Schon vor über 100 Jahren war übergroße Streamer deutschen Angler bekannt, die Modelle waren sogar teils ausgefeilter als heute. Ich kann mich noch daran erinnern, wie holländische Angler in den 1980er Jahren mit „halben Hähnchen“ auf Hecht fischten. Diese riesigen Federbüschel, die mit der Spinnrute geworfen wurden, wurden damals als Neuheit angepriesen.
Zum Hechtangeln empfiehlt aber Altmeister Dr. Heintz schon 1903: „Die Hechtfliege soll eigentlich einen Vogel vorstellen, der ins Wasser gefallen ist. Man stellt sie dar entweder in der Form einer besonders großen, bunten Lachsfliege, hauptsächlich aus mit Golddraht umwundenen Pfauenfedern, oder als eine aus Wolle und Federn gebundene, vogelähnliche Puppe, oder schließlich aus einem natürlichen, ausgebalgten Vogel, der der Länge nach mit einem Messingröhrchen durchbohrt ist“ (Dr. Karl Heintz, Angelsport im Süßwasser, 1903).
Zum Huchenfischen entwickelt Heintz später ein ganz besonderes Modell, seine Eisvogelfliege: „Die künstliche Eisvogelfliege wird von Wieland nach meinen Vorsschrift hergestellt. Sie ist an einen Doppelhaken größten Kalibers Nr. 10/0 gewunden“ (Dr. Karl Heintz, Angelsport im Süßwasser, 1922). Sie soll einen tauchenden Eisvogel imitieren, der nach kleinen Fischchen jagt.
Im Münchner Fischereimuseum – das übrigens unbedingt einen Besuch wert ist, sehr interessante Exponate sind dort zu sehen – findet sich versteckt, ganz unten in einer Vitrine, eine vogelähnliche Puppe, wie sie Dr. Heintz beschrieben hat. Neben verschiedenen Behm-Huchenzöpfen hängt dort ein großes Federbüschel mit einem riesigen Drilling, in dem neben Pfauengras auch Eisvogelfedern verarbeitet sind. Der Kopf ist aus Silbertinsel gewickelt. Eingearbeitet ist ein sogenannter „Bodensee-Wirbel“, wie man ihn in den damaligen Hildebrand/Wieland-Katalogen findet. Allein schon das spricht für eine süddeutsche Provenienz. Leider ist der Köder im Museum nicht weiter beschrieben. Noch nirgendwo anders habe ich diesen Köder bisher gesehen. Ein richtig tolles Teil!
Wer hat Heintz-Fliegen in seiner Sammlung? Infos und Anregungen an thomas.kalweit@paulparey.de