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EU fordert mehr Schutz für Aale

Seit den 1980er Jahren ist die Zahl der mit dem Golfstrom ankommenden Glasaale vor Europas Küsten um 90 Prozent zurückgegangen. Foto: Marcel Weichenhan

Europaabgeordnete fordern die Mitgliedsstaaten auf, die Datenlage zu verbessern und mehr Anstrengungen zum Schutz der Aale zu unternehmen.

Am 19.Februar 2019 hat der Fischereiausschuss des Europaparlaments einen Workshop zum Europäischen Aal abgehalten. Fachleute und Abgeordnete des Europäischen Parlamentes tauschten Informationen über die Situation des Aals und notwendige Maßnahmen zum Schutz dieser einzigartigen Fischart aus.

Neue Studie zum Aal

Die geladenen Experten stellten die Ergebnisse einer vom Fischereiausschuss in Auftrag gegebenen Studie „Environmental, social and economic sustainability of European eel management“ vor. Die Studie beleuchtet neben den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen die Bestandssituation, die wichtigsten Bedrohungsfaktoren und damit verbundene Schutzmaßnahmen der Mitgliedsstaaten.

Der Europäische Aal ist in vielen Süßwassersystemen in der gesamten Europäischen Union anzutreffen. Seit den 80’er Jahren ist die Zahl der mit dem Golfstrom ankommenden Glasaale vor Europas Küsten um 90 Prozent zurückgegangen. In der gleichen Zeit hat sich der Bestand um ca. 50 Prozent reduziert. Der Europäische Aal wird in der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN als „vom Aussterben bedroht“ geführt und in der Roten Liste der gefährdeten Tierarten Deutschlands als „gefährdet“. Im Washingtoner Artenschutzübereinkommen CITES (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora) ist die Art auf Anhang II gelistet, somit darf Aal nur noch kontrolliert gehandelt werden.

Europäische Aale wandern in die 5000 km entfernte Sargassosee im Nordatlantik zum Laichen ab. Ein Aal laicht nur einmal in seinem Leben. Von dort kehren die Larven mit dem Golfstrom an die europäischen Küsten zurück und steigen als Glasaale in die Flüsse auf. Die Gründe für den dramatischen Bestandsrückgang sind bis heute nicht gänzlich geklärt. Es gibt eine Reihe von Einflussfaktoren, die den Aalbestand negativ beeinflussen. Dazu gehören Turbinen in Wasserkraftanlagen, Gewässerverschmutzung, Wanderhindernisse, Fischerei und Zerstörung der Lebensräume.

Illegaler Handel gilt als größte Bedrohung

Als eine der größten Bedrohungen wird der illegale Handel mit Glasaalen angesehen. EROPOL geht von etwa 100 Tonnen Glasaalen aus, die von Europa jährlich nach Asien geschmuggelt werden. Das entspricht ca. 350 Millionen Glasaalen. Laut einer Pressemeldung der Sustainable Eel Group (SEG) werden lediglich 30 Millionen Glasaale auf legalem Wege in den Verkehr gebracht. Sie stützen in erster Linie die notwendigen Besatzprogramme und sind ein wichtiger Beitrag für die Umsetzung der Aalmanagementpläne. Dazu behindern die vielen Wasserkraftanlagen Aale, in die Flüsse auf- und wieder abzusteigen. Eine große Zahl von Aalen kommt bei der Passage der Turbinen ums Leben.

Studie übersieht den ökonomischen Wert der Freizeitfischerei

Bei der Debatte im Anschluss an die Präsentation zeigte sich die Europaabgeordnete Annie Schreijer-Pierik darüber enttäuscht, dass die Studie den großen ökonomischen Wert der Freizeitfischerei und die signifikanten Anstrengungen und finanziellen Aufwendungen der Angler für die Besatzmaßnahmen von Aalen, übersieht. Der Abgeordnete Werner Kuhn sprach sich dafür aus, mehr und bessere Daten über den negativen Einfluss der ausufernden Kormoranpopulation auf den Bestand der Aale zu erheben, er nahm dabei Bezug auf die Veranstaltung der EAA mit dem Titel „Kormoran: Management über Grenzen hinweg“ im Oktober 2018.

Insgesamt wurden die fehlenden Anstrengungen der Mitgliedsstaaten bei der Umsetzung der geltenden Aal-Managementpläne kritisiert. Aufgrund der schlechten Datenerhebung in den Mitgliedsstaaten sei es nicht möglich, den Einfluss der Berufs- und Freizeitfischerei auf die Bestände zu bewerten. Aus demselben Grund sei eine Einschätzung der Wirksamkeit von Schutzmaßnahmen im Rahmen der Aal-Managementpläne für die Bestandserholung kaum abzuschätzen.

Die Experten warnten davor, dass man aufgrund des komplexen Lebenszyklus´ der Europäischen Aale ein Aussterben nicht ausschließen könnte.

EAA und EFTTA fordern Schutzmaßnahmen auf allen Ebenen

Die European Anglers Alliance (EAA) und die European Fishing Tackle Trade Association (EFTTA) mahnen schon seit vielen Jahren an, dass akute Maßnahmen zum Schutz der Aale nicht nur Fischer und Angler betreffen dürfen. Die langjährigen Forderungen der Angler, wie die Nachrüstung der Wasserkraftwerke und eine vertragsgemäße Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie, Maßnahmen gegen den illegalen Glasaalfang und den übertriebenen Schutz der Kormorane, wurden in der Vergangenheit nicht in Angriff genommen.

Der Deutsche Angelfischerverband vertritt in gleicher Weise die Auffassung, dass der Aal alleine durch Fangverbote nicht zu retten ist und sieht darin keinen zielführenden Lösungsansatz. Angler engagieren sich seit langer Zeit in den Binnengewässern und auch an der Küste intensiv um den Erhalt des Aals mit ihrem Geld und ihrer ehrenamtlichen Arbeit. Dies hat der DAFV auch in seiner Position gegenüber der EU verdeutlicht. Im Dezember 2018 hat die EAA dazu bereits ein Positionspapier “On the rebuilding of the European Eel (Anguilla anguilla) stock” veröffentlicht.

-pm-

Angler besetzen in Deutschland jedes Jahr Millionen von Glasaalen, um die zurückgehenden Bestände zu stützen. Foto: Marcel Weichenhan
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