Grau in grau – der Blick aus dem Fenster war monatelang nicht wirklich erhellend. Das regenreiche Frühjahr hat aber der Elbe so viel Wasser geschenkt, dass der Fluss in mehreren Wellen auch entlang der DBU-Naturerbeflächen Roßlauer und Ringfurther Elbauen über die Ufer trat und die stark gefährdeten Auen nach jahrelanger Trockenheit wieder mit Wasser speiste.
In Folge profitieren nicht nur die dort brütenden Kraniche von den Fröschen in den Flutmulden sowie die Eichen und Eschen in der Hartholzaue von den durchtränkten Böden. Überstaute Auen dienen auch als Wasserfilter und Hochwasserschutz, bereichern die biologische Vielfalt, sind gut für die Grundwasserneubildung und zudem wunderschön anzusehen.
Mehrere Wellen ließen Altarme, Flutmulden und Kolke volllaufen
Intakte Auengebiete leben davon, immer mal wieder überflutet zu werden. Sie nehmen beachtliche Wassermengen auf und helfen so, Hochwasserwellen abzuschwächen. „Sie werden auch als Nieren der Landschaft bezeichnet. Einströmendes Wasser wird vor allem durch die Pflanzen gereinigt“, erläutert Dr. Uwe Fuellhaas, Gewässer und Feuchtgebietsmanager im DBU Naturerbe. Die gemeinnützige Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) hat mit den Ringfurther Elbauen bei Magdeburg 1200 Hektar (ha) und mit den Roßlauer Elbauen bei Dessau-Roßlau 1650 ha vom Bund übernommen und dem Naturschutz gewidmet. Fuellhaas freut sich über das anhaltende Hochwasser ohne Gefahr für die angrenzenden Gemeinden: „Es ist zehn Jahre her, dass die Auengebiete in diesem Maße vom Wasser profitiert haben.“ Seit Februar seien in mehreren Wellen Altarme, Flutmulden, sogenannte Kolke – kleine Tümpel – sowie Teile der Weichholzaue in den Ringfurther Elbauen und der Hartholzaue in den Roßlauer Elbauen vollgelaufen.
Paradiesische Bedingungen für Amphibien und Fische
„Für Amphibien und Fische sind das gerade perfekte Bedingungen“, betont Christian Block, Revierleiter vom Bundesforstbetrieb Nördliches Sachsen-Anhalt für die Ringfurther Elbauen. Auen sind die Kinderstube für Fische und Amphibien. Je mehr intakte Auen es entlang eines Flusses gibt, desto fischreicher ist dieser. Laut WWF-Aueninstitut kommen ungefähr zwei Drittel aller Lebensgemeinschaften Mitteleuropas in Auen vor – auf nur etwa sieben Prozent der Landfläche. Aber mehr als die Hälfte der Flussauen in Deutschland sind laut Bundesumweltministerium stark verändert, nur neun Prozent sind ökologisch intakt und von dem einst prägenden Auwald ist nur noch rund ein Prozent übriggeblieben.
Maßnahmenumsetzung zeigt erhoffte Wirkung „Wir können unsere Auen besser schützen, indem beispielsweise Altarme wieder an Flüsse angeschlossen, geeignete Deichabschnitte geschlitzt oder Flutrinnen vertieft werden“, so Daniel Andrick, Bundesforstrevierleiter für die Roßlauer Elbauen. Das Biophärenreservat Mittelelbe hatte eine entsprechende Maßnahme im Winter 2020/21 auf der DBU-Naturerbefläche in Zusammenarbeit mit dem Bundesforstbetrieb umgesetzt. Um dem vorhandenen Wasserdefizit ein wenig Rechnung zu tragen, haben die Projektbeteiligten fast am Ende des vorhandenen Sommerdeiches am Oberluch bei Roßlau eine Senke auf rund sechs Metern Länge eingearbeitet, um eine bessere Versorgung auch bei mittleren Hochwässern möglich zu machen. „Die Maßnahme zeigt Erfolg: Heute steht das Wasser in der Flutrinne“, freut sich Andrick.
-Pressemitteilung DBU-