Idee, die noch gar nicht lange zurückliegt, lässt mich nicht weniger schmunzeln. Das fiel mit beim Blättern in einer alten Fisch&Fang Ausgabe auf. Euch fehlt noch ein passender Wurmbehälter, indem die Würmer sich lange pudelwohl fühlen? Wie wäre es mit dieser Kreation, aus der Fisch&Fang vom 15.September 1973? Da gibt es die Empfehlung (entnommen aus dem französischen Magazin „la Peche et les poissons“ („Angeln und Fischen“) dies geniale Modell aus einer Kartoffel zu schnitzen, speziell für Tubifex (Schlammröhrenwürmer) Der Autor rät, das Ganze mit ausgeschnittenen Fahrradschläuchen zu verschließen. Fast genial, wenn es nicht so lustig wäre.

 

 

Ausgehöhlte Kartoffel als Wurmbehälter – „Erfindung für die Ewigkeit“

 

Die Moderne bietet mehr (zum Schmunzeln)

 

Das Hältern von Tubifexwürmern als Lebendköder oder -nahrung, wie Aquarianer sie nutzen, scheint durchaus ein ernstzunehmendes Problem zu sein, denn die empfindlichen Tierchen sind auf Fließwasser angewiesen. Man muss also ständig spülen, oder den Rat eines Aquarianers aus dem Jahr 2003 beherzigen, auf den ich bei meinen Recherchen stieß, der allerdings auch ein Grinsen bei mir auslöst: „Hältere die Tiere im Toilettenspülkasten, da ist immer frisches Wasser!“ Auch ein preiswürdiger Gedanke.

 

 

Als wären Maden im Kühlschrank nicht genug, jetzt hältern wir Tubifex im Toilettenkasten!

 

Beuteimitate

 

Wenn ich mit heute so einige Kunstködermodelle ansehe, dann staune ich, besonders bei Wobblern, schon, wie realistisch die daherkommen. Andererseits dürfte ein durchschnittlicher Gummifisch einer Beute auch nicht mehr ähneln, als der uralte FZ Blinker. Es geht eben gar nicht mal immer darum, perfekt zu imitieren, sondern lediglich darum Schlüsselreize anzusprechen. z.B. eine spezielle Druckwelle, einen Rasselton oder einen konkurrierenden Räuber.

 

Schon vor 40 Jahren hat man sich Gedanken über die perfekten Kunstköderaugen gemacht

 

Die klassischen Anglerprobleme allerdings haben sich nicht geändert. Schon auf diesem Titelbild der Fisch&Fang vom 12.Februar 1972 stand der Angler vor Schwierigkeiten, die man bis heute nicht im Griff hat: Eingefrorene Rutenringe. Genau das macht die Sache ja auch so spannend. Dass der Mensch, der Natur hilflos ausgesetzt, eben nicht für alles eine Lösung parat hat, beruhigt mich. Angst machen würde mir, wenn man alles in die Form pressen könnte, die wir gerne hätten.

 

Pusten gegen Eisbildung, damals wie heute – Titelbild der Fisch&Fang vom Februar 1972

 

 

Klare Anzeichen für Verbesserungen

 

Deutlich verbessert allerdings haben sich Kleinigkeiten, wie die Stopper für die Laufpose. Schlug man sich damals noch mit Bleischrot (einige Profis schwören noch heute drauf!), Ventil- und Paketgummis, sowie Wollfäden herum, kann man sie heute einfach auf die Schnur fädeln, zum Spottpreis, in der gewünschten Stärke. Das nenne ich doch mal Fortschritt.

Varianten von sebstgemachten Stoppern aus der Vergangenheit…

 

…und heute.

 

Auch ganz neue Angelmethoden sind entstanden, die begeistern, wie die „Klickmontage Texasrig“.Das sind eche Innovationen, wie auch der Pieper für die Karpfenangler. Aber von unzähligen Ideen und Schnapsideen hält sich am Ende bestenfalls ein Promille.

 

Trotzdem: Bleibt in diesem Sinne neugierig!

 

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