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Fischräuber oder Teil der Natur


Fischräuber oder Teil der Natur

19.12.2014 11:34 von Matze Koch

Ein unersättlicher Räuber, den es auszurotten gilt?

Eine Frage der Relation

 

Eine häufig gestellte Frage an mich: „Wie denkst Du über das Kormoranproblem?“ Viel wird über Kormorane geschimpft. Sie würden ganze Gewässer leer fischen und verwüsten. Stimmt das so eigentlich?

Das kommt ganz drauf an, auf welches Gewässer man das bezieht. Im Donaudelta können auch große Kormoranschwärme kaum nachhaltigen Schaden anrichten, denn diese faszinierenden Vögel sind genauso Teil der Natur wie Hecht oder Karpfen. In von Menschen angelegten Kleingewässern, seien es Seen oder Entwässerungsgräben, sieht das natürlich ein wenig anders aus. Wenn eine ganze Kolonie diese für sich entdeckt, kann ein Fischbesatz schon mal ruckzuck verschwunden sein.

 

Der bescheiden dreinschauende Eisvogel beobachtete den Kormoran aus sicherer Entfernung von etwa 20m

 

Kampfschrei?

Ich halte mich ein wenig dezent zurück mit dem Gebrülle „Buh! Kormorane raus!“ bin aber trotzdem der Ansicht, dass man als Mensch auch Teil der Natur ist, und dass wir das Recht haben unsere angelegten Gewässer zu „verteidigen“. Vor 150 Jahren wäre ja auch niemand auf die Idee gekommen Wölfe unter Schutz zu stellen, die leichtes Spiel hatten, wenn sie menschliche Schafzuchten auseinandernahmen.

Tiere verteidigen ihre Reviere und Jagdgebiete, warum also hat der Mensch, der die Natur auch nachhaltig beeinflusst, nicht auch das Recht seine Anlagen zu verteidigen? Als ich den Bericht des Inhabers einer Fischzuchtanlage (aus der viele umliegende Vereine ihren Besatz beziehen) hörte, lief es mir schon kalt den Rücken runter. Zu HUNDERTEN fielen die Tiere über wenige Hektar her, und der Abschuss war damals noch strengst untersagt. Die mussten um ihre Existenz kämpfen. Klar, wenn wir denTisch decken, dann müssen wir damit rechnen dass sich auch ungebetene Gäste einladen. Dann müssen nach meiner Meinung aber auch diese „Gäste“ ihrerseits damit rechnen vertrieben oder selber zur „Beute“ zu werden.Auch das ist Grundregel in der Natur.

 

Immerhin haben wir Menschen, im Gegensatz zum Tier, einen GEIST bekommen, mit dem wir beurteilen können, was gut und richtig ist, was schützenswert ist und was man in einem gewissen Rahmen bekämpfen kann ohne der ganzen Art zum Verhängnis zu werden. (ob wir das immer korrekt umsetzen lasse ich mal offen). Der Art des Kormorans wird jedenfalls kaum eine Abschussquote gefährlich werden können, aber bekanntlich hört bei vielen Umweltverbänden der Tierschutz an der Wasseroberfläche auf. Wenn der Mensch nicht irgendwann begonnen hätte die Wanderratten konsequent in ihrer Ausbreitung zu bekämpfen (sei es durch Tötung oder durch mehr Hygiene), dann wäre die Pest vermutlich noch immer aktuell. Gleiches gilt für den Bisam, der menschlich angelegte Ufer bedroht. Ausrotten wird (und sollte) man ihn nie. Aber im Zaum halten kann man ihn recht gut.

 

Vor einigen Tagen fing meine Frau Moni bei einer Reportage an einem meiner Hausgewässer, dem Timmeler Meer, diese Fotos ein, die zeigen, dass die Jungs schon einigermaßen unersättlich sind, und sie demonstrieren schon anschaulich die Folgen.

 

Der geschätzte Kollege Welsmeister Stefan Seuß hat in einer älteren Ausgabe der Fisch&Fang einmal eine Rechnung aufgemacht, wie viel Fisch pro Kilogramm ein Wels im Vergleich zum Kormoran braucht. Dabei wurde deutlich: Der Wels ist ein absoluter Waisenknabe gegen den Energieverbrauch des Komorans.

 

Schni, schna, schnappi, da war er weg…

 

…leider doch nicht, denn oft merken die Tiere erst zu spät, dass die Beute doch nicht durch den Hals passt und spucken sie verletzt wieder aus.

 

 

 

 

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