„Ach, was muss man oft von bösen, Kindern hören oder lesen!“,…
..so beginnt Wilhelm Busch seine Max und Moritz Geschichte. Böse reimt sich gut auf „lesen“, aber böse sind Angler sicher seltener. Solche, die zum maßlosen Übertreiben neigen, gibts schon sehr viel öfter. Liebevoll als „Anglerlatein“ bezeichnet, darf man immer wieder erstaunt sein, dass es immer nur die MONSTERfische sind, die verloren gingen. Nie die kleinen.
Die Realität sieht anders aus. Ich habe es häufig erlebt, dass die größeren Fische schnell im Kescher waren, und kleinere kämpften wie besessen. Das ist belegt. Nicht erfunden, sondern Fakt. Doch Märchen aus dem „Fischverlustebuch“, sollen gar nicht das Thema des heutigen Blogeintrages sein, denn darüber kann ich, als humorvoller Mensch, noch schmunzeln. Es geht heute um etwas Besorgniserregenderes, was mehr auf Unwissen, als auf Übertreibungen basiert.
Tiefenkenntnis?
Vor einigen Wochen, als es noch so richtig kalt war, versuchte ich einige Male mein Glück auf Brassen. Das tat ich mehr oder weniger erfolgreich, und suchte bei der Gelegenheit auch neue Gewässer auf. Dabei traf ich einen Holländer, der sehr freundlich war, und mir bereitwilllig Auskunft über „sein“ Gewässer gab. Die Fische würden noch sehr tief stehen, erklärte er überzeugend, und das klang logisch, denn unter 4m Tiefe dürfte das Wasser kaum mehr als 4 Grad gehabt haben. Auch auf mehrmaliges Nachfragen, bestätigte er (etwa Mitte 50, sicher nicht ohne Erfahrung), seine Angaben, das Gewässer sei über 12m tief, und die Brassen (von denen er sogar drei gefangen hatte) stünden auch etwa in dieser Tiefe. Mir kam das spanisch vor, denn der Winkel seiner Feederschnüre passte nicht zu der Angabe, aber schließlich war es „sein“ Gewässer.
Selbst ist der Mann
Das Gewässer interessierte mich. Vielleicht würde es mal für eine Reportage über Friedfische in Frage kommen. Darum suchte ich es einige Wochen später (nämlich gestern) noch einmal auf, um mir ein eigenes Bild davon zu machen. Ich war ziemlich erstaunt, wie wenig manche Angler über ihre Gewässer wissen. So weit meine Lotmontage auch rausflog, mehr als 6m waren an keiner Stelle zu erloten. Schlimmer noch, an der Stelle, die der Feederangler damals befischte, waren es in der gesamten Wurfdistanz, die ich fächerförmig absuchte, kaum mehr als 4,5m.
Unwissenheit lässt grüßen
Das soll keine ANKLAGE gegen den armen (und sehr netten) Holländer sein, sondern nur meiner Beunruhigung Ausdruck verleihen, wie wenig Angler sich bemühen die Gewässer zu „lesen“. Denn so schwer ist es nicht, die Tiefe zu ermitteln. Bei einer Reportage vor einigen Jahren, berichtete man mir ähnliches vom Hafen in Barßel. Über 12m tief soll er sein, einige sprachen von über 20m, sogar im Angelgeschäft bekam ich diese Angaben. Als ich dann im Rahmen meines Welsversuchs mit Stefan Seuß samt Echolot darüber fuhr, fanden wir 5,5m als tiefste Stelle.
Faulheit und Nachgetratsche?
Es ist von großer Bedeutung, genau zu wissen, in welcher Tiefe man angelt. Darum erstaunt es mich immer neu zu erleben, wie Angler auf gut Glück fischen, denn in der Tat ähnelt die Angelei dann einer Lotterie. Lustigerweise scheint das dann die gleiche Spezies zu sein, die mich anschreibt und fragt: „Warum fange ich keine Karpfen in meinem See?“ – meine Gegenfrage, um halbwegs aussagekräftig antworten zu können: „Wie tief ist der See?“ wird dann nur mit Achselzucken beantwortet. Bestenfalls schwafelt man irgendetwas nach, und verbreitet am Ende damit nur Märchen.
Und die Moral von der Geschicht? Sei zu faul zum Loten nicht! 🙂
Denn das genaue Loten ermöglicht es erst die Köder auch genau da zu platzieren, wo die Fische sich überwiegend aufhalten. An den Kanten von kleinen Sandbänken, auf Plateaus zum Sonnenbaden, an Kanaleinläufen, deren Tiefe sich in den See hinein fortsetzt. Es gibt viel zu Erloten. Packen wirs an! 🙂